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Das Geheimnis der schönen Catherine

Das Geheimnis der schönen Catherine

Titel: Das Geheimnis der schönen Catherine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Tante Rose! Wie konntest du nur! Als ob ein Mensch, der auch nur ein bisschen Verstand hat, etwas so Absurdes glauben würde, so etwas … Lächerliches. New South Wales ist eine kleine, arme Kolonie – eine Strafkolonie! Um Himmels willen, was sollen wir nur tun?« Catherine holte tief Luft und ließ sich die Situation durch den Kopf gehen. Alles hatte sich so gut angelassen, alles war bisher glatt gegangen – ganz als handelte es sich nicht um einen der wilden Pläne ihres Vaters. Und nun, urplötzlich, fiel eine Diamantenmine vom Himmel, mit der sie fertig werden musste. Das war ja fast wie in alten Zeiten! Plötzlich gewann Catherines Sinn für Humor die Oberhand. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und begann lauthals zu lachen. Miss Singleton sah sie unsicher an. »Ich verstehe das alles nicht.
    Ich hätte schwören können, dass dein Vater das geschrieben hat. Und der Brief sah auch aus, als käme er aus New South Wales.« Unglücklich sah sie sich um. »Wenn ich den Brief doch nur finden könnte … Du liebe Güte, ist das ein Durcheinander!« Sie nahm ein Kissen auf und spähte hoffnungsvoll darunter. Aber der Brief blieb verschwunden. »Lass nur«, sagte Catherine und wurde wieder ernst. »Mein Vater konnte mir noch sagen, dass er dir geschrieben hat, aber nicht mehr, was. Er war schon sehr schwach. Ach, ich hätte wissen müssen, dass er noch Hintergedanken hatte.«
    »Hintergedanken?« fragte Rose verblüfft. »Ich denke, alle Eltern schmieden Pläne, was das Debüt ihrer Töchter betrifft. Hintergedanken?
    Nun, es stimmt: Dein Vater hat nie den direkten, geraden Weg nehmen wollen, nicht?« Sie seufzte traurig und fuhr mit der Hand über den weichen Stoff des Kissens, das sie noch immer in der Hand hielt. Neugierig betrachtete Catherine sie und fragte sich, ob Rose Singleton ihrem verstorbenen Vater wohl noch immer Zuneigung entgegenbrachte. Nach einem Moment des Schweigens meinte sie: »Tante Rose, hast du vielen Leuten von der Mine erzählt?«
    »Liebe Güte, nein«, entsetzte sich Rose. »Es wäre wirklich furchtbar vulgär, mit so etwas hausieren zu gehen. Nein, nein, ich habe das – und zwar ganz im Vertrauen – nur ein, zwei sehr guten Freunden erzählt.« Zweifelnd blickte Catherine sie an: »Nun, das mag stimmen, aber wenn mich jemand fragt …«
    »Mein liebes Kind, hab keine Angst. Über so etwas wird niemand mit dir reden wollen.« Sie wirkte schockiert. »Ein junges Mädchen wie dich um Vermögensauskünfte bitten? Als ob du eine Ahnung von den Geschäften deines Vaters hättest! Allein die Idee!« Catherine biss sich auf die Lippen. Sie hatte den ganzen Abend damit zugebracht, Fragen zu parieren, welche die Mine betrafen. Aber damit würde sie Rose nicht belasten. Es war ihr ein Rätsel, warum ein Interesse an geschäftlichen Dingen in London als verwerflich und ehrenrührig galt. Catherine war der Meinung, dass Geschäfte dazu dienten, Sicherheit und Wohlstand zu mehren. Aber sogar ihr Vater hatte Interesse an wirtschaftlichen Angelegenheiten als vulgär angesehen. Und dabei war er ein Falschspieler.
    Rose tätschelte ihr die Schulter. »Mach dir keine Sorgen deswegen, mein Kind. Wenn ich das mit der Diamantenmine in New South Wales falsch verstanden habe, werde ich meinen Freunden einfach sagen, dass ich mich geirrt habe, und dann ist alles wieder gut.« Catherine wollte etwas erwidern, unterließ es jedoch lieber. Sie mochte sich zwar noch nicht lange in derart erlauchten Kreisen bewegen, aber die Leute waren überall gleich, und ihre Menschenkenntnis sagte ihr, dass gerade die Leute, die behaupteten, sie wären verschwiegen, es keineswegs waren. »Das ist eine gute Idee, Tante Rose«, meinte sie vorsichtig. »Und wenn jemand darauf zu sprechen kommt, wirst du hoffentlich ganz klar sagen, dass es keine Mine gibt und du dich geirrt hast. Es wäre furchtbar, wenn die Leute dächten, wir hätten sie absichtlich getäuscht.« Natürlich würde Miss Singletons Leugnen nichts ändern, das wusste Catherine. Die meisten Menschen glaubten das, was sie glauben wollten. Und die Existenz der Diamantenmine war mittlerweile so fest in ihren Köpfen verankert, dass bloßes Abstreiten nicht ausreichen würde, um diese Wunschvorstellung zu zerstören. Doch wenn die Wahrheit herauskam, und das tat sie nach Catherines Erfahrung letzten Endes immer, würden sich wenigstens alle daran erinnern, dass Rose Singleton immer abgestritten hatte, irgendetwas von einer Mine zu wissen. »Ja, du hast Recht. Ich

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