Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
Ranch, die erfolgreicher wurde, als sie sich je hätte träumen lassen. Alle Boxen waren besetzt, und es gab sogar eine Warteliste. Vivi Anns und auch Dallas’ Kurse und Einzelstunden waren ausgebucht. Ihr Vater musste zum ersten Mal im Leben nur noch arbeiten, wenn ihm danach war. Er beschlug hier und da ein paar Pferde und werkelte die restliche Zeit auf der Ranch, wo er sich um Reparaturen und Instandhaltungen kümmerte, die seit Jahren vernachlässigt worden waren.
    Vivi Ann hätte überglücklich sein müssen, und in gewissen Bereichen war sie das auch. Sie fühlte sich neuerdings stärker, selbstsicherer. Ihr einziges Problem war: Dallas.
    Wann immer sie ihn sah oder an ihn dachte, wiederholte sie im Geiste ihren Schwur: Ich werde nicht zu ihm gehen. Wie ein Mantra betete sie sich das immer wieder vor. Wenn sie Dallas draußen am Koppelzaun sah, wie er mit schweißfeuchtem T-Shirt einen Nagel einschlug und dann plötzlich aufblickte und sie anlächelte –
    Ich werde nicht zu ihm gehen.
    Oder wenn er beim Stallausmisten eine Pause einlegte, den Oberarm mit dem Tattoo auf die Mistgabel stützte und sie anstarrte –
    Ich gehe nicht zu ihm.
    Die ständigen Ausweichmanöver forderten ihren Tribut. Mehr als einmal hatte sie im vergangenen Monat Ausreden für ihr seltsames Verhalten erfinden müssen. Ein paarmal hatte sie gegenüber Luke oder ihren Schwestern Krankheit vorgeschützt, und bei der Lüge war ihr tatsächlich schlecht geworden. Mitte Juli war das schmerzhafte Pochen in ihrer linken Schläfe schon chronisch geworden, und die Sehnsucht drückte ihr derart die Brust ab, dass sie nur noch schwer Luft bekam. Ganz gleich, was sie sich einredete oder wie viel sie tagsüber schuftete, ihr Verlangen nach Dallas blieb und wuchs genau wie ihr schlechtes Gewissen.
    Sie war ein Wrack. Fast rechnete sie schon damit, dass ihre Schwestern ihre ungewöhnliche Schweigsamkeit kommentieren würden, aber anscheinend fiel es ihnen nicht auf. Jetzt, an diesem Samstagabend, hatte sich die ganze Familie im Wohnzimmer versammelt und wartete auf Richard, um gemeinsam zum Rodeo in Silverdale zu fahren. Heute war der letzte Abend, aber Vivi nahm zum ersten Mal nicht teil. Sie hatte einfach zu viel zu tun, um sich an Rodeos zu beteiligen.
    »Was hältst du davon, Vivi Ann? Vivi?«
    Sie sah auf und merkte viel zu spät, dass sie nicht zugehört hatte und alle sie anstarrten.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Aurora.
    »Ich hab Kopfschmerzen.« Vivi Ann rieb sich über die Schläfe.
    »Möchtest du ein Aspirin?«
    »Nein, danke.«
    »Vielleicht solltest du das Rodeo sausenlassen«, schlug Winona vor und sah sie prüfend an. In letzter Zeit starrte sie sie immer prüfend an. »Es wird spät werden, und du willst doch morgen mit zur Kirche.«
    »Aber Luke wollte sich doch da mit ihr treffen«, wandte Aurora ein.
    Das gab den Ausschlag. Sie konnte ihren Verlobten jetzt einfach nicht sehen. Es wurde immer schwieriger, mit ihm zusammen zu sein. Jeder sanfte, respektvolle Kuss weckte in ihr das Verlangen nach mehr. Von jemand anderem. Sie ertrug einfach ihre Schuldgefühle nicht mehr, wenn er ihr sagte, wie sehr er sie liebte.
    »Winona hat recht«, sagte Vivi Ann. »Eine lange Nacht ist das Letzte, was ich heute gebrauchen kann. Vielleicht sollte ich früh schlafen gehen. Zieht mal ohne mich los. Und sagt Luke, mir ginge es nicht gut.«
    »Bist du sicher?« Das war der Beitrag ihres Dads zu dem Gespräch. Mehr brauchte es auch nicht, um sie daran zu erinnern, dass die Grey-Familie immer geschlossen zum Silverdale-Rodeo ging. Aber auch das hatte für sie, wie vieles in letzter Zeit, an Bedeutung verloren. »Ja, ich bin mir sicher.«
    Ihr Vater nickte nur, dann war es besiegelt.
    Als Richard endlich eintraf, brachte Vivi Ann sie hinaus zu dem großen SUV und verabschiedete sich von ihnen. Zurück im Haus, nahm sie sich ein Glas Wein und ließ sich ein schönes, heißes Bad ein.
    Sie streckte sich in der Wanne aus und lehnte sich gegen die glatte Emaille. Lavendelduft entströmte dem heißen Wasser. Langsam entspannten sich ihre Muskeln, einer nach dem anderen, bis sie sich fühlte, als hätte sie keine Knochen mehr. Als die Nacht hereinbrach, hatte sie mehrere Gläser Wein intus, und die Kopfschmerzen waren verflogen. Und das Beste war, dass sie ihre Gedanken nicht ein einziges Mal zu Dallas hatte driften lassen.
    Viel später, als es dunkel und still war und sie im Bett lag, nahm sie ein Geräusch wahr. Zuerst hörte es sich an

Weitere Kostenlose Bücher