Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
die Linke auf ihre Brust gedrückt, blieb sie fünf Schritte vor den Männern stehen und hob die Waffe. So schwer sie atmete vom schnellen Lauf – ihre Hand zitterte nicht. Aber ihr Gesicht war von einer Wildheit geprägt, die Sempa sofort verstand, aber Phil mit maßlosem Staunen erfüllte.
    »Evelyn …«, sagte er heiser. »Leg ganz vorsichtig die Pistole in den Sand. Mein Gott, du weißt doch gar nicht, wie man damit umgeht …«
    »Und wie sie das weiß!« Sempa schlang das Handtuch wieder um seinen Stiernacken. »Was wird hier eigentlich gespielt?! Erst heißt es, er wird weichgekocht … Und was finde ich vor? Einen wütenden Zwerg!«
    Phil hob langsam das Gewehr und krümmte den Zeigefinger am Abzug bis zum Druckpunkt.
    »Das reicht, Ari …«, sagte er leise.
    In Sempas Augen stieg plötzlich echte Angst hoch. Er sah den gekrümmten Finger, blickte in Phils Augen und wußte, daß er keine Zeit mehr hatte.
    »Erklär es ihm, Evelyn!« brüllte er los. »Sag es ihm, Schätzchen! Der Verrückte zieht wirklich ab! Sag ihm, wer wir zwei sind –«
    »Wir zwei …« Phil war es, als zerschnitte ihn ein glühendes Messer. Er hatte plötzlich keine Kraft mehr in den Händen, das Gewehr rutschte aus den Fingern und fiel in den Sand.
    Es ist nicht wahr, dachte er in diesem Augenblick. So etwas kann nicht wahr sein! Aber er hat es ja gesagt. Ich habe es gehört, und sie hat es hingenommen: Wir zwei …
    Evelyn Ball konnte hassen – das erkannte Phil in diesem Augenblick. Sie konnte hassen bis zum Exzeß, bis zur Selbstzerstörung.
    Sie hatte die Schultern etwas hochgezogen, die Augen schimmerten wieder dunkelbraun, eine so intensive Farbe, wie er sie nur einmal an ihr gesehen hatte, als sie zum erstenmal in seinen Armen lag und der Orgasmus sie hin und her schüttelte, begleitet von diesem merkwürdigen, tierhaften hellen Knirschen ihrer Zähne.
    Die Pistole richtete sich genau auf Ari Sempas Herz. Der Bulle von Kerl schien das zu übersehen. Er lachte wieder röhrend und wischte sich mit einem Zipfel des um seinen Hals hängenden Handtuchs über das breite Gesicht.
    »Du Mistkerl!« sagte sie leise. »Du Sauhund!«
    Sempa zeigte mit dem Daumen auf Evelyn und nickte mehrmals. »Da hören Sie es, Phil, was aus diesen lieblichen Lippen hervorsprudeln kann. Aber das ist noch gar nichts! Wenn sie erst richtig in Fahrt ist, wenden sich alle Marktfrauen ab. Ausdrücke hat sie drauf … ich sage Ihnen! Die kenne noch nicht mal ich, und das will was heißen!« Er blickte auf den Lauf der Pistole und grinste. Ein Funken Unsicherheit sprang nun doch in seine Augen. »Baby, du zielst auf den Falschen! Der liebe Phil will mich nicht an Land lassen …«
    »Hau ab!« sagte sie gefährlich ruhig. »Ari Sempa, geh zum Schiff zurück und hau ab!«
    »Höre ich richtig?« Der Bulle von Kerl bekam runde Kinderaugen vor Staunen.
    »Ja.«
    Sempa wandte sich entgeistert zu Phil. »Ich glaube, ich habe einen Gehörfehler, oder mir sitzt noch Wasser im Ohr. Hat sie wirklich gesagt, ich soll abhauen?«
    »Genau das!« sagte Phil laut. Auch er hatte sich gefangen. Er bückte sich und hob das Gewehr aus dem Sand. »Tun Sie, was sie sagt.«
    »Sie wissen also nichts? Gar nichts?« fragte Sempa ehrlich verblüfft.
    »Ich will auch nichts wissen!« schrie Phil.
    »Der liebende Mann, der alles verzeiht! Ich habe es immer behauptet: Sie ist eine Hexe. Wer einmal auf ihr gelegen hat, der ist für die normale Welt verloren!«
    Aus der Pistole Evelyns löste sich ein Schuß. Die Kugel zischte nahe an Sempas rechtem Ohr vorbei und klatschte irgendwo weit draußen ins Wasser. Ungläubig starrte Sempa auf die zuckende Pistole. Seine großen, dunklen Augen quollen froschartig aus den Höhlen. An seinen Halsseiten schwollen die Adern an. »Sie hat auf mich geschossen!« sagte er dumpf. »Tatsächlich!«
    »Der nächste Schuß sitzt!« Evelyn winkte mit der Hand zur Bucht. »Geh in dein Boot zurück!«
    »Ich überlege mir, ob ich euch zwei nicht umlegen soll!« sagte Sempa. »Gut! Ihr habt Waffen! Und ein Schuß kann auch treffen. Aber dann habe ich einen von euch im Griff, und dann gibt es kaum noch Verhandlungsmöglichkeiten! Phil, ich wiederhole es: Sie werden doch keinen harmlosen Mann in einer Badehose umbringen? Was tue ich Ihnen denn? Ich will nur die Insel betreten und etwas regeln.«
    »Was, zum Teufel?«
    »Soll ich das alles am Strand erzählen? Ich weiß, Sie haben eine gemütliche Höhle ausgebaut.«
    »Sie wissen das?«
    »Ich weiß noch

Weitere Kostenlose Bücher