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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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geschehen – und geschah noch –, aber nur zögerlich.
    Viele der alten Geschäfte standen noch, allerdings hatten sie, dank der Sommergäste, schönere Schilder. Es gab ein paar Restaurants und ein paar Bed & Breakfast mehr, und neuerdings auch ein Kino mit drei Sälen, aber ansonsten war nicht viel dazugekommen. Auf der Main Street schmückten immer noch Blumenkästen die Straße, und am Shore Drive hingen Blumenampeln an den Straßenlaternen.
    Im Grunde war die größte Veränderung in Water’s Edge vorgegangen. Die Ranch war erfolgreicher, als sich Vivi Ann je hätte vorstellen können. Sie hatte jetzt zwei Vollzeitkräfte, und die Arena war so gut wie nie leer. Sie war der soziale Mittelpunkt der Stadt geworden, und Vivi Ann hatte Schwierigkeiten, Zeit für ihre Schwestern zu finden.
    Jetzt saß sie mit Aurora in ihrer Lieblingsnische im Diner. Um sie herum saßen die üblichen Mittagsgäste, Einheimische, die sich leise miteinander unterhielten. In einer Woche aber war Memorial Day, und dann würde es hier von Touristen nur so wimmeln.
    »Ich hab gehört, wir haben einen neuen Banker in der Stadt. Er soll ganz gut aussehen«, bemerkte Aurora und strich sich eine Strähne ihrer neuerdings blonden Haare hinters Ohr. In den letzten Monaten hatte sie Nicole Kidman zu ihrer persönlichen Mode-Ikone erkoren, was bedeutete, dass sie ihr weizenblondes kinnlanges Haar ganz glatt trug und so dick Sonnencreme auftrug, dass sie auch gegen radioaktive Strahlung geschützt war.
    »Ach, wirklich?«, erwiderte Vivi Ann. Sie wussten beide, dass sie das nicht interessierte. »Vielleicht solltest du dich an ihn ranmachen.«
    »Es ist jetzt zwölf Jahre her«, sagte Aurora und sah Vivi Ann direkt in die Augen.
    Als wüsste sie nicht ganz genau, wie viel Zeit seit Dallas’ Verhaftung vergangen war. Es gab immer noch Nächte, in denen sie nicht schlafen konnte, und Tage, an denen sie sich verfluchte, weil sie die Scheidungspapiere unterschrieben hatte. Manchmal, in der Stille der Nacht, fragte sie sich, ob er sie auf die Probe hatte stellen wollen; ob sie ihre Liebe hatte beweisen sollen, indem sie sich weigerte, einfach aufzugeben. »Können wir bitte das Thema wechseln?«
    »Natürlich.« Aurora zahlte die Rechnung, und dann gingen sie gemeinsam hinaus in die Sonne. »Danke, dass du mit mir essen gegangen bist.«
    »Ach was, ich schwänze nur zu gern. Beim nächsten Mal brezle ich mich auf.«
    »Du? Ha!«
    »Ich weiß doch, wie sehr du es hasst, mit einer unpassend gekleideten Begleitung gesehen zu werden.«
    »Wir leben in einer Kleinstadt. Da ist die Auswahl begrenzt. Wenn ich nicht mit dir ausgehen könnte, müsste ich vielleicht wieder zum Frauenclub und mir anhören, dass es blöd von mir war, Richard ziehen zu lassen. Als hätte ich einfach ignorieren sollen, dass er es mit seiner Sprechstundenhilfe treibt.«
    Vivi Ann hakte sich bei ihrer Schwester unter. Auroras hässliche Scheidung war jetzt vier Jahre her, aber keiner wusste besser als sie selbst, wie lange manche Wunden brauchten, um zu heilen. Sie wusste, dass Aurora sich dumm fühlte, weil sie nicht früher die Untreue ihres Mannes bemerkt hatte. »Wie geht es dir denn? Ganz ehrlich.«
    »Mal so, mal so.«
    »Das kenne ich«, erwiderte Vivi Ann. Auch das wusste sie: dass man nur in begrenztem Maße über etwas reden konnte. Aber irgendwann musste man es loslassen. Und über Auroras Scheidung war schon alles gesagt worden. Also fragte sie: »Wie läuft’s bei der Arbeit?«
    »Großartig. Ich hätte schon viel früher wieder anfangen sollen zu arbeiten. Schmuck zu verkaufen ist zwar nichts Besonderes, aber damit komme ich unter Leute.«
    Vivi Ann wollte gerade etwas dazu sagen, als ihr Handy klingelte. Sie holte es heraus, klappte es auf und meldete sich.
    »Vivi? Hier spricht Lori Lewis von der Schule. Noah ist im Büro des Direktors.«
    »Ich komme sofort.« Fluchend ließ Vivi Ann das Handy zuschnappen. »Es geht um Noah«, erklärte sie. »Er hat Ärger in der Schule.«
    »Schon wieder? Soll ich dich begleiten?«
    »Nein. Danke.« Vivi Ann umarmte Aurora kurz und eilte dann zu ihrem neuen Wagen. Sie fuhr drei Häuserblöcke weiter und parkte auf der Straße.
    Als sie im Sekretariat angekommen war, sagte sie mit gezwungenem Lächeln: »Hi, Lori.«
    »Hi, Vivi«, erwiderte Lori und geleitete sie zum Zimmer des Direktors. Sie öffnete die Tür und erklärte: »Noah ist bei Harding.«
    »Danke«, sagte Vivi Ann und ging an der Sekretärin vorbei.
    Als sie

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