Das Geheimnis der schönen Catherine
die Tochter eines Falschspielers war, wäre sie erledigt. Ihr Tanzpartner hakte beharrlich nach: »Ich habe auch gehört, dass neue Gebiete erkundet wurden, nachdem man den Weg durch einen Gebirgszug gefunden hatte, stimmt das?«
»Oh jaaaa«, erwiderte Catherine und nickte heftig. Interessiert beugte sich Hugo vor. »Ich weiß natürlich nicht, ob das stimmt, aber schließlich haben Gentlemen ja immer Recht …«, fügte sie vage hinzu und begann, an einer Scheibe Hühnerbrust zu knabbern. Was wollte er nur in Erfahrung bringen?
Informationen über New South Wales? Über ihren Vater? Hugo knirschte mit den Zähnen und nahm sich noch ein Krebspastetchen. »Sie wissen nicht, ob … äh …« Ihr unschuldiger, verwirrter Blick ließ ihn innehalten. Grimmig versuchte er es noch einmal. »Ihr Vater hat wohl nie mit Ihnen über seine Geschäfte geredet, wie?« fragte er geradeheraus und schauderte innerlich über seinen Mangel an Manieren. »Oh nein«, erwiderte sie mit fester Stimme, »denn eine Dame sollte nichts von diesen Dingen verstehen. Papa hat immer gesagt, dass es furchtbar vulgär sei, immer nur über Geld zu reden.« Sie lächelte ihn an und klimperte mit den Wimpern. »Finden Sie nicht auch?« Einen unangenehmen Moment lang herrschte Schweigen.
Hugo griff nach dem Teller mit Krebspastetchen. Catherine legte ihm die Hand auf den Arm und flüsterte besorgt: »Wollen Sie wirklich noch mehr Krebspastetchen essen, Mr. Devenish? Sie sind sehr nahrhaft, wie Sie sicher wissen, und Papa meinte immer, sie bekämen ihm gar nicht gut …«
»Ich esse Krebspastetchen schon mein Leben lang und hatte noch nie Beschwerden deswegen«, erklärte er knapp und streckte die Hand nach dem Teller aus.
Catherine schob den Teller taktvoll außer Reichweite. »Ja, aber ab einem gewissen Alter … Möchten Sie nicht lieber ein Stück Weißbrot?« Sie reichte ihm den Teller und lächelte bescheiden. Es fiel ihr schwer, sich das Lachen zu verkneifen.
»Nein, ich möchte kein Brot!«
fuhr er sie an. Wieder kehrte für einen Moment Stille ein, während Mr. Devenish gegen seine aufkeimende Verbitterung ankämpfte, wie ein Achtzigjähriger behandelt zu werden. Stumm richtete Catherine den Blick auf ihre Fingernägel. Hugo erhob sich. »Sie scheinen Ihr Souper beendet zu haben, Miss Singleton. Darf ich Sie wieder zu Ihrer Tante bringen?« Catherine, die erleichtert war, dass das Verhör ein so baldiges Ende nahm, schenkte ihm ein ehrlich erfreutes Lächeln und ließ sich von ihm aus dem Speisezimmer geleiten. Dabei stolperte sie und taumelte gegen ihn. Taktvoll richtete er sie auf. Sie vermied es, ihm in die Augen zu sehen, sprudelte hastig und heftig lispelnd Dankesworte hervor und entschuldigte sich fortwährend für ihre Ungeschicklichkeit. »Ich danke Ihnen vielmals für den Tanz und dafür, dass Sie mich zum Souper begleitet haben, Mr. Devenish …« Sie lächelte noch einmal kurz zu ihm auf und warf einen zufriedenen Blick auf sein makellos weißes Halstuch, das kein bisschen in Unordnung geraten war … und das kein Krebspastetenkrümel und auch keine Phönixnadel mehr zierte.
Kapitel 3
Catherine gesellte sich dem Kreis um ihre Tante zu und wurde bald von einem jungen Herrn zum Tanzen aufgefordert, der bei seiner Befragung weniger zurückhaltend als Mr. Devenish vorging. Ihr Puls beschleunigte sich, als der junge Mann mitten in einer schwierigen Figur mit seiner Frage herausplatzte. Sie kam aus dem Takt. »Eine Diamantenmine?« stieß sie hervor.
»Jeder weiß, dass ich eine …? Ach du meine Güte! Das kann nicht Ihr Ernst sein!« Der junge Mr. Wollborough starrte sie unglücklich an. »Verflixt! Meine Mutter hatte mich gewarnt! Sie meinte, dass es ein Geheimnis bleiben müsste, weil Sie nicht möchten, dass man Sie nur wegen Ihres Vermögens hofiert.« Dass man mich wegen meines Vermögens hofiert!
Catherine schloss die Augen und atmete tief durch, um ein hysterisches Lachen zu unterdrücken. Es war schrecklich und komisch zugleich: eine mittellose Abenteuerin, die wegen ihres Vermögens hofiert wurde! Mitten auf der Tanzfläche hielt sie inne. »Es tut mir wirklich unglaublich Leid, dass ich Sie damit belästigt habe, Miss Singleton! Immer trete ich ins Fettnäpfchen! Bitte machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde es keiner Menschenseele erzählen. Und ich bin mir ganz sicher, dass wirklich nur sehr wenig Leute davon wissen. Mir jedenfalls wurde es unter dem Siegel tiefster Verschwiegenheit anvertraut.« Fassungslos
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