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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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kam ins Haus gestürzt.
    »Du bist wirklich eine Wucht, Tante Win.« Er lief zu ihr und umarmte sie so heftig, als wäre bereits alles vorbei und sein größter Wunsch erfüllt worden.
    Als er sich von ihr löste, veränderte sich seine Miene. »Was ist denn?«
    Winona wusste nicht, was sie sagen sollte. Erst jetzt dämmerte ihr die Dimension ihres Vorhabens. Sie betete nur, dass sie das Richtige getan hatte, und zwar aus den richtigen Gründen.
    Aurora betrat das Zimmer und sagte: »Ich muss mal mit meiner Schwester reden, Noah.« Sie trocknete sich die Hände an einem Küchentuch ab.
    »Aber ich hab jede Menge Fragen«, entgegnete er störrisch. »Und meine Mom liegt einfach nur im Bett. Wie immer!«
    »Hab ein bisschen Nachsicht mit ihr. Und jetzt geh.«
    Noah zeigte seine Enttäuschung mit einem dramatischen Abgang – inklusive Türenknallen – und verschwand.
    Winona warf einen Blick auf die geschlossene Tür zum Arbeitszimmer.
    »Hat Dad irgendwas gesagt?«
    »Ein verrostetes Rohr gibt mehr von sich als er. Er ist ein gemeiner, erbärmlicher alter Mann, und mir ist völlig egal, was er denkt. Es ist schon schlimm genug, dass es dir nicht egal ist.« Aurora trat zu ihr. »Aber eins möchte ich wissen, Winona: Bist du aufrichtig?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich hab dich lieb, wirklich, das weißt du. Aber du warst schon immer eifersüchtig auf Vivi Ann.«
    Dallas hatte im Grunde dasselbe gesagt. Die Erkenntnis, was andere von ihr dachten, ließ Scham in ihr aufsteigen. Noch schlimmer wurde es dadurch, dass sie wusste, sie hatte es verdient. »Ich habe Angst, er könnte unschuldig sein. Ist es das, was du wissen willst?«
    »Und kannst du ihn wirklich aus dem Gefängnis holen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich kann es versuchen.«
    »Gott steh dir bei, wenn es nicht klappt, Win. Ein zweites Mal überlebt sie vielleicht nicht.«
    »Das weiß ich.«
    »Ist gut«, sagte Aurora schließlich. »Wie kann ich dir helfen?«
    »Steh ihr bei«, bat Winona. »Sie wird mich für eine Weile nicht sehen wollen, aber ich möchte nicht, dass sie allein ist. Ach, Aurora?«, fügte sie hinzu, als ihre Schwester sich zum Gehen wandte. »Bete für mich.«
    »Das soll wohl ein Witz sein. Nach heute Abend bete ich für uns alle.«
    Ich weiß nicht, was ich jetzt fühlen soll, und fragen kann ich niemanden. Wie üblich. Ich wünschte, es wäre ein Schultag, dann könnte ich mit Cissy reden. Sie wüsste, was sie sagen müsste.
    Alles fing mit dem Familienessen gestern Abend an. Es verlief ganz normal, bis Tante Winona sich nicht zum Gebet hinsetzte. Darüber war Grandpa ziemlich sauer.
    Dann gab sie Mom ein paar Papiere und sagte, Dad wäre mit dem DNA -Test einverstanden. Ich fasste es nicht! Am liebsten hätte ich laut gelacht, aber plötzlich war die Hölle los. Grandpa knallte mit der Hand auf den Tisch, und dann flippte Mom völlig aus, und Tante Aurora stellte sich auf Tante Winonas Seite.
    Mom schrie etwas zu Tante Winona und rannte raus. Ich dachte, das wäre das Ende, aber jetzt rastete Grandpa total aus. Er stand so schnell auf, dass sein Glas vom Tisch fiel und zerbrach, und er sagte: »Das wirst du nicht tun, Winona. Es reicht.«
    Da aber sagte Tante Aurora, er wäre ein gemeiner alter Mann, und dabei sollte er doch stolz auf Winona sein, weil sie in der Lage wäre, einen Fehler zuzugeben, und ihn wiedergutmachen wollte.
    Tante Winona versuchte zu erklären, dass sie keine andere Wahl hätte. Gewisse Dinge müsste man einfach tun, weil es richtig wäre. Aber da ging er in sein Arbeitszimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Ich rannte hinter Mom her und versuchte, mit ihr zu reden, aber sie rollte sich nur wie eine Schlange auf ihrem Bett zusammen und starrte die Wand an. Und als ich zurück ins Farmhaus ging, warf Tante Aurora mich wieder raus. Sie ließ mich nicht mal meine Fragen stellen. Und Tante Winona sah aus, als wollte sie anfangen zu weinen. Das Ganze ist ein völliges Chaos. Und keiner kümmert sich darum, wie ich mich fühle.
    Aber mir ist egal, was sie denken oder sagen, ich werde an meinen Dad glauben, und wenn meine Mom sauer darüber wird, dann soll sie doch!
    Am Morgen der Bürgerversammlung wachte Winona weit vor Morgengrauen auf und konnte nicht mehr einschlafen. Eine ganze Zeitlang lag sie nur da und starrte durch die Flügeltür hinaus auf den grauen Novembertag.
    Um acht Uhr schlug sie schließlich die Decke zurück und stand auf. Barfuß ging sie nach unten, machte sich einen Kaffee und ging

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