Das Geheimnis der sieben Palmen
wenn ich behaupte, daß man den Wert gar nicht abschätzen kann?«
»Jedes Museum würde Ihnen dafür Riesensummen zahlen.«
»Sehen Sie!«
»Nur werden Sie keines dieser Stücke einem Museum anbieten können. Die erste Frage wird nämlich lauten: Woher haben Sie das? Und dann wird die Polizei alarmiert. Überall, Ari! Was Sie hier liegen haben, sind tote Millionen. Die Ware ist einfach unverkäuflich.«
»Es gibt genug private Sammler, die so etwas heimlich kaufen. Für jeden Preis. Wenn ich einen Picasso klaue oder einen Rembrandt – glauben Sie, ich biete die dem nächsten Museum an?! Da stehen bei mir die heimlichen Käufer schon Schlange. Wenn es überhaupt nicht geht, schmelzen wir den ganzen Scheißdreck ein und verkaufen das reine Gold und die Steine auf dem Schwarzmarkt. Allein dieser Goldwert …«
»Das habe ich befürchtet. Und deshalb, Ari Sempa, werde ich niemals zulassen, daß dieser Schatz, dieser einmalige Beweis einer Hochkultur vor fast tausend Jahren im unbekannten Südamerika, meine Insel verläßt.«
Sempa lehnte sich gegen den Stapel aus Säcken und Kisten und blickte Phil fassungslos an. »Was haben Sie eben gesagt?« fragte er. »So dusselig können Sie noch reden bei diesem herzerweiternden Anblick? Haben Sie überhaupt ein Gehirn?!«
»Ein präzise arbeitendes. Noch!«
»Aha! Ich verstehe!« Sempa kaute an seiner dicken Unterlippe. »Sie wollen alles! Sie denken, sie können hundert Prozent abkassieren?!«
»Ari, reden Sie kein Blech.« Phil verließ die Seeräuberhöhle und setzte sich draußen auf den großen Basaltblock. Er hörte, wie Sempa in der Tiefe der Kraterwand rumorte, es klirrte ein paarmal, Metall krachte gegen Gestein. Dann trottete Sempa wieder ins Freie und zog einen prall gefüllten Sack hinter sich her.
»Was nehmen Sie da mit?« fragte Phil.
»Sie werden staunen.« Sempa klopfte mit der Faust gegen den Sack. »Das ist Medizin gegen die Langeweile. Oder glauben Sie, ich halte das monatelang aus, mit anzusehen, wie Sie und Evelyn sich vergnügen? Küßchen hier, Griffchen da, und nachts krachen die Betten!«
»Wollen Sie etwa eine goldene Mädchenfigur beschlafen, Ari?« fragt Phil spöttisch.
»Das ist gut! So gefallen Sie mir schon besser, Phil!« Sempa lachte dröhnend. »Erinnern Sie mich an diese Idee, wenn ich mit geflaggtem Mastbaum herumlaufe.« Er klopfte wieder gegen den Sack. Metall klirrte leise. »Das hier ist ein Gesellschaftsspiel, das sich nur so reiche Leute wie wir leisten können. Sie werden staunen, Phil …«
Er ließ den Sack stehen, schichtete notdürftig die Verschlußsteine vor den Höhleneingang und ärgerte sich, daß Phil ihm nicht dabei half.
»Macht Spaß, wenn andere arbeiten – was, Partner?«
»Warum verrammeln Sie die Höhle wieder?«
»Es könnte sein, daß jemand auf der anderen Seite der Insel landet.«
»Unmöglich. Da ist die Seelöwen-Bay. Zwischen diesen Klippen kommt keiner durch. Und sonst ist hier nur nackte Steilküste. Man kann auf ›Sieben Palmen‹ nur bei mir an Land.«
»Trotzdem.« Sempa beendete seine Arbeit und schluckte mehrmals mit hüpfendem Kehlkopf. »Es ist nicht erquickend, sich mit der eigenen Spucke den Rachen auszuwaschen«, knurrte er. »Phil, ich sehne mich irrsinnig nach einem Liter Bier.«
»Haben wir nicht.«
»Haben wir doch! Auf meinem Boot! Im zweiten Kühlschrank des Salons. Mann, sind Sie vergeßlich. Ich bin doch bestens ausgerüstet! Dortmunder Bier in Dosen! Ich könnte die Blechdinger jetzt mit den Zähnen aufhacken, so einen Durst habe ich. Spazieren wir zurück?«
»Von mir aus.«
Sempa blieb stehen und wuchtete den Sack auf seine Schulter.
»Evelyn hat richtig getippt«, sagte er. »Stimmt's? Das Gold hat Sie nicht verändert?«
»Kein bißchen. Das heißt: doch.«
»Doch!«
»Ich bin mir jetzt ganz sicher, daß der sagenhafte Inkaschatz nicht in den Untergrundhandel kommt, oder einfach zusammengeschmolzen wird!«
»Sind Sie das?« fragte Sempa spöttisch. »Phil, um Ihren Kopf leuchtet ein Heiligenschein! Übertreiben Sie's bloß nicht. Gerade die Soldaten Ihrer katholischen Majestät von Spanien, und an der Spitze die Priester, waren es, die die Inkas vernichtet haben und an Gold und Edelsteinen klauten, was sie nur erraffen konnten. Zum Lobe des Herren! Sie brachen laufend ihr Ehrenwort und erschlugen einen Inkafürsten nach dem anderen, nur, um an deren Reichtum zu kommen! Und sie hatten sogar eine typisch christliche Begründung: Ein Ehrenwort gegenüber
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