Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
Phantomaten oder auch Morphiniden bezeichneten Geräte bediente.
„Es gibt sie also wirklich noch, es sind keine Gerüchte“, flüstert er. „Und sie sehen genauso aus wie auf den Bildern in Breugars Tödlichem Schlaf. Deswegen das Rhosigma-Siegel!“
Dunkel erinnert er sich, was der Historiker Breugar darüber schrieb. Beinahe wäre es zum Untergang der Zivilisation gekommen, weil sich die Menschen dieser Epoche im wahrsten Sinne des Wortes totträumten. In allerletzter Sekunde gelang es einer kleinen Gruppe, das hypnomatische Zentrum zu zerstören. Mit Hilfe des Traumteufels kann man sich in jede nur erdenkliche Situation versetzen, als Dschingis-Chan die halbe Welt erobern, mit Admiral Nelson die spanische Flotte versenken – und das alles so pseudoreal, daß es nur geübten Benutzern gelingt, durch einige Tricks festzustellen, ob sie sich in der Realität oder in der simulierten Welt des Hypnomaten befinden.
„Das probier ich aus“, sagt Elmer entschlossen. Dorean schüttelt den Kopf. „Nein, das ist wirklich zu gefährlich. Außerdem hat man die Benutzung von Traumteufeln streng verboten. Das ist etwas anderes, als ein bißchen in altem Trödel herumzukramen. Da mach ich nicht mit, Elmer.“
„Verboten! Du siehst doch, wie ernst diese Verbote genommen werden. Wasser predigen, aber selber Wein saufen. Einiges habe ich schon begriffen, aber das hier haut mich um! Was die hier können, das kann ich auch“, sagt Elmer trotzig. Die Gefahren sind ihm bekannt: Sucht, Depressionen, sogar Tod durch Verhungern sollen nicht selten gewesen sein. Aber wenn Dorean aufpaßt, kann ja nichts geschehen. Nur einmal, einmal wenigstens wissen, wie es ist!
„Du kannst dich auf den Kopf stellen, Elmer, es geht nicht“, sagt Dorean energisch.
„Hab dich nicht so, sonst ist dir kein Blödsinn gefährlich genug.“ Elmer ist beleidigt.
„Kapier doch. Es geht nicht. Wir haben keinen Strom. Ganz Zoarix ist ohne Energie!“
Die Enttäuschung schnürt Elmer die Kehle zu, da kommt ihm ein Gedanke. Der Akku des Amigos! Für zehn Minuten müßte er schon reichen. Widerwillig hilft Dorean, den Akkumulator auszubauen. Ohne den Ananis wäre Elmer nie auf diese verrückte Idee gekommen, da ist er sicher. Vielleicht gelingt es ihm, Elmer noch abzulenken. „Komm, wir trinken noch einen. Der Traumteufel läuft dir nicht weg, aber der Alkohol verdunstet, wenn wir uns nicht ranhalten!“
Elmer überlegt kurz, dann stimmt er zu, ohne zu merken, daß Dorean erleichtert aufatmet. Hastig kippt er vier Glas des aromatischen Mixgetränkes hinunter, dabei denkt er schon darüber nach, worauf er das Gerät programmieren soll.
Dorean dagegen lauert darauf, daß der Alkohol bei Elmer seine Wirkung tut. Er müßte doch bald so betrunken sein, daß er umfällt. Dieses Stadium des Ananis-Rausches kennt Dorean nur zu gut, man vermeint, noch ganz klar denken zu können, und plötzlich stürzt einem der Fußboden auf ganz unerklärliche Art und Weise genau auf die Nasenspitze. Doch nur so kann er verhindern, daß der Freund sein gefährliches Vorhaben in die Tat umsetzt.
Dorean ist ein Mensch, der eiskalt kalkulieren kann. Man darf sich über viele Verbote hinwegsetzen, ohne daß unangenehme Konsequenzen zu befürchten sind, wenn man sich nur geschickt genug anstellt – und das fällt ihm nicht schwer. Aber er kennt auch genau die Grenzen. Hier haben sie eine erreicht und sind dabei, sie leichtsinnig zu überschreiten. Elmer in seinem naiven Rechtsempfinden begreift natürlich nicht, daß es ein Unterschied ist, ob ein kleiner Proximer der Raumsicherheit oder eine hohe Persönlichkeit aus dem Solaren Koordinationskomitee gegen das Gesetz verstößt und sich elektronischer Rauschmittel bedient.
Aber da ist noch etwas: Wenn der Betreffende das Gerät ohne besondere Tarnung in seiner eigenen Wohnung benutzt, dann billigen das zweifellos höchste Stellen. Dafür muß es gewichtige Gründe geben, so einfach mit Wasserpredigen und Weinsaufen kann man das nicht abtun, das ist Dorean bewußt. Er hat schon mehrfach beobachtet, daß der Freund sehr emotional reagiert, wenn sie in Konflikte mit „hohen Tieren“ geraten. Weshalb nur?
Manche meinen, die Integration der ehemaligen Korenther in die Solare Föderation – vorher lebten die Menschen des Reiches Korenth in einer strengen, selbstgewählten Isolation – habe das moralische Niveau der Menschheit gesenkt, sie sprechen sogar von einem „korenthischen Virus“, der das gesellschaftliche Leben
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