Das Geheimnis der sieben Palmen
nach dem Mehrheitsprinzip geht«, rief er triumphierend, »so wie in jeder guten Demokratie – und darauf legst du doch Wert, Phil, nicht wahr? – dann könnt ihr jetzt eure Ärsche zusammenkneifen! Hier steht die wirkliche Macht! Was habt ihr dem entgegenzusetzen?«
»Laß deine Armee marschieren!« antwortete Phil ruhig.
Sempa starrte ihn entgeistert an. »Wünsch dir das nicht …«, sagte er dumpf. »Junge, sprich so etwas nicht aus!«
»Ich will es sehen, Ari! Los, gib das Kommando! Armee – marsch!«
»Sie werden dich zermalmen! Allein ihr Anblick genügt. Und vergiß nicht: In ihnen lebt ein vielhundertjähriger Zauber! Ein Fluch, der alles zerstört! Du bist nicht mehr Herr dieser Insel! Wir sind es!« Sempa lachte dröhnend und klatschte in die Hände. »Das ist es, was dich zerfressen wird: Du bist entmachtet! Aber ich hasse den Krieg wie du. Ich lasse meine Armee in der Garnison. Nur wenn du anfängst, mich weiter zu hindern, oder wenn das verdammt hübsche, aber eiskalte Luder an deiner Seite faule Tricks anwendet, marschieren wir los! – Ist das klar?«
»Völlig klar, Ari«, antwortete Phil freundlich. »Ich danke dir, daß du so human und pazifistisch denkst.«
Man sah Sempa an, daß er über Phils Reaktion mehr verwirrt war, als er sich eingestehen wollte. Er zögerte, blickte Phil und Evelyn eine Weile stumm an, drehte sich dann zu seiner kleinen, goldenen Skulpturen-Armee um und brüllte nach bester Feldwebelart: »Das Gaaaaanze – weggetreten! In die Quartiere, marsch – marsch!«
Er wartete etwa eine Minute, bis sich, nach seiner Auffassung, Yumas Truppen entfernt haben mußten. Dann nahm er die Inkaprinzessin wieder unter den Arm, zertrat die noch brennenden Fackeln entlang der ›Kegelbahn‹ und setzte sich neben Evelyn an den Tisch. Yuma stellte er, wie immer, neben sich auf und strich ihr über die spitzen Brüste. »Gut gemacht, Püppchen!« sagte er. »Jetzt sind die Machtverhältnisse auf der Insel endlich klar!«
»Dein Champagner!« sagte Evelyn mit gleichgültiger Stimme. »Sollte er inzwischen warm geworden sein, bedank dich bei deiner Armee!«
»Champagner kann ich auch trinken, wenn er kocht!« schrie Sempa. Er hob sein Glas. »Worauf trinken wir? Auf die reichste, unbekannteste Insel der Welt? Auf die Liebe? Auf uns vier? Auf den Sieg meiner goldenen Armee? Phil, schlag etwas vor!«
»Wir trinken auf unsere Zukunft!« sagte Hassler.
Sempa schob die dicke Unterlippe vor. Irgendwie gefiel ihm das nicht. »Unsere? – Warum?« fragte er zögernd.
»Ist Hoffnung auf künftige Erfüllung nicht etwas Schönes, Ari? Was wären wir ohne Träume von der Zukunft? Was wäre ein Leben, wenn man nicht wüßte, daß noch vieles vor einem liegt?«
»Blabla! Die Zukunft gehört Yuma und mir.«
»Um so besser für dich. Also, stoßen wir an!«
Sie leerten an diesem Abend drei Flaschen Champagner. Evelyn wurde betrunken und wider Willen zu Phil zärtlich, Sempa begann zu grölen, tanzte ausdauernd und lehnte sich schließlich keuchend, schweißüberströmt an den Felsen. »Hundert Jahre möchte ich werden!« schrie er. »Nein! Hundertfünfzig! Unsterblich!«
»Wer möchte das nicht, Ari?« entgegnete Phil Hassler.
»Ich werde es! Ich fühle den Zauber, den geheimen Zauber der Inka bereits in meinen Adern! Ich platze vor Leben!«
Er packte seine goldene Prinzessin, nickte Phil und Eve zu und schwankte in seinen Unterschlupf. Hassler wartete, bis Sempa verschwunden war, dann zog er Evelyn von der Bank und trug auch sie in seine Höhle. Ihre Lippen küßten über sein Gesicht, bis er sie auf das Bett legte; dort krallte sie sich in seinen Haaren fest und ließ ihn nicht wieder los.
»Komm –«, sagte sie, betrunken und schläfrig, aber voll Zärtlichkeit. »Komm zu mir. Sofort …«
Er zog sie aus, sie seufzte, wenn er dabei ihren nackten Körper berührte, schnellte den Leib hoch oder preßte ihm mit beiden Händen ihre Brüste entgegen. Aber als auch er sich ausgezogen hatte und sich neben sie legte, schlief sie bereits mit tiefen, langen Atemzügen und wachte auch nicht auf, als er sie an sich zog, die dünne Decke über sich zerrte und wie so oft ihre linke Brust umfaßte, um so, mit einem Teil ihrer Schönheit in einer Hand, den vergangenen Tag zu vergessen und dem neuen entgegenzuträumen.
Sempas Anfälle häuften sich in den nächsten Tagen. Aber es kam nie zu Gewalttätigkeiten oder auch nur zu Bedrohungen. Er war glücklich wie ein Junge, dem man eine elektrische
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