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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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hatten die Leute hier deshalb das Bedürfnis, ihre Sünden zu beichten, fuhr es ihr durch den Kopf. Bevor sie diesen Gedanken weiter ergründen konnte, ertönte jedoch Pater Flynns Stimme, als hätte sie ihn herbeigerufen. »Hallo, mein Kind. Was für eine Überraschung.« Er trat durch die offene Sakristeitür herein und blinzelte in ihre Richtung. »Ist alles in Ordnung?«
    Jo kämpfte gegen die Tränen an und ließ den Kopf hängen. »Eigentlich nicht.«
    Pater Flynn nahm in der Bank hinter ihr Platz. Wenn er sich so an sie heranpirschte, hatte Jo immer das Bedürfnis, ihm ihr Herz auszuschütten.
    »Ich habe gerade die Sache mit Whit Turner verpatzt. Er wollte mir etwas schenken, das ich nicht annehmen konnte. Und das Schlimmste ist, dass er jetzt weggeht, aufs Internat. Wussten Sie das?«
    Pater Flynn nickte. »Was wollte er dir denn schenken?«
    »Ein Medaillon mit seiner Initiale.«
    Sie hörte, wie Pater Flynn scharf die Luft ausstieß. »Und warum hast du es nicht angenommen?«
    »Ich weiß auch nicht so genau …« Ihre Stimme wurde leiser. Es lag nicht etwa daran, dass sie Whit nicht mochte, wie ihr mit einem Mal klar wurde. Aber sie mochte ihn einfach viel zu sehr, um für ihn nur ein Sommerflirt zu sein. »Ich glaube nicht, dass Gillys und Turners gut zueinanderpassen«, erklärte sie schließlich.
    Pater Flynn lehnte sich in der Kirchenbank zurück und blickte sie ernst an. »Du und Whit, ihr seid ein bisschen wie Senf und Essig. Für sich allein genommen lecker, zusammen aber etwas zu viel des Guten. Und du durchlebst jetzt die schönste Zeit deines Lebens. Vergiss das nicht.« Er zögerte, und seine Augen wurden glasig. »Hör mal, du kannst immer zu mir kommen, wenn dir etwas auf dem Herzen liegt. Ich weiß … na ja, ich kann mir doch denken, dass dir dein Vater manchmal fehlt.« Bevor Jo noch etwas erwidern konnte, stand Pater Flynn mit einer Handbewegung auf. »Am besten gehst du jetzt zurück in die Marsch, Liebes. Es ist schon fast dunkel.«
    Jo ging nach Hause. Plötzlich tat es ihr leid, die Kette zurückgegeben zu haben, sie wäre nämlich eine perfekte Gabe für Unsere Liebe Frau gewesen. Während Jo am Rand der Marsch entlanglief, spürte sie in ihrer Vorstellung wieder das Gewicht des Anhängers, der sich hin und her drehte wie ein Stein am Grund eines Flusses. Was würde Ida wohl machen, wenn sie Jo mit so etwas erwischte, fragte sie sich. Das war schwer zu sagen. Ida war eine Frau, die alles hatte – Juwelen, Pelze, nicht zuletzt einen Ehemann, an den sie sich klammerte, als würde die Ebbe ihn mit hinausreißen, und einen überbehüteten Sohn, für den sie alles tun würde.
    Aber Ida hatte auch noch ein paar andere Dinge – vor allem eine Vergangenheit, die sie nie losgeworden war. Und wenn eine Frau zu viel hatte, überlegte Jo, während sie sorgsam einen Fuß vor den anderen setzte, dann musste sie sich von so einigem trennen, ob es nun die Kleider der letzten Saison waren, ein Kaffeeservice, das ihr nicht mehr gefiel, oder – wagte Jo mal ganz tollkühn zu behaupten – sogar das uneheliche Kind, von dem in der Stadt gemunkelt wurde. Jo betrat die schäbige Veranda des Gutshauses und war dankbar für das schwache Licht der einzelnen Glühbirne, das sie dort begrüßte.
    »Wo zum Teufel hast du bloß gesteckt?«, wollte ihre Mutter wissen, als Jo in der Küche erschien. Sie schob ihr das Abendessen über den Tisch zu. »Hier. Die Suppe ist kalt und das Brot hart, aber du musst ja was im Magen haben.«
    »Ich war in St. Agnes«, erklärte Jo und setzte sich. »Whit und ich haben uns gestritten. Ich hab mich gefragt, ob Pater Flynn mir vielleicht helfen kann.«
    Dies quittierte ihre Mutter lediglich mit Schweigen. Sie machte den Mund auf, so als wollte sie etwas erwidern, änderte dann aber ihre Meinung und stellte klappernd Geschirr in die Spüle. »Und, konnte er dir helfen?«, fragte sie schließlich. Jo schüttelte den Kopf. Mama drehte den Hahn ganz auf. »Was weiß der denn auch schon?«, sinnierte sie schließlich. »Pater Flynn ist doch nur ein Priester. Und schlimmer als das, er ist ein Mann. Der sollte seine Nase nicht in die Angelegenheiten von Frauen stecken, wenn er nicht will, dass man sie ihm abbeißt.«
    Am nächsten Morgen wachte Jo müde und gerädert auf. Draußen war es plötzlich kühl und duster. Als sie zum Frühstück nach unten kam, reichte ihre Mutter ihr einen Laib braunes Brot und trug ihr auf, den zu Pater Flynn zu bringen. »Und danach«, sagte Mama,

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