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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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habe Dallas besucht.«
    Mit einem Schlag wurde es ganz still. Nur Noah fragte laut: »Was?«
    Winona reichte Vivi Ann die Unterlagen. »Es ist jetzt offiziell: Freitag habe ich einen Antrag vor Gericht gestellt.«
    Vivi Anns Hände zitterten, als sie das Dokument las. »Eine Petition, die DNA -Spuren vom Tatort noch einmal zu analysieren.«
    »Er war einverstanden«, erklärte Winona.
    Vivi Ann blickte zu ihrem Sohn, und als sie sah, wie er lächelte, hätte sie am liebsten geweint.
    »Ich wusste es!«, rief Noah aus. »Wie lange dauert es, bis er nach Hause kommen kann?«
    Vivi Ann schob ihren Stuhl zurück und stand auf. »Du glaubst also, dass er unschuldig ist, Winona? Auf einmal? Aber als es drauf ankam, hast du kein Wort gesagt!« Ihr brach die Stimme, und sie taumelte zurück.
    Der Vater schlug so hart mit der Hand auf den Tisch, dass Geschirr und Besteck klirrten. »Schluss damit, Winona.«
    »Sei still«, rief Aurora zu ihrem Vater. Sie blickte zu Winona auf. »Willst du damit sagen, dass wir uns geirrt haben?«
    Winona sah zu Vivi Ann. »Nicht alle von uns. Sie wusste es.«
    »Weißt du, wie oft ich von Eingaben, Tests und Petitionen gehört habe, die ihn angeblich retten würden? Ich ertrag das einfach nicht mehr. Sag’s ihr, Aurora. Sag ihr, sie soll aufhören, bevor auch Noah so verletzt wird.«
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein, Mom.«
    Aurora stand langsam auf und trat zu Winona. »Tut mir leid, Vivi. Aber wenn nur die geringste Möglichkeit besteht, dass wir uns geirrt haben …«
    Vivi Ann rannte aus dem Zimmer, hinaus auf den Hof. Der Regen schlug ihr ins Gesicht und vermischte sich mit ihren Tränen. Sie rannte so lange, bis sie keine Luft mehr bekam, und ließ sich dann ins nasse Gras fallen.
    Sie hörte, wie Winona hinter ihr den Hügel heraufkam. Selbst im Regen, der auf den Zaun, die Blätter und das Gras prasselte, hörte sie ihr schweres Atmen.
    Dann setzte sie sich neben sie.
    Vivi Ann rührte sich nicht. Sie konnte nur noch denken, wie sehr sie wieder an all das glauben wollte und wie viel ihr zwölf Jahre zuvor die Unterstützung ihrer Schwester bedeutet hätte. Flüchtig stieg Hass in ihr auf und verging wieder. Langsam setzte sie sich auf. »Es wird nicht klappen, weißt du? Du wirst uns Hoffnungen machen und uns das Ganze noch mal durchstehen lassen, aber am Ende bleibt Dallas, wo er ist, und Noah erlebt, wie leer sich das Leben anfühlen kann.« Ihre Stimme sank zu einem Flüstern. »Also lass es einfach, ja?«
    »Das kann ich nicht.«
    Vivi Ann hatte mit dieser Antwort gerechnet, trotzdem schmerzte sie. »Warum also hast du es mir erzählt? Was willst du von mir?«
    »Deinen Segen.«
    Vivi Ann sagte: »Natürlich hast du meinen Segen.«
    »Danke, und nur fürs Protokoll: Ich –«
    Vivi Ann stand auf und ging einfach fort. Im Cottage schloss sie die Tür hinter sich, ging in die Küche, kippte drei Gläser billigen Tequila und legte sich dann aufs Bett, obwohl ihre Kleider nass und die Stiefel schmutzig waren.
    »Mom?«
    Sie hatte nicht mal gehört, dass Noah das Haus betreten hatte, aber jetzt stand er neben ihrem Bett.
    »Wieso freust du dich nicht?«, wollte er wissen.
    Sie wusste, dass sie eigentlich etwas sagen und ihn auf die vernichtende Wirkung enttäuschter Hoffnung vorbereiten sollte. Das war die Aufgabe einer guten Mutter.
    Aber ihr war nichts mehr geblieben: kein Rückgrat, kein Geist und kein Herz.
    Sie rollte sich auf die Seite, zog die Knie an die Brust, starrte auf ihr Kissen, spürte das stockende Klopfen ihres Herzens und erinnerte sich an alles. Am deutlichsten war ihr im Gedächtnis verblieben, wie sie die Scheidungspapiere unterschrieb. Wie sie ihn dort allein gelassen hatte, ohne jemanden, der an ihn glaubte. Jahrelang hatte sie sich eingeredet, dass es das Richtige war, ihre einzige Möglichkeit, zu überleben, aber jetzt war sie sich nicht mehr sicher. Letzten Endes hatte sie ihn aufgegeben. Ihn allein gelassen, weil es zu schwer für sie gewesen war, bei ihm zu bleiben.
    Sie bekam es kaum mit, dass Noah zurückwich, zur Tür ging, sie hinter sich zudrückte und sie mit ihren Erinnerungen allein ließ.
    Winona ging ins Farmhaus zurück und ließ eine regennasse Spur hinter sich. Sie stand allein da und sah zu, wie ihre Schwester das Geschirr spülte. Ihr Dad war natürlich in seinem Arbeitszimmer und hatte die Tür hinter sich geschlossen; das Signal der Familie Grey für: Ich bin sauer und besauf mich deswegen.
    Hinter ihr ging die Tür auf, und Noah

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