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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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dass die Schwangere sie fast nicht gehört hätte. Wenn sie wollte, war Claire wie eine Katze, mit Samtpfoten und geschmeidigen Bewegungen, doch Dee hatte ein Talent dafür entwickelt, sie aufzuspüren. Sie wurde ja selbst langsam zur Katze.
    Normalerweise machte Claire so viel Lärm, dass Dee sie unmöglich nicht hören konnte. Sie schleuderte ihre Schuhe im Flur in die Ecke und schlug im Vorbeigehen auf die Klaviertasten, so als wollte sie selbst der Luft hier im Haus mitteilen, dass sie wieder da war. Aber heute blieb das alles aus. Da gab es nur das verdächtige Knarzen eines Dielenbrettes und danach drückende Stille.
    Dee steckte die Nase zur Küchentür hinaus, der Eingangsbereich war aber verwaist, also lief sie den Flur entlang und warf einen Blick ins Wohnzimmer, wo Claire über dem Schreibtisch in der Ecke stand und ein paar Papiere durchsah. Bevor man sie noch entdeckte, huschte Dee zurück in die Küche. Eine Sekunde später kam Claire auch schon herein, und zwar mit so übler Laune, dass Dee beinahe fürchtete, sie könnte womöglich die Milch zum Gerinnen bringen, so sauer war sie. Zum ersten Mal, seit Dee Claire kannte, trug sie ihre Haare offen.
    »Was haben Sie denn mit Ihren Haaren gemacht?«, fragte Dee.
    Claire griff nach hinten und strich sich über die roten Locken, als hätte sie die schon ganz vergessen. »Mal was Neues«, antwortete sie betont heiter.
    »Allerdings.« Mit offenem Haar sah Claire ganz anders aus – vielleicht sogar netter. Dee betrachtete sie aufmerksam. Jetzt, wo sie genauer hinsah, fiel ihr auf, dass Claires Hände ein wenig zitterten – was ungewöhnlich war, wenn man bedachte, wie ruhig sie stets Icicles Zügel hielt. »Was ist denn in der Tasche?«, fragte Dee.
    Claire sank auf einen Stuhl und starrte ins Leere – Dee konnte nicht so recht sagen, was los war, machte sich aber Sorgen, denn normalerweise taxierte Claire die Dinge mit rasiermesserscharfem Blick. »Reitzeug«, erklärte sie.
    Dee verspürte ein Kribbeln im Nacken, als sie sich Claire gegenüber niederließ. »Moment mal, Sie waren im Turner-Haus? Sind Sie denn verrückt geworden? War Whit etwa da?«
    Claire schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck Milch. »Heute spielt er Tennis.«
    Dee biss sich auf die Lippe und versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Sie war brav wie ein Lämmchen gewesen und hatte sich nicht bei Whit gemeldet, nicht ein einziges Mal. Sie wusste schon, was sie an ihrer momentanen Situation hier hatte. Und trotz all der gruseligen Geschichten über die toten kleinen Jungen wollte sie in ihrer derzeitigen Verfassung nun wirklich nicht auch noch von der Salt Creek Farm geworfen werden. Sie brauchte Jos und Claires Hilfe – zumindest im Moment. Tatsächlich hatte Dee, mal abgesehen von ihren Terminen im Krankenhaus, das Gut noch nicht wieder verlassen. Sie war voll und ganz damit zufrieden, die Tratschmagazine zu lesen, die Jo für sie im Supermarkt kaufte, so gut es ging mit dem Salz zu helfen und sich auf das Baby vorzubereiten, obwohl es da ja auch nicht viel zu tun gab. Jo hatte ein gebrauchtes Bettchen aufgetrieben, Claire ein paar pastellfarbene Strampelanzüge und Windeln für einen ganzen Monat mitgebracht, und sie hatte eine verblüffende Sammlung an Flaschen, Bürsten, Schnullern und Lätzchen zusammengetragen, inklusive eines Pumpballs.
    »Falls das Baby eine Erkältung bekommt«, hatte Claire bemerkt und das Ding in die Schublade des Wickeltisches gelegt, als ob das alles erklären würde. Nachdem sie gegangen war, hatte Dee das Schubfach wieder geöffnet, auf dem Gummiteil herumgedrückt und sich gefragt, ob sie damit wohl Ohren, Nase oder Mund des Baby freisaugen sollte, und wie lange. Jo wusste das bestimmt auch nicht, und Claire wollte sie nicht fragen. Außerdem war ja gar nicht gesagt, dass das Kind überhaupt krank werden würde, und warum musste Claire sich hier jetzt schon als Krankenschwester aufspielen? Die sollte sich doch lieber um ihr Pferd kümmern, dachte Dee. Immerhin war es das einzige Wesen, das sie zu lieben schien.
    Als das Baby zappelte, legte Dee sich seitlich eine Hand an den Bauch. Die Hebammen in Hyannis hatten ihr erklärt, dass es jetzt jeden Augenblick losgehen konnte. Wenn die Wehen regelmäßig kamen, so ihre Weisung, dann sollte sie sofort zum Krankenhaus aufbrechen und auf gar keinen Fall noch warten – der Weg von Prospect in die Klinik war lang. Bei der letzten Voruntersuchung hatte Claire Dee begleitet und darauf

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