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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Haare und rasierte sich Beine und Achselhöhlen. Da sie keine Zeit zum Föhnen hatte, flocht sie ihr Haar zu einem französischen Zopf und schmink te sich.
    Dann begutachtete sie ihren einteiligen Badeanzug. Wenn sie ihr Gewicht richtig einschätzte, würde sie kaum hinein passen. Einfach toll! Der erste alleinstehende Mann seit knapp einem Jahr, der einigermaßen gut aussah, sollte am ersten Tag schon ihren Körper sehen? Dann würde er sich garantiert nie mehr mit ihr verabreden wollen.
    »Also kein Schwimmen für dich, mein Dickerchen.« Stattdessen zog sie eine schwarze Caprihose und eine weiße Trägertunika an.
    Punkt zwölf Uhr dreißig trat sie mit einer Kühltasche voll Bier, Cola und Leckereien aus dem Haus. Schöne Badesachen mochten ein Problem für sie sein, aber leckeres Essen hatte sie immer.
    Noah lungerte am Anleger herum. Sie rief ihn ins Haus. Als er die Küche betrat, verschlug es ihr kurz die Sprache. Er trug nur noch eine blaue, lange Badehose, die ihm tief auf den Hüften saß. Seit wann hatte er derart breite Schultern? Und seine Arme: Sie waren so sehnig und definiert wie bei einem Läufer.
    »Setz dich«, sagte sie und wartete ungeduldig darauf, dass er gehorchte.
    »Wieso?«
    Sie bedachte ihn mit ihrem speziellen Blick.
    »Wenn du meinst, Tante Winona.«
    »Vielleicht findet sie dich ja ganz süß, wenn du aufhörst, so ein langes Gesicht zu ziehen, und dich nicht mehr hinter deiner Matte versteckst.«
    »Meiner was?«
    »Willst du nicht, dass sie dich süß findet?«
    »Scharf«, erwiderte er und musterte sie argwöhnisch. »Hündchen sind süß.«
    »Wenn du meinst. Willst du, dass sie dich scharf findet?«
    »Du wolltest doch ›Wenn du meinst, Noah‹ sagen, oder nicht?«
    Unwillkürlich musste sie lächeln. »Scharf oder schmuddelig? Wofür entscheidest du dich?«
    »Scharf«, sagte er nach längerem Schweigen und setzte sich auf den Stuhl, auf den sie wies.
    »Gut.« Sie bürstete ihm energisch, fast brutal die Haare und entwirrte sie, bis sie ihm weich und glatt auf die Schultern fielen. »Deine Mutter hätte nicht zulassen sollen, dass du es so lang wachsen lässt. Aber ich nehme an, es hat ihr gefallen. Ich weiß noch, dass sie früher …« Dann merkte sie, was sie hatte sagen wollen, verstummte und fasste sein Haar in einem Pferdeschwanz zusammen. »Hier.«
    Er blickte zu ihr hoch und fragte leise: »Hast du von Anfang an gewusst, dass er ein Mörder ist? Ich weiß, er hat Mom getäuscht, aber alle sagen, du wärest so schlau …«
    Winona holte tief Luft. Vivi Ann hätte gewollt, dass sie die Frage überging, aber das konnte sie nicht. »Nein. Ich wusste es nicht.«
    »Er erlaubt nicht, dass ich ihn besuche.«
    »Wahrscheinlich ist das auch das Beste.«
    Plötzlich wirkte er sehr jung und verletzlich. »Wieso interessiert es eigentlich niemanden, was ich dazu denke?«
    Doch bevor Winona darauf antworten konnte, klopfte es an der Tür, und sie ging öffnen.
    Cissy stand da in einem briefmarkengroßen Stringbikini. »Mein Dad lässt ausrichten, dass er fertig ist.«
    Noah stand auf und ging auf sie zu.
    Winona beobachtete, wie Cissy ihren Neffen ansah. Zwar wusste sie nicht, wie die Jugendlichen es heutzutage ausdrückten, wenn ihnen jemand gefiel – süß, scharf, knackig oder wie auch immer –, aber sie wusste verdammt genau, was es bedeutete, wenn ein Mädchen einen Jungen so ansah. »In welche Klasse kommst du, Cissy?«, erkundigte sie sich.
    »In die neunte.«
    »Wirklich? Genau wie Noah.« Sie drehte sich zu ihm um und entdeckte, dass seine schmalen Wangen sich röteten. »Dann gibst du dir bei deiner Literaturaufgabe wohl besser etwas Mühe.«
    Er wurde noch röter und murmelte etwas.
    »Gefällt dir die Schule hier?«, fragte Cissy ihn.
    Noah zuckte mit den Schultern. »Sie ist ganz okay.«
    »Meine Großmutter meint, ich würde bestimmt leicht Freunde finden, aber ich weiß nicht …«
    »Wer ist denn deine Großmutter?«, fragte Winona. »Habt ihr Verwandte in der Stadt?«
    Cissy war so damit beschäftigt, Noah anzustarren, dass sie erst nach kurzer Verzögerung antwortete. »Mein Dad ist hier zur Highschool gegangen. Unsere ganze Familie stammt aus Oyster Shores.«
    »Er war in Oyster Shores auf der Highschool? Soll das ein Witz sein, dann müsste ich ihn ja kennen.«
    »Wahrscheinlich kennen Sie meine Grandma. Myrtle Michaelian. Sie wohnt auf der Mountain Vista.«
    »Ja«, sagte Winona und fragte sich, ob Noah der Name etwas sagte. »Ich kenne Myrtle.«
    Im

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