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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Warum sagt sie keinen Ton?! Ev … warum sitzt du nur da und starrst aufs Meer?! Ich habe diesen James McLaudon erschossen, weil er wild um sich schießend auf mich zustürmte. Das ist nicht die feine Art, Bekanntschaften zu machen.
    Wer war McLaudon? Ev, ich wollte nie mehr wissen, daß es eine Vergangenheit gibt – aber die Vergangenheit holt uns ein.
    Ev – laß nicht Sempa alles erzählen! Sag du ein Wort ! Ich weiß nicht, ob ich es aushalte, wenn er von dir spricht, als seist du eine Hafenhure!
    Draußen hatte sich die Situation nicht verändert. Evelyn saß am Abhang, die schlanken Beine pendelten ins Leere. Ein kleiner Ruck nur, und sie würde abstürzen – vierzig Meter tief.
    Ari Sempa hockte auf der Bank, breitbeinig, das Handtuch um die Bullenschultern, und starrte böse in die Gegend. Anscheinend hatte er versucht, mit Evelyn zu sprechen, aber sie hatte nicht reagiert.
    »Die Engel beginnen zu singen!« rief er, als er Phil mit der Flasche sah. »Was haben Sie da ausgegraben?«
    »Bourbon«, sagte Phil gepreßt.
    »Der gute alte Seelentröster! Wissen Sie, Phil, daß ich vor einiger Zeit noch mindestens eine halbe Flasche brauchte, um einzuschlafen?! So hat mir das zugesetzt, was ich erlebt habe!« Er nahm Phil die Flasche aus der Hand und griff nach dem Wasserglas, das auf dem Tisch stand. »Lachen Sie jetzt nicht, ich bin da sehr empfindsam! Im Grunde genommen bin ich ein sensibler Mensch. Ich habe nie zum Gauner getaugt! Aber – wie das Leben so ist – ich habe immer nur unter Gaunern gelebt. So etwas gibt es, Phil. Ein Mensch will sauber bleiben und greift nur immer wieder in die Scheiße!« Er stellte die Whiskyflasche und das Wasserglas auf den Tisch zurück und grinste Phil an. »Ich weiß, was sich gehört. Sie sind der Gastgeber. Darf ich um einen Whisky pur bitten, Sir?«
    Wortlos goß Phil das Wasserglas halb voll und schob es Sempa über den Tisch. Nach einem Seitenblick auf Evelyn sagte er: »Ich habe vorhin gesagt: Ich weiß gar nichts!«
    »Das haben wir gleich.« Sempa nahm das halbvolle Wasserglas und trank es mit einem Schluck leer. Er kippte den Alkohol hinunter, als habe er einen Walfischschlund. »Ein guter Tropfen!« sagte er dann. »Den rechne ich einwandfrei zur Kultur!« Er nickte hinüber zu Evelyn am Rande des Felsens. »Will sie runterspringen?« fragte er leise.
    »Ich weiß es nicht. Tut sie es, fliegen Sie hinterher.«
    Sempa nahm diese Drohung nicht mehr humorvoll. Genau wie Phil, war ihm klar, daß jetzt erst der richtige Kampf begann. Er rückte etwas aus der Sonne, setzte sich neben dem Wohnhöhleneingang auf den Hackklotz und stemmte die muskelbepackten Arme auf die Knie.
    »Wo soll ich anfangen?«
    »Das müssen Sie wissen, Ari.«
    Phil lehnte sich gegen die Felswand und ließ Evelyn nicht aus den Augen. Sie saß nahe genug, um alles zu hören, denn Sempas Stimme dröhnte. Aber sie saß zu weit weg, als daß man sie mit einem schnellen Griff hätte fassen können, falls sie wirklich Dummheiten machte.
    »Es begann vor drei Jahren«, setzte Sempa an, »in Baltimore. Sie kennen Baltimore nicht? Über eine Million Einwohner, zweitgrößter Hafen an der amerikanischen Ostküste. Ich hatte damals einen Laden für Schiffsausrüstungen an der Chesapeake Bay. Ein mieses Geschäft, sage ich Ihnen! Die großen Kähne beziehen alles direkt ab Fabrik, die Sportschiffer halten die Taschen zu, bis ihr Boot abbezahlt ist. Ach ja, einen Bootsverkauf hatte ich auch noch. Eine sogenannte ›Vertretung‹! Von der Ausbauschale bis zum fertigen Hochseekreuzer. Nur wollte keine Sau unsere Boote kaufen. Die Konkurrenz war zu groß, die bekannten Namen. Aber da kommen eines Tages zwei Kerle in meinen Laden: James McLaudon und Gilberto Maruso. Ich sage Kerle und nicht Herren – dafür hat man einen Blick. Und was bestellen sie? Einige hundert Meter Nylontaue, am Stück, zwei Winden mit Benzinmotor, vier Flaschenzüge und drei Zehn-Kilo-Kisten mit Stangendynamit. Dazu noch andere Sächelchen – alles Dinge, die mit der christlichen Seefahrt wenig zu tun haben. ›Hallo!‹ habe ich gesagt, ›das geht natürlich alles in Ordnung, aber wer – zum Teufel – hat Ihnen gesagt, daß man bei mir Dynamit kaufen kann? Ich bin ein Schiffsausrüster und kein Sprengladen!‹ ›Ein Typ aus Baltimores antwortete James. Genügt das?‹ Das genügte mir natürlich nicht. Was würden Sie tun, wenn einer zu Ihnen kommt und dreihundert Meter Nylontau am Stück und dreißig Kilo Dynamit kaufen will?!

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