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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sempa schneuzte sich durch die dicken Finger. »Wie immer: unentschieden!«
    »Und die Fische? Was soll ich mit den vielen großen Fischen anfangen?«
    »Braten, kochen, trocknen, wegwerfen. Tu, was du willst«, sagte Phil. Er spürte, wie ihn die Erschöpfung nach vorn zog. Gleich schlage ich mit der Stirn auf die Tischplatte, dachte er, und schlafe … schlafe …
    »War das nötig?« sagte sie, griff in Phils Haare und zog seinen Kopf hoch. Er starrte sie an, bewunderte trotz aller Erschöpfung ihre wilde Schönheit und seufzte, als sie an seinen Haaren zog, als wolle sie die Antwort herauszerren.
    »Ja, es war nötig, Eve«, antwortete er. »Ich habe heute gelernt, daß wir drei zusammenleben müssen …«
    »Wir vier«, knurrte Sempa.
    »Wir vier. Wir müssen zusammenleben ohne zeitliche Begrenzung. Ich habe gesehen, daß es geht!«
    »Mit einem Monster wie Ari?!« rief Evelyn und ließ Phils Kopf los. Der pendelte nach vorn; er fing ihn mit beiden Händen auf.
    »Die Insel ist groß genug für zwei Familien!« sagte Sempa. »Verdammt, Phil hat recht, wie er immer recht hat: Wir werden die Insel urbar machen. Fruchtbar! Ein Kulturland soll sie werden! Nur – wenn ich an die nutzlos herumliegenden Millionen denke …«
    »Betrachten Sie den Schatz als unser Spielzeug, Ari! Oder gründen wir ein Museum. Jeder Staat, der etwas auf sich hält, besitzt ein Museum. Wir eröffnen das ›Inka-Museum der Sieben Palmen‹!«
    »O Himmel, welch ein Spinner!« Sempa schnupperte nach dem Bratenduft. »Aber ein Spinner mit System.«
    »Wir können uns jeden Tag an dem Schatz erfreuen.«
    »Und fressen Eier mit Ziegenspeck!«
    Da vom Essen die Rede war, erholte sich Sempa schnell. »Eve, was brutzelt da auf dem Herd?«
    »Eine Schweinelende.«
    Sempa atmete tief und zog Yuma, seine goldene Geliebte, wieder näher zu sich heran. »Ich glaube, es gibt doch so etwas wie Paradiese. Ein Schweinelendchen! Und morgen die Fische! Und übermorgen vielleicht ein Hühnchen! Und um uns herum der größte Goldschatz der Welt!« Er faltete die Hände und blickte in den streifigen, rot durchwirkten Abendhimmel. »Lieber Herrgott, beschütze die Verrückten. Sie sind dir am nächsten!«
    Die Tage, von denen Phil zunächst befürchtet hatte, sie könnten zum ewigen Zweikampf werden oder durch die Beobachtung von Sempas fortschreitendem Wahnsinn zur zerfressenden Qual, ergaben überraschend eine fruchtbare Arbeitsleistung.
    Morgens besprach man gemeinsam, was man unternehmen wollte. Daß Yuma in ihrer gleißenden, nackten Schönheit immer zugegen war – weder Evelyn noch Phil störten sich noch daran. Im Gegenteil, als Sempa eines Morgens allein am Tisch erschien, fragte Eve: »Wo ist Yuma?«
    »Sie schläft noch«, sagte Sempa. »Laßt sie schlafen. Sie hat's in der Nacht wieder toll getrieben!«
    Mehr erzählte er nicht. Nach den Andeutungen in den ersten Tagen schwieg er sich überhaupt darüber aus, was mit Yuma in seiner Höhle geschah. Man konnte es nur mit Schaudern ahnen, aber man nahm es hin, weil man davon nichts hörte und sah, und vor allem weil Sempas Irrsinn zeitweise einer geradezu satten Ausgeglichenheit Platz machte.
    Sonst aber war Yuma überall dabei: im Krater, wo man wilde Ziegen schoß oder nach Schweinen jagte. Am Korral, wenn die Kühe gemolken wurden oder Evelyn in einem von Phil konstruierten Gefäß butterte. Und wenn Sempa einem Huhn den Kopf abhackte, drehte er Yuma um und bat Phil einmal sogar, ihr die Ohren zuzuhalten, weil das Huhn in seiner Todesangst gar zu sehr kreischte.
    Und Phil tat es: Er hielt der goldenen Yuma die Ohren zu.
    Es war kein stummes Leben mit Yuma. Sempa unterhielt sich mit ihr wie mit Phil und Evelyn, erzählte ihr Seemannswitze und sang ihr sogar mit seiner orgelnden Baßstimme Shanties vor.
    »Wie glücklich sie lächelt!« sagte er verzückt, wenn die Sonnenstrahlen oder das Mondlicht das Gesicht der goldenen Statue wie mit Leben füllten. »Sie liebt mich! Glaubt ihr es jetzt?«
    Diesen wahnsinnigen Intermezzi folgten Stunden, Tage, Wochen voll schöpferischer Arbeit. Sempa schuftete wie ein Elefantenbulle; seine Kraft schien unerschöpflich, seine Muskeln erschlafften nie; zeigten sich Müdigkeitserscheinungen, breitete er die Arme aus und stellte sich in den Wind. Es war dann, als gewinne er allein aus der Luft etwas von jener Energie, die das All bewegt.
    In zwei Monaten rodete er Land, das Phil nicht in einem Jahr bewältigt hätte; er brannte für künftiges Kulturland Dornfelder

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