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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an!« schrie Hassler.
    »Laß uns in aller Ruhe nachdenken, Phil!« Sempa tupfte mit einem Stück Keks das letzte Fett aus der Bratpfanne und löschte die Gasflamme. »Du weißt ganz genau, daß da, wo wir den Bauch aufgeschnitten haben, kein Nerv fürs Gehen liegt?«
    »Völlig unmöglich!«
    »Das ist keine klare Antwort: Weißt du's oder weißt du's nicht? Ist da ein Nerv?!«
    »Nein!«
    »Dann muß doch die Schwäche von woanders herkommen!«
    »Für diesen Satz sollte man dir den Nobelpreis verleihen«, sagte Phil giftig. »Ursachen für eine Lähmung können sein …«
    »Sie ist nicht gelähmt«, fiel Sempa ihm ins Wort. »Sie knickt nur immer ein! Sie kann ja stehen, sie kann sogar laufen, die Muskeln bewegen sich, spannen sich, man sieht es deutlich durch die Haut … die Beine sehen nicht verkümmert aus, nicht wie leblose Würste, alles ist normal … Aber nach zwei, drei Schritten – so war's vorhin noch! – rutscht sie einfach weg. Da ist keine Kraft mehr!«
    »Und ich sage dir zum zehntenmal: Das muß ich sehen!« rief Hassler. »Wie kann ich mir ein Urteil bilden, wenn ich sie nicht selbst untersuchen kann.«
    »Der große Medizinmann! Phil, du hast genausowenig Ahnung wie ich.«
    »Vielleicht steht in dem Handbuch …«
    »Nichts steht darin. Ich habe alle Kapitel durchgeblättert. Du lieber Himmel – was ein Arzt alles wissen muß! Als ich ein Kind war, hatten wir einen Arzt, Dr. William Murphy, der heilte alle Krankheiten mit drei Rezepten. Das reichte! Unser Dorf war dafür bekannt, daß es die ältesten Einwohner hatte. Aber heute? Was da in dem Buch steht, kann ein Mensch ja gar nicht auswendig wissen!«
    »Ein Arzt kann es.«
    »Direkt bei A habe ich etwas gefunden, aber das hilft uns auch nicht weiter.« Sempa holte einen Zettel aus der Hosentasche und strich ihn über den Knien glatt. »Ich hab's mir 'rausgeschrieben. Ich lese vor: Abasie und Astasie … die Unfähigkeit zu gehen und zu stehen, ohne einen objektivierbaren körperlichen Befund …«
    »Das ist es!« schrie Phil. »Ari, das ist es! Eine Abasie!«
    Sempa blickte hoch. »Als ob du davon Ahnung hättest. Weiter: Abasie und Astasie sind psychogen bedingt …« Er klopfte auf den Zettel, als wolle er seine Kniescheibe zertrümmern. »Was kann man mit dem Scheiß anfangen?«
    »Das ist die Lösung, Ari!« Phil beugte sich vor. »Mensch, da steht es doch ganz klar und deutlich: psychogen bedingt!«
    »Ha?« machte Sempa ungläubig.
    »Hast du wenigstens unter psychogen nachgelesen, damit du es glaubst?«
    »Nein, aber ich werd's gleich tun. Was heißt das also?«
    »Seelisch bedingt! Evelyn ist nicht körperlich, sie ist seelisch krank. Es gibt die kompliziertesten Phänomene, bis hin zu schweren Erkrankungen, die allein durch seelische Störungen ausgelöst werden! Ari – ich flehe dich an: Laß mich zu Eve! Ich garantiere dir: Morgen kann sie stehen und laufen!«
    »Du Spinner! Nur durch deinen Anblick?!«
    »Ja. Ich fehle ihr, sonst nichts! Du Riesenrindvieh, du hast das Rezept für Eves Gesundheit auf deinen Knien liegen. Abasie!«
    Sempa starrte Phil Hassler forschend an. »Das ist also nicht gefährlich?« fragte er und zerknüllte den Zettel.
    »Noch nicht. Es kann gefährlich werden. Ein seelischer Schaden, den niemand mehr reparieren kann.«
    »Du kannst es! Einmal mit ihr im Bett – und ihre Seele jubelt wieder!« Er schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück. »So ein Weib! Kann vor lauter Sehnsucht nicht mehr gehen und stehen! Und sowas gibt's! Das ist ja Hysterie!«
    »So kann man es auch nennen.«
    »Das habe ich gern! Hysterische Weiber! Ich kippe ihr nachher einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf, das wird sie wieder munter machen!«
    »Ich bringe dich um, Ari!« sagte Phil gefährlich leise.
    »Unter den Wasserfall schleppe ich sie!« schrie Sempa. »Und dort bleibt sie, bis sie wieder gehen kann! Diese Abasie treibe ich ihr aus! Mit mir nicht, Baby! Und ich Rindvieh denke, sie ist unheilbar krank.«
    »Sie kann es werden, Ari!«
    »Bis Sonntag abend nicht mehr, Phil! Dann bin ich auf See, und du kannst mit deiner hysterischen Ziege Gehen, Stehen und Liegen üben bis in alle Ewigkeit!« Er kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Solange sie dich also nicht sieht, kann sie nicht laufen. Ist das richtig?«
    »Ja!«
    »Fabelhaft! Ich stelle ab sofort meine Behandlung ein! Soll sie bis Sonntag im Bett liegen bleiben! Um so weniger stört sie mich beim Umladen. Ihr macht es mir plötzlich einfach, ihr lieben

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