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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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Turner-Hauses, hatte Claire trotzdem den Eindruck, ein leises Geisterlachen zu vernehmen.
    An dem Abend, an dem Whit und sie aus ihren Flitterwochen zurückgekehrt waren, kämmte Claire sich gerade im Bett die Haare, als Whit sich von hinten an sie heranschlich und in ihrem Nacken »Schneid die bloß nie ab« flüsterte.
    Sie ließ die Silberbürste sinken und wusste nicht, ob sie jetzt lächeln oder seufzen sollte. Männer waren wie Marionetten, man konnte sie an Schnüren führen, die so dünn waren wie ein einziges rotes Haar, und da war Whit keine Ausnahme. Der einzige Mann, dessen Herz sie nicht hatte umgarnen können, war Ethan. Sie schob das Kinn vor und betrachtete sich im Spiegel. Ihr fielen die neuen Schatten und spitzen Winkel auf, die ihr Gesicht zeichneten, seit sie das Geheimnis der Ehe ergründete. »Und was würdest du tun, wenn ich es doch täte?«, fragte sie.
    Hinter ihr verfinsterte sich Whits Miene. »Ich kann nur hoffen, dass du dich nie gegen mich stellst, Claire.« Die Worte gingen ihr erst durch Mark und Bein und lagen ihr dann schwer im Magen. Sie blickte auf ihre Hände und den klobigen Diamantring, der einst Ida gehört hatte. Als sie wieder aufsah, entdeckte sie, dass Whit ihr eine Kette mitgebracht hatte, nicht etwa mit einem Saphiranhänger oder einem juwelenbesetzten Kreuz, wie sie erwartet hätte, sondern nur mit einer schlichten kleinen Perle.
    Feierlich legte er ihr die Kette um den Hals und fuhr ihr dann mit den Händen über die Schultern, grub ihr die Nägel ins Fleisch wie eine Hacke, die sich im Frühling in den Boden bohrte. Claire hob die Hand und umfing die Perle mit den Fingern. Ihr kam sie eher wie etwas vor, das Ethan ihr geschenkt hätte, und dann wünschte sie sich, sie könnte ihre Zeit mit ihm zu so etwas Glänzendem und Glattem zusammenballen und sie statt der Perle mit sich herumtragen. Nein, sagte sie sich, die Vergangenheit sollte man lieber nicht derart ausschmücken.
    Unverhofft kamen ihr Zeilen aus einem von Ethans Lieblingsgedichten in den Sinn: »Schlaf, schlaf, du kleine weiße Perl’! Lass eine Weile beten mich, vor dir auf meinen Knien.« Claire presste sich die Faust vor den Mund. Ethan betete nun zu einem ganz anderen Gott.
    »Die hat mal meiner Mutter gehört«, erklärte Whit und rückte die Kette an ihrem Hals zurecht. Sein Handgelenk ruhte dabei schwer auf ihrem Schlüsselbein und machte unmissverständlich klar, dass sie damit einen Pakt besiegelten. Er zeigte ihr gern, dass sie ihm gehörte, wie Claire langsam lernen musste. Aber er tat es indirekt – durch Schmuck oder unerwartet leidenschaftliche Küsse in Situationen, in denen das eigentlich nicht angebracht war. Das war für all die Frauen der feinen Gesellschaft eine ganz neue Seite an ihm.
    »Du bist seine Scarlett, und er dein Rhett«, flöteten die Mädchen im Country Club, wenn er sich mit ihr im Arm tief über die Tanzfläche beugte. »Du seine Cathy, und er dein Heathcliff.« Claire wies sie nie darauf hin, dass es für keines dieser beiden Paare ein Happy End gab. Ihre neuen Bekannten waren keine großen Leserinnen.
    »Sie hätte gewollt, dass du sie bekommst«, behauptete Whit nun über die Kette, und Claire musste ein Schnauben unterdrücken. Der Ehering, Icicles edles Profil, diese Perle – das alles war das Letzte, was Ida einer Gilly-Frau gegönnt hätte. Claire erschauderte, als sich ein kühler Hauch früher Herbstluft durch die zugezogenen Vorhänge schlängelte und die Fenster klapperten. Aber sie nahm das Geschenk an, denn als Lebende hatte sie den Toten gegenüber den Vorteil, ja sagen zu können.
    »Danke.« Etwas Hartes – vielleicht ein Zweig – schlug gegen die Scheibe. Whit grummelte und zog an der Gardine, wandte sich dann wieder Claire zu und schlang ihr die Arme um die Hüfte.
    »Komm ins Bett«, sagte er, und es war teils Befehl, teils Provokation. Claire ließ sich von ihm am Handgelenk auf die Matratze hinunterziehen. Er fixierte ihre Arme mit den Knien und beugte sich über sie, sein Atem kitzelte sie am Nacken. »Wenn du je versuchen solltest, die Bande zwischen uns zu kappen, wird dir das nicht gelingen«, knurrte er und biss sie erst zärtlich, dann fester. »Das weißt du doch, oder?« Der Sex mit Whit war oft wild, manchmal sogar schmerzhaft, aber er war auf eine Art und Weise aufregend, wie Claire sich das nie erträumt hätte. Jedes Mal, wenn sie sich ihm hingab, hatte sie nachher das Gefühl, einer Gefahr entronnen zu sein, und dann wünschte sie sich

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