Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
mit dem Becher und ihren Notizen für ihre Rede wieder nach oben.
    Die nächsten Stunden las sie immer wieder ihre Aufzeichnungen durch. Sie vergewisserte sich, dass sie alle notwendigen Fakten im Kopf hatte: Voraussagen über die Bevölkerungsentwicklung von Oyster Shores, das langsame Artensterben im Hood Canal, die sozioökonomischen Folgen für die Einwohner, wenn die Lachs- und Nutzholzindustrie weiter einbrach. Sie wollte, dass ihre Mitbürger die Versammlung in dem sicheren Glauben verließen, dass sie ihre Gemeinde leiten konnte. Die Leute sollten sagen, dass sie zweifellos die beste Bürgermeisterin aller Zeiten würde. Das war ihr erstes Ziel. Ihr zweites Ziel war, die beste Bürgermeisterin aller Zeiten zu werden.
    Um zwei Uhr tauchte Aurora auf, bewaffnet mit ihrem riesigen Kosmetikkoffer und einem neuen Outfit für Winona. Vivi Ann glänzte durch Abwesenheit.
    »Ich könnte es nicht ertragen, dich wieder in einem deiner kastenförmigen, blauen Zweireiher zu sehen.«
    »Hey. Die sind teuer.«
    »Das ist kaum von Interesse. Sieh mal, ich hab dir diesen schönen Anzug von Eileen Fisher mitgebracht. Der ist zwar feminin geschnitten, wirkt aber trotzdem professionell. Und wie wär’s mit einem Halsschmuck, der etwas modischer ist als Grandmas Perlenkette?«
    Winona setzte sich ans Fußende ihres Betts. »Ich überlasse mich deinen kundigen Händen.«
    »Perfekt.«
    »Wie geht’s Vivi?«
    Aurora begann, Winonas Haare mit einem Lockenstab zu glätten, den sie mitgebracht hatte. »Sie ist still. Hat Angst, glaube ich. Noah ist überzeugt, dass sein Vater schon bald wieder nach Hause kommt.« Sie beugte sich vor. »Du bist dir doch sicher, das Richtige zu tun, oder? Das Gericht wird Dallas’ DNA mit den Spuren vom Tatort vergleichen und ihn dann freilassen, wenn sie nicht zusammenpassen, richtig?«
    Winona fühlte sich von der Last der Frage fast erdrückt. »Ich weiß nur, dass ich nicht mehr schlafen kann, seit mir der Verdacht gekommen ist, er könnte unschuldig sein. Du hättest mal das Gefängnis sehen sollen … und Dallas. Er wirkt genauso geschlagen wie Vivi Ann.«
    »Ja«, sagte Aurora und kämmte Winonas Haare sanft zurück, um sie mit einer hübschen Spange zu befestigen. »Ich hab mich immer gefragt … ich meine, er hat Vivi Ann so geliebt. Ich konnte mir nie vorstellen, dass er auch noch was mit Cat hat. Ich hätte damals schon etwas sagen sollen.«
    »Aber ich hätte nicht auf dich gehört. Das hätte niemand.«
    »Aber es hätte Vivi Ann geholfen, zu sehen, dass sie nicht allein ist.«
    Winona dachte darüber nach. Manchmal konnte die Unterstützung eines einzigen Menschen wirklich alles verändern.
    In der nächsten Stunde ließen sie das Thema ruhen und unterhielten sich über die Versammlung, die Wahl in der nächsten Woche und die bevorstehenden Ferien. Während Winona noch mal ihre Notizen durchging, beschwerte sich Aurora darüber, dass Ricky nur unregelmäßig und kurz anrief.
    Als sie aufbrechen mussten, wusste Winona, dass sie vom Aussehen her das Beste aus sich gemacht hatte. Aurora hatte ihr Haar geglättet und sie perfekt geschminkt, so dass ihre braunen Augen und ihre blasse Haut betont wurden. Sie hatte ihr eine lose schwingende, burgunderfarbene Jacke mit passender Hose und ein schwarzes Top mit Prinzess-Ausschnitt mitgebracht.
    »Bist du bereit?«, fragte sie, als es Zeit war zu gehen.
    »Ja, bin ich.«
    Sie verließen das Haus und gingen zur Highschool. Dort zogen sie sich bis zum Beginn der Versammlung in die Mädchenumkleide zurück.
    »Danke, Aurora«, sagte Winona und umarmte ihre Schwester. »Deine Unterstützung bedeutet mir wirklich sehr viel.«
    »Reiß sie vom Hocker, Schwesterherz.«
    Winona sah ihrer Schwester nach, als sie die Umkleide verließ, und setzte sich dann auf eine der schmierigen Holzbänke, um ein letztes Mal ihre Notizen durchzugehen. Sie war so tief in Zahlen und Fakten versunken, dass sie aufschrak, als jemand sie holen kam.
    »Es ist Zeit, Winona.«
    Sie lachte, weil Unruhe und Aufregung sie überkamen. Sie wurde fast albern vor lauter Nervosität. Andererseits war sie so bereit wie noch nie in ihrem Leben.
    Vielleicht würde sie danach noch weiter aufsteigen.
    Senatorin Grey.
    Warum nicht? Sie folgte dem Ratsmitglied hinaus in die Turnhalle, wo Hunderte ihrer Mitbürger auf metallenen Klappstühlen auf dem Basketballfeld saßen. Vor ihnen waren zwei Podien mit Mikrofonen aufgebaut worden.
    Als sie eintrat, wurde die Menge still und sah ihr mit

Weitere Kostenlose Bücher