Das Geheimnis der sieben Palmen
Eisenbahn mit allem Zubehör geschenkt und aufgebaut hat. In jeder freien Minute stolzierte er zwischen seinen kleinen goldenen Soldaten herum, kommandierte, ließ exerzieren, veranstaltete sogar ein Manöver und hielt Appelle ab wie im Kasernendienst.
»Ist das eine Truppe!« sagte er zu Phil. »Jeder Staat würde sich die Finger danach lecken! Frankreichs Fremdenlegion, die Ledernacken der USA oder, damals, eure Fallschirmjäger – alles Bettnässer gegen diese Truppe hier! Da ist nichts, aber auch nichts auszusetzen! Oder hast du was entdeckt, Phil?«
»Davon verstehe ich nichts, Ari.« Hassler hob bedauernd die Schultern. »Gott sei Dank.«
»Du warst nie Soldat?«
»Nie. Als der Krieg zu Ende ging, war ich vierzehn. Irgendein alter Nazi wollte mich noch zum Flakhelfer machen, aber vier Tage später war der Krieg vorbei. Ich habe nie eine Uniform getragen.«
Zwischen diesen Gesprächen und der »Truppenbetreuung«, wie Sempa seine Inspektionen nannte, blieb Zeit genug, das Land weiter zu roden, ganze Buschsenken abzubrennen, die Ziegen in einem grünen Tal und im Kraterkessel, wo auch die Schatzhöhlen waren, zu isolieren, die wilden Schweine in Korrals abzutrennen und die herumstreunenden, noch nicht an die Menschen gewöhnten Rinder zusammenzutreiben, wobei Sempa erstaunliche Fähigkeiten als Cowboy zeigte. Er konnte mit dem Lasso umgehen, als habe er nie etwas anderes getan, und zwang mit seiner unwahrscheinlichen Kraft jedes Rind in die Knie. Nur gegen die Bullen kam er nicht an. Aber das war auch nicht nötig. Denn als sie die Kühe als Herde in eine geschützte Talsenke getrieben hatten, kamen die Bullen friedlich hinterher.
»Da sieht man wieder, welche Trottel wir Männer sind!« lachte Sempa, als die Herde komplett war. »Wo Weiber sind, da latschen wir ihnen nach.«
Phil Hassler ertrug das alles mit angespannter Wachsamkeit. Er wartete eigentlich nur auf den Augenblick, da ihn keine moralische Verpflichtung mehr daran hindern würde, mit Evelyn davonzufahren: dann nämlich, wenn Sempa nur noch ein irres Wrack sein würde, das man ohne Gewissensbisse verlassen konnte.
Auf der Insel ging es jetzt nach der Arbeitszeit – wenn man nicht kegelte, wobei Phil von dem Goldschatz Stück um Stück gewann – ziemlich zivilisiert zu. Hassler hatte sich von Commander Don Fernando eine Kurzwellenfrequenz sagen lassen, über die man abends Tanzmusik hören konnte. Der Empfang war ziemlich gut, wenn man den Sender hauchfein eingestellt hatte und keine atmosphärischen Störungen vorlagen. Dann war Sempa selig und tanzte mit Yuma Walzer und Tango, Foxtrott und Samba. Doch als der Sender eine Stunde lang Rock'n'Roll brachte, kam selbst Sempa außer Atem und setzte Yuma ab.
»Sind die denn verrückt?« schnaufte er. »Wie soll man das tanzen?!«
»Wir werden alt, Ari!« sagte Phil. »Vor zwanzig Jahren, als euer Elvis ins Mikrofon heulte, war ich bei solchen Tänzen unschlagbar. Himmel, wie kurz sind zwanzig Jahre – wenn man zurückblickt.«
Mit Commander Don Fernando sprach Phil jetzt öfter mit Hilfe des Funkgerätes von Sempas Yacht. Zweimal in der Woche wateten sie, Hassler, Evelyn und Sempa, bei Ebbe durch das seichte Wasser der Bucht zum Schiff, kletterten die Strickleiter hinauf und ließen die Motoren laufen, um die Batterien aufzuladen.
Das waren immer die gefährlichsten Stunden. Kaum stand Sempa auf seiner Yacht, rollte er mit den Augen und begann wieder mit den ›Verhandlungen‹.
»So ein Schiff!« schrie er. »Und Millionen Dollar in der Hand! Und was machen wir? Sitzen auf einem Sandkorn und singen Halleluja, als seien wir schon Engelchen! Phil, ich flehe dich an, wenn's sein muß, knie ich mich vor dir nieder und bete dich an. Aber laß uns abfahren! Ein paar lumpige hundert Seemeilen jenseits dieser Scheißfelsen beginnt das herrliche Leben! Phil, ich gebe dir alles bis auf zehn Prozent. Zehn Prozent kannst du mir lassen; das reicht mir bis zum Ende meiner Tage. Junge, das ist doch ein faires Angebot!«
Wenn Phil Hassler dann sein hartes »Nein« sagte, rannte Sempa verzweifelt herum und kletterte vom Maschinenraum bis zum Radarmast, oder er saß im Salon und trommelte mit den Fäusten auf den Tisch oder hockte im Steuerstand und starrte über den Bug seines Schiffes ins Meer, als fahre er bereits hinüber zur Küste, in die Freiheit: in das große Glück, ein Mann zu sein, der Millionen ausgeben kann für alles, was er haben möchte.
Mißmutig hörte er zu, wie Commander Don Fernando
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