Das Geheimnis der sieben Palmen
lag es so tief im Wasser, daß wir die Dieseltanks nur zu einem Viertel füllen konnten. Wir wären sonst glatt abgesoffen. Stimmt's, Eve? Da kam James auf die geniale Idee, ein Beiboot, voll mit Dieselöl, hinterherzuschleppen. Nur so erreichten wir die ›Sieben Palmen‹. Phil – aus Liebe zu Yuma: Ich bin bereit, mit Yuma abzudampfen, wenn Sie uns für den Lebensabend Gold im Werte von 3 Millionen Dollar überlassen. Alles andere schenke ich Ihnen! Ist das ein Angebot oder nicht?«
»Wir kegeln den Schatz aus. Das war abgesprochen.«
»Das ist verrückt, Phil! Das geht ja immer hin und her. Es wird nie möglich werden, daß einer den ganzen Schatz vor sich liegen hat.«
»Damit rechne ich auch nicht.«
»Und wenn ich mit Yuma allein von der Insel gehe?« schrie Sempa. »Nur mit ihr allein?! Wenn ich Ihnen diesen ganzen Goldrotz der Inkas hierlasse?!«
»Yuma ist ein Teil des Schatzes, Ari. Vielleicht sogar der wertvollste.«
»Sie wollen mir Yuma nicht gönnen?!« Sempa sprang auf und riß die goldene Statue an sich. »Selbst dieses süße Püppchen mißgönnen Sie mir?! Ich werde Ihnen sagen, was ich tue! Wenn Sie eines Morgens aufwachen, bin ich weg! In der Nacht abgedampft!«
»Ich kann mit Funk jederzeit jede Station auf den Galapagosinseln erreichen. Sie kommen nicht weit, Ari. Die Patouillenboote sind schneller als Sie. Sie haben ja die ›Panther‹ gesehen. Der laufen Sie nicht übers Meer weg!«
»Sie sind unersättlich, Phil!« sagte Sempa dumpf. »Das erkenne ich jetzt endlich. Sie wollen den ganzen Schatz für sich allein!«
»Im Gegenteil. Ich helfe Ihnen, alles im Meer zu versenken.«
»Das ganze Gold? Die Diamanten? Die Edelsteine? Alles?«
»Alles, Ari!«
»Schluß!« Sempa nahm seine goldene Prinzessin um die Hüften und trug sie vom Tisch weg. »Vor soviel Idiotie wird mir übel! Gehen wir angeln?«
»Wenn es Ihnen Spaß macht, Ari«, sagte Phil Hassler und half Evelyn beim Abräumen des Geschirrs.
»Yuma geht mit! Sie fischt auch gern!«
»Von mir aus.«
»Sie wird jetzt überall dabeisein!«
»Wenn es Sie glücklich macht, Ari …«
»Es macht mich glücklich!« brüllte Sempa mit seiner stierhaften Stimme. Er küßte die Statue auf den Mund und wurde danach sichtbar ruhiger. »Wissen Sie, wo die besten Fische stehen?«
»Ja. In einer Bucht im Norden der Insel.«
»Dann nichts wie hin!«
»Dort ist Steilküste. Vom Meer zerfressener Lavafelsen.«
»Ich kann klettern, Junge.«
»Yuma auch?«
»Sie auch! Zweifeln Sie daran?!«
»Wir müssen über vierzig Meter Felsen hinunter, bis wir an einen Standplatz kommen, wo man angeln kann.«
»Wenn Sie davor Angst haben, schwindelig werden und abstürzen, schreie ich Hosianna!«
»Yuma …«
»Zum Satan, lassen Sie mein Püppchen in Ruhe! Es kommt mit zum Angeln! Kein Wort mehr darüber!«
Den ganzen Tag blieben sie im Norden der Insel und fingen große, silberorange glänzende Fische, deren Namen Phil nicht kannte. Sie besaßen weißes, festes Fleisch und schmeckten durchaus nicht nach Fisch. Briet man sie über dem offenen Feuer, schmeckten sie eher wie ganz junges Kalbfleisch. Ein Problem war es nur, sie aus dem schäumenden Meer zu holen, denn hier, an der klippenreichen, zerklüfteten Steilküste zerriß auch die feste Angelschnur, wenn der große Fisch begann, um sein Leben zu kämpfen.
»Man müßte das mit Netzen machen!« sagte Sempa, der einen mittelgroßen Fisch so nahe herangeholt hatte, daß er ihn packen und mit dem Kopf gegen eine Felskante schlagen konnte. »Oder mit Reusen!«
»Ich habe keine Netze«, sagte Hassler.
»Aber eine Reuse kann ich machen!« Sempa lachte röhrend. »Sehen Sie, ich kann Ihnen sogar helfen!«
Der Abstieg über die zerklüftete Steilwand hinunter zum Meer war ein Unternehmen gewesen, bei dem Hassler buchstäblich der Atem stockte. Schon der Weg zur Nordküste, quer über die Insel, durch kleine Krater, Busch- und Dornenfelder, über Lavaböden und durch Schluchten, die von der Erosion in die Insel hineingefressen worden waren, Zeugnis eines Millionen Jahre währenden Kampfes verschiedener Naturen, war eindrucksvoll genug gewesen.
Sempa schleppte seine Yuma tatsächlich mit. Erst unter dem Arm, später, als das Gelände immer unwegsamer wurde, quer über den Rücken gelegt, wobei er seine Hände auf die spitzen Brüste der Statue preßte – der beste Balancepunkt, wie er verwundert feststellte. Trotzdem war er etwas außer Atem, als sie die Steilküste erreicht hatten und
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