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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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wie ein Herzschlag: pa- dumm, pa- dumm, pa- dumm. Langsam, ruhig und gleichmäßig.
    Sie setzte sich auf und lauschte. Es war ein Pferd, das am Koppelzaun entlanglief. Kojoten?
    Sie streifte sich den Bademantel über, stand auf und eilte zum Fenster. Vor ihr erstreckte sich die Ranch in der Dunkelheit. Obwohl der Mond schien, entdeckte sie erst nach einer Weile das rennende Pferd. Renegade.
    Von ihrem Aussichtspunkt war er nur ein Schatten, der sich in einem leichten Bogen am Zaun entlangbewegte. Sie spürte ihn mehr, als dass sie ihn sah; dafür sah sie mehr als deutlich einen Hut, der im Mondlicht elfenbeinfarben wirkte und auf einem Kopf saß, der mit der Dunkelheit verschmolz.
    Sie wusste, sie sollte nicht nach unten gehen; genauso gut wusste sie, dass sie es tun würde. Sie zog den Gürtel des Bademantels straffer, stieg die Treppe hinunter und überquerte den Vorhof, hielt sich dabei aber immer im Schatten.
    Dallas ritt Renegade. Ohne Sattel.
    Allerdings schien »Reiten« nicht der richtige Begriff dafür zu sein. Vivi Ann konnte kaum glauben, wie mühelos es wirkte. Er ließ das Pferd traben, beschleunigen und wenden, ohne dass sie sah, wie er es machte.
    »Hey, mein Junge«, sagte Dallas leise. »Du hast nichts vergessen, was? Ein Champion vergisst es nie.«
    Fast eine Stunde lang stand Vivi Ann im Schatten und konnte den Blick nicht von ihnen abwenden, bis sie Dallas schließlich sagen hörte: »Ho, Renegade.«
    Das Pferd blieb abrupt stehen, und Dallas ließ sich in einer eleganten Bewegung heruntergleiten. Er nahm Renegade das Zaumzeug ab, tätschelte ihn eine Zeitlang und ging dann den Hügel hinauf.
    Als er das Cottage erreicht hatte, machte er Licht. Jetzt wirkte sie wie ein Leuchtturm, der den Seeleuten den Weg nach Hause zeigte und vor gefährlichen Stellen warnte.
    Auf einmal setzte Vivi Ann sich in Bewegung und folgte ihm. Mit jedem Schritt ermahnte sie sich, dass es ein Fehler war, zu ihm zu gehen, dass sie etwas in ihn hineindeutete, aber all das hinderte sie nicht. Dieser Moment, diese Kapitulation schien ihr so unausweichlich, als wäre die Entscheidung schon vor langer Zeit gefallen.
    Ohne anzuklopfen, stieß sie die Tür zu seinem Cottage auf und sah, dass er am Sofa stand und ein Bier trank. »Nur einmal«, sagte sie und hörte die Sehnsucht, die Angst und die Aufregung in ihrer Stimme. Alles in dieser Nacht schien unwirklich, so als hätte sie diesen Ort in einer Parallelwelt gefunden, in der sich zwar alles so anfühlte wie in der normalen Welt, aber ihre Regeln nicht mehr galten. In dieser neuen Welt konnte sie sich sexy und gewagt verhalten. Nur diese eine Nacht. »Wir machen es einmal, um es hinter uns zu bringen. Niemand wird es erfahren.«
    »Es bleibt also unser dunkles Geheimnis, wie?«
    Vivi Ann nickte und trat zu ihm.
    Er riss sie in seine Arme, trug sie zum Bett, schob die Quilts ihrer Großmutter beiseite und legte sie hin. Er knöpfte seine Levi’s auf, schob sie herunter und kickte sie beiseite, während er gleichzeitig schon sein Hemd auszog.
    Narben bedeckten seine Brust; eine endete in einer Spirale aus dickem Narbengewebe an einer Rippe. Im Mondlicht wirkten sie silbrig und fast hübsch, doch sie hatte schon genug misshandelte Pferde gesehen, um zu wissen, was sie da vor Augen hatte. »Mein Gott, Dallas … was –«
    Er küsste sie, bis sie kaum noch Luft bekam und nicht mal der kleinste Teil ihres Körpers noch ihr gehörte. Er nahm sie mit Haut und Haar, zwang sie, sich mit solch tiefer Verzweiflung nach ihm zu verzehren, dass es fast weh tat. Als er ihr die Kleider abstreifte und sie unter sich rollte, öffnete sie sich ihm vorbehaltlos und ohne Scham, rief laut seinen Namen und klammerte sich an ihn. Nichts war mehr wichtig außer seinem Körper und ihrem und dem Gefühl der allumfassenden Lebendigkeit.
    Mitten in der Nacht wachte Vivi Ann auf und begehrte ihn wieder. Sie drehte sich auf die Seite, um ihn zu küssen, da entdeckte sie, dass er nicht mehr da war.
    Sie schob die Decke beiseite und griff nach ihrem Bademantel, der auf dem Boden lag.
    Sie fand Dallas auf der Veranda. Er saß auf der obersten Stufe und trank ein Bier.
    Sie setzte sich neben ihn. »Hab ich dich beim Schlafen gestört? Dich getreten oder so?«
    »Ich schlafe nicht.«
    »Jeder Mensch schläft.«
    »Ach wirklich?«
    Damit gab er ihr nicht nur zu verstehen, dass sie ihn nicht kannte, sondern ein Mädchen aus einer Kleinstadt war, das sich in der großen Welt nicht auskannte. Sie starrte auf

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