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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einem Heiden gilt nicht! – Phil, hören Sie mir auf mit der Moral! Es gibt nichts Widerlicheres als Heuchelei!«
    »Ari, Sie verblüffen mich! Sie können wirklich denken! Sie wissen sogar eine Menge über die Inkas – und mich lassen Sie vorhin referieren und hören mir zu, wie ein Kind einem Märchenerzähler. Das ist unfair!«
    »Alles, was ich weiß, habe ich von McLaudon gelernt. Alles über die Inkas, um genau zu sein. Wissen Sie, Phil, da hatte ich auch mal eine Krise, damals, als ich erfuhr, wie die beiden an die Aufzeichnungen des Engländers gekommen waren. So einen Moralischen – da kann man sich nicht gegen wehren. Ich war ein armes Schwein, ich muß das immer wieder betonen, mein Schiffsausrüstungsgeschäft ernährte mich gerade so gut, daß ich zum Nachtisch am Daumen lutschen konnte. Aber ich hatte noch nie die Hände in blutigen Angelegenheiten gehabt. Ich kannte Gangster genug – zum Teufel, ja! – aber ich hielt immer Abstand zu diesen Burschen, die sich über nichts mehr freuten, als wenn sie einen genau zwischen die Augen getroffen haben. Und jetzt war ich Kompagnon von zwei Kerlen, die über den Mord an dem Engländer sprachen, als sei der arme Boy über einer Bananenschale ausgerutscht.«
    »Da wäre noch Zeit gewesen, abzuspringen, Ari!« sagte Phil.
    »Sie Pflaumenmännchen! Da hatte ich schon so viel investiert in das Unternehmen, daß ich nicht mehr aussteigen konnte. Die Zeit mit den zwei Mänteln und das Frieren im Lagerschuppen bei den Ratten kam mir wieder vors innere Auge. Da unten wäre ich wieder gelandet, wenn ich McLaudon und Gilberto allein gelassen hätte.« Sempa schnaufte durch die dicke Nase. »Auf jeden Fall kaufte ich mir damals Gilberto und drückte ihn mit ausgestrecktem Arm an die Wand. Hätte ich ihn dagegengeworfen, wäre er bestimmt zerplatzt. ›Der Mord paßt mir nicht!‹ habe ich gesagt. ›Du hast mich belogen, du Hurenbalg! Hätte ich das von dem Engländer gewußt – ihr würdet keinen Zentimeter Nylonseil bekommen haben!‹ Und was sagte McLaudon? Er sagte ganz ruhig: ›Ari, rege dich ab! Die Geschichte des Inkagoldes ist von jeher mit Blut geschrieben worden!‹ Und dann erzählte er mir von der ganz großen Sauerei, wie unsere heilige Kirche jeden Mord an einem Inka abgesegnet hat, und wie die Priester mit dem Kreuz neben gepanzerten Soldaten herliefen, die Männer, Frauen und Kinder abschlachteten, um an das Gold zu kommen, das dann auf Umwegen wieder in die Kirchenkasse wanderte. Wie fromm waren doch die spanischen Könige! – Da habe ich mir gesagt: Moral ist, die eigenen Taschen offen zu halten und dabei Halleluja zu singen. Und Ethos ist der Luxus derjenigen, die es sich leisten können, Menschenwürde zu predigen, nachdem sie durch Unmenschlichkeit unabhängig geworden sind!«
    »Eigentlich ist es schade um Sie, Ari«, sagte Phil und stand von seinem Basaltklotz auf. »In Ihnen steckt mehr als rohe Kraft. Das mit der Moral und dem Ethos haben Sie gut gesagt.«
    »Eines Tages schlage ich Ihnen die schönen Zähne ein!« Sempa schnaufte. »Das schaffe ich! Einer Schlägerei bin ich noch nie aus dem Weg gegangen, Sie intellektuelles Arschloch! – Himmel, wie sehne ich mich nach Bier!«
    Er drehte sich um und begann den Aufstieg über den verwitterten Kraterrand. Hinauf ging es besser und schneller als hinab; man konnte sehen, wohin man greifen mußte, konnte die Fußstützen auswählen, kam nicht ins Rutschen. Oben auf der Ebene als erster angekommen, half Sempa sogar, Phil heraufzuziehen. Er griff mit seinen langen Armen zu und schleuderte Phil mit einem Ruck auf das Plateau. Phil war kein leichter Mann, aber in Sempas Händen verlor er sein Gewicht.
    Als sie zur Wohnhöhle zurückkehrten, sahen sie Evelyn zwischen den sieben Palmen sitzen. Sie war mit der Kosmetik beschäftigt, hatte ihr Schminkköfferchen aufgeklappt und puderte sich. Ihr Kopf war etwas zur Seite geneigt, als lausche sie. Sempa stieß Phil in die Seite.
    »Sie macht sich schön für Sie«, sagte er rauh. »Das glauben Sie auch, nicht wahr?! Sie armer Idiot!«
    »Wieso?« fragte Phil, ehrlich verblüfft. »Sie pudert sich.«
    »Haben Sie nie die Schminktasche untersucht?«
    »Nein. Wozu?«
    »Da haben Sie was verpaßt. Evelyn hat mich in den vergangenen Stunden bei Ihnen so oft in die Pfanne gehauen – jetzt kann ich mich endlich revanchieren. Das süße Schminkköfferchen ist nämlich ein kleiner, raffinierter Sender. Zwar nur von begrenzter Reichweite, aber immerhin! Haben

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