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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fernglas abtastete. Auch am Heck, an der Flaggenstange, hängt keine Nationalfahne. Ein Schiff also, das es nicht gibt. Ein Anonymer, wie damals das Boot mit den drei Männern.
    Phil lud sein Gewehr durch und hoffte, daß Evelyn noch lange schlafen würde.
    Das ist es, dachte er. Das muß die Antwort sein! Der dritte Mann, der Überlebende, ist zurückgekommen! Mit einem anderen Boot. Nur er kann es sein! Erinnere dich, Phil, wie sicher er damals durch die Einfahrt hinausgerast ist. Aber wenn er wirklich zurückgekommen ist, warum hat er dann die Nacht nicht benutzt, Rache zu nehmen? Warum ankert er friedlich in der Bucht? Wie leicht wäre es gewesen, mich zu töten – und Evelyn dazu?
    Es fragt sich nur, weshalb er mich töten will.
    Immer wieder dieses verdammte Warum!
    Was war los mit der Insel ›Die sieben Palmen‹?!
    Phil wartete geduldig. Um halb sieben – er sah auf seine Armbanduhr – öffnete sich die Kajütentür, und ein Mann trat an die Reling. Phil beobachtete ihn durch sein Fernglas: Ein Mann wie ein Baum! Schwarzhaarig, breite Schultern, stämmige Beine, muskulöse Oberschenkel. Eine Brust, auf der man Steine zerklopfen konnte. Ein kantiges Kinn. Ein breitflächiges Gesicht mit dicken Augenbrauen und einer leicht gebogenen Nase. Die Haut wetterbraun, ins Ockergelb spielend.
    Er hat indianisches Blut, dachte Phil. Ein Mann, der zum Abenteuer geboren ist, aber auch ein Mann, der zur Herausforderung reizt. Entweder man kapituliert sofort, ohne den Versuch, sich zu wehren, oder es gibt eine mörderische Schlacht, die nur einen Sieger kennt.
    So einer ist das, empfand Phil kalt. Ein Mann ohne Kompromisse.
    Der Mann zog seine Badehose aus, kletterte nackt über eine Badeleiter ins Wasser und wusch sich in der seichten Bucht. Dann stieg er wieder auf sein Boot, frottierte sich ab.
    Das war der Augenblick, den Phil für geeignet hielt, um sich zu zeigen.
    Er ist es wirklich, hatte er festgestellt. Er ist der letzte jener drei Männer, die mich, ohne zu fragen und ohne Grund, umbringen wollten. Jetzt ist er nackt. Mit einem Handtuch kann man nicht schießen.
    Der Mann frottierte sich ruhig weiter ab, als Phil hinaus auf den feinen gelbgrauen Lavasand trat und das Gewehr schußbereit im Anschlag, zum Strand ging. Am Wasser blieb er stehen. Der Klotz von Mann winkte ihm mit dem Handtuch zu und lehnte sich an die Reling. Daß er nackt war, störte ihn offenbar nicht.
    »Das Meer ist in der Bucht warm wie Suppe!« rief er zu Phil hinüber. Er sprach ein Englisch mit einer merkwürdigen Färbung, die Phil nicht erklären konnte. »Kaum erfrischend. Wollen Sie auch baden?«
    »Danke. Ich habe geduscht.«
    »Vornehm! Vornehm!« Der Mann lachte, zog seine Badehose an und schlang das Handtuch um den dicken Hals. »Das war bestimmt besser, zum Munterwerden!«
    »Eiskaltes Quellwasser.«
    »Beneidenswert!« Der Mann schabte mit den Fußsohlen über die Bootsplanken. »Wie wollen wir es halten, Mister? Kommen Sie rüber auf mein Boot, oder soll ich zu Ihnen an Land kommen?«
    »Weder noch!« sagte Phil ruhig. »Sie haben die Einfahrt in der Nacht gefunden – Sie werden bei Sonnenschein um so leichter die Ausfahrt erkennen!«
    »Ein Witzbold, was? Immer einen Scherz auf den Lippen – das liebe ich!« Der bullige Mann lachte laut. »Für eines müssen Sie sich entscheiden, Mister. Ich muß mit Ihnen sprechen.«
    »Aber ich nicht mit Ihnen.«
    »Das ist ohne Bedeutung.«
    »Von Ihnen aus gesehen.«
    »Und das ist der einzige richtige Standpunkt, Mister. Bitte, spielen Sie nicht mit Ihrem Gewehr herum. Ich weiß, daß Sie ein guter Schütze sind. Sie haben James und Gilberto erledigt, als sei es ein Scheibenschießen. Wie Sie sehen, bin ich unbewaffnet. Ein nackter Mann hat kein Versteck, auch zwischen den Beinen nicht. Da habe ich 'ne andere gute Kanone. Haha! Ein Scherz von mir dieses Mal!« Er lachte wieder, stieg die Badeleiter hinunter und watete durch das seichte Wasser an Land. »Es ist kein Trick dabei!« rief er und blieb vier Schritte vor Phil im Wasser stehen. Es reichte ihm hier bis zu den Waden. »Ich bin wirklich waffenlos. Darf ich an Land?«
    »Wer ist noch auf dem Schiff außer Ihnen?« fragte Phil hart.
    »Niemand. Ehrenwort.«
    »Was ist Ihr Ehrenwort wert?«
    »Nichts! Aber Ihnen gegenüber ist es ehrlich. Meine beiden Freunde haben Sie ja erschossen.«
    »Es gibt mehr als drei Männer auf der Welt.«
    »Da haben Sie recht! Aber hier, auf dieser Mistinsel, gibt es tatsächlich nur zwei Männer: Sie

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