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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus, auf die man Kleinstädte hätte gründen können; er legte mit ausgehöhlten Baumstämmen eine verzweigte Wasserleitung an, um das Neuland planmäßig zu bewässern. Es gab nichts, von dem Sempa sagte: Das geht nicht! Das kann ich nicht!
    Er konnte alles.
    Phil hatte die Insel vermessen, das heißt, er hatte den Teil genau kartographisch erfaßt, den er als Kulturland nutzen wollte. Am Abend saßen sie vor den Karten und zeichneten die Felder ein, die Wasserreservoire, die Auffangbecken für das Regenwasser. Denn Phil Hassler war die Quelle nicht ganz geheuer. Wo kommt auf einer Vulkaninsel Süßwasser her? Wie kann es eine Quelle geben, wenn dieses Land geboren worden ist aus feuerflüssiger Lava? Es gab nur eine Erklärung: In großen Höhlen, mitten im Felsen, wurde Regenwasser gespeichert. Es mußte dort Felsenseen geben mit gefiltertem, glasklarem Wasser, das immer wieder erneuert wurde durch die Niederschläge, das aber, wenn es eine lange Trockenheit geben sollte, nicht unerschöpflich war.
    »So etwas ist möglich?« fragte Evelyn. »Wasserspeicher in den Felsen?«
    »Teneriffa lebt davon.« Phil Hassler blickte über die zerklüftete Vulkanlandschaft. »Auf der ganzen Insel Teneriffa gibt es keinen Fluß – aber Wasser genug. Jeder Regen, den die Passatwinde mitbringen, füllt in den Bergen die riesigen Höhlen auf. Die Spanier haben sich seit Jahren damit beschäftigt, diese natürlichen Reservoire auszubauen und zu sichern. Ohne diese Felsenspeicher wäre Teneriffa ein totes Land.«
    »Also bauen wir sie auch!« rief Sempa.
    »Womit?« Phil zeichnete die vorgesehenen Regenauffangbecken in die Karte. »Uns bleibt nur die Möglichkeit, den Regen notdürftig ›einzulagern‹. Wir haben keinen Zement, kein Wasserdichtungsmittel, wir haben nichts. Aber wir sollten auf alles vorbereitet sein. Die große Trockenheit kann dieses Jahr kommen – oder in zehn Jahren.«
    »Zehn Jahre!« Sempa nahm einen langen Schluck aus einer Rotweinflasche. Die Vorräte der Yacht gingen langsam zu Ende. Als wertvollster Teil der Ladung stand eine Kiste Champagner in der Vorratshöhle. Champagner aus Epernay. »Die saufen wir, wenn der erste von uns abgekratzt ist!« hatte Sempa bestimmt. »Ich kann mir kein größeres Freudenfest vorstellen!«
    »Wir sollten Zement und alles, was wir brauchen, heranholen«, sagte er jetzt. »Wozu haben Sie Ihren Commander Don Fernando? Lassen Sie alles kommen: vom Steinbohrer bis zur Betonmischmaschine!«
    »Und als Gegenleistung holt Don Fernando dann den Inkaschatz ab! Oder wollen Sie alles wieder in die Kraterhöhlen zurückschleppen?«
    »Aha! Sie hängen also doch an meinem Schatz!« jubelte Sempa. »Sie fangen an, Ihren Kegelgewinn zu lieben!«
    »Irrtum! Sie wissen, Ari: Geld bedeutet mir gar nichts! Aber ich stecke durch mein Schweigen gegenüber Don Fernando schon so tief in der Sache drin, daß ich mich damit abgefunden habe, weiterhin auf ›Sieben Palmen‹ zu leben, ohne die Vorteile der modernen Technik in Anspruch zu nehmen.«
    »Und warum liefern Sie mich nicht aus?!«
    »Wegen Eve!« Er blickte schnell zu ihr hinüber und bemerkte ihre erstaunten Augen. »Ich habe nicht vergessen, Ari, was Sie mir gleich bei Ihrer Ankunft sagten: ›Wenn Sie mich in die Pfanne hauen, erzähle ich allen Behörden Schauerdinge über Eve! Bis man die in Ecuador geklärt hat, ist sie in den berühmten Gefängnissen längst verschimmelt!‹«
    »Stimmt. Das habe ich gesagt!«
    »Also bauen wir unser Land mit eigenen Händen und unserer Phantasie weiter.« Phil Hassler lachte rauh. »Aus unserem Paradies ist eine selbstgebastelte Zuchthaus-Insel geworden.«
    Solche Gespräche fanden allerdings höchst selten statt. Meistens waren die Männer am Abend von der Rodungsarbeit so ermüdet, daß sie Evelyns Essen wortlos hinunterschluckten, Tee mit Zitrone oder manchmal mit Rum tranken, um dann, wenn sie sich etwas erholt hatten, die Holzfackeln zu beiden Seiten der Kegelbahn anzuzünden und im Flammenschein noch eine Stunde die goldenen Kugeln gegen die goldenen Götter der Inkas zu werfen.
    »Gibt es keine Musik?« fragte Sempa eines Abends.
    »Was meinen Sie?« fragte Phil.
    »Musik! Sie haben doch ein Funkgerät. Sie haben einen Transistor. Da kommen doch nicht nur Nachrichten und Wetterberichte durch. Da muß man doch einen Sender kriegen, der Musik macht!«
    »Wozu? Wollen Sie im Takt kegeln?«
    »Nein!« Sempa legte den Arm um seine goldene Inkaprinzessin. »Ich will mit Yuma tanzen

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