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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und ich! – Darf ich an Land?«
    »Kommen Sie her.« Phil trat zurück, behielt aber noch sein Gewehr im Anschlag. »Warum haben Sie mich damals sofort beschossen?«
    »Das war eine Dummheit von uns. Zugegeben. Für uns galt die Insel als unbewohnt und unbewohnbar. Und plötzlich steht da ein Kerl und hat die Insel in Besitz genommen. Mister, uns sauste der Verstand in die Hose! Und wo das hinführt … na ja!«
    Er war jetzt an Land, rieb sich die breiten Hände und blickte Phil forschend an. Er war fast zwei Köpfe größer als Phil, ein Zwei-Meter-Kerl mit Säulenbeinen. So etwas in einem Boxring kann zum Totschläger werden, dachte Phil. Ein Hieb mit dieser Faust, aus diesen Armmuskeln heraus, muß mörderisch sein.
    »Erst jetzt weiß ich, wer Sie sind. Ich habe mich erkundigt – oder besser, man hat es mir mitgeteilt. Haha!« schrie der Muskelberg.
    Er lachte wie über einen schweinischen Witz. Ein Idiot, dachte Phil. Was gibt es da zu lachen? Natürlich weiß man auf der Darwin-Station und auf der Flug- und Marinebasis von Baltra und Isabela, wer ich bin und daß ich auf ›Die sieben Palmen‹ wohne. Und man wird ihm auch gesagt haben, daß ich nicht gestört werden will!
    »Sie heißen Philipp Hassler!« sagte der Mann.
    »Stimmt.«
    »Ich bin Ari Sempa.«
    »Ari von Aristoteles? Sie sind Grieche?«
    »Weiß ich das? Mein Vater hat mich Ari genannt. Vielleicht hatte er einen Papagei, der so hieß?! Ich konnte ihn nicht mehr für diesen Namen verantwortlich machen; er starb, als ich drei Jahre alt war, sagte meine Mutter. Aber ein Grieche bin ich bestimmt nicht. Sempa ist nicht griechisch. Ich komme aus Baltimore.«
    »Ein weiter Weg bis zu den Galapagosinseln. Mit diesem Boot da?«
    »Ich stellte schon fest. Sie sind ein Witzbold, Phil!« Sempa sah sich um. »Wollen wir hier im Sand in der Sonne stehenbleiben?«
    »Von mir aus – ja.«
    »Von mir aus – nein!« Sempa lachte breit.
    »Das ist meine Insel. Vergessen Sie das nicht.«
    »Offiziell haben Sie hier die Hoheit, das stimmt. König von ›Die sieben Palmen‹! Aber ich habe diese Insel schon betreten, als Sie noch gar nicht wußten, daß es dieses Eiland gibt! Das ist die Lage, Phil. Wir müssen das Beste daraus machen.«
    »Wir müssen gar nichts, Ari!«
    »Das ist nett …«
    »Was?«
    »Daß Sie mich auf Anhieb Ari nennen!«
    »Also gut: Mr. Sempa.«
    »Nein, bitte … weiter Ari!« Sempa stapfte durch den Sand, dem Lavarücken zu, dem einzigen Weg zum oberen Teil der Insel. Phil hob sein Gewehr. Er dachte an Evelyn und konnte sich ihr Entsetzen ausmalen, wenn sie dieses Monstrum von Mann sah. »Bleiben Sie stehen, Ari!« rief er schneidend. Sempa verhielt sofort den Schritt. Phils Stimme ließ keine Unklarheiten zu. Langsam drehte er sich um und blickte in den Gewehrlauf, der genau auf sein Herz zielte. Über sein breites Gesicht lief ein Zucken, eine Mischung aus Hohn und Wut.
    »Phil –«, sagte er schwerfällig. »Sie sind natürlich im Vorteil. Sie haben eine Knarre. Aber überlegen Sie einmal: Vorhin, als ich an Land kam, stand ich direkt neben Ihnen. Ein blitzschneller Schlag auf Ihren dämlichen Schädel, und Ihre Hirnschale wäre eingeknickt wie ein Hühnerei. So schnell hätten Sie gar nicht schießen können! Hab' ich's getan? Nein! Warum? Weil wir uns friedlich unterhalten wollen, und weil es schon genug Tote auf dieser Insel gegeben hat. Aber Sie stehen da und spielen den wilden Mann. Ist das fair?«
    »Gehen Sie auf Ihr Boot zurück!«
    »Nein!« Sempa grinste breit. »Was nun? Was werden Sie tun? Himmel, ich bin gespannt! Ich gehe nicht auf mein Boot zurück – und Sie wollen nicht, daß ich die Insel erklettere. Werden Sie schießen? Können Sie einen unbewaffneten, wehrlosen Mann so einfach umlegen? Das ist ein Problem, was? Notwehr wie damals – kein Wort mehr darüber. Aber jetzt müßten Sie einen Mann erschießen, der fast nackt ist – wenn Sie wollen, lasse ich auch noch die Badehose herunter, dann ist alles klar –, und der nichts anderes will, als eine einsame Insel betreten. So einen harmlosen Menschen müßten Sie erschießen! Das heißt: Sie müssen Killerinstinkt entwickeln! Gerade Sie, Phil! Zum Mörder muß man geboren sein – die meisten Psychologen sehen das nicht ein! – Werden Sie nicht lächerlich, Phil! Sie können nicht töten!« Sempa kraulte sich die Nase, blickte noch einmal auf den Gewehrlauf und nickte. »Ich gehe jetzt weiter, Phil! Schießen Sie mir also in den Rücken! Oder in den Hinterkopf!

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