Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
in seine Privatkabine befohlen, denn er hält nichts davon, Offiziere vor der Mannschaft abzukanzeln. Auf der Brücke der Skorpion, wo er eigentlich sein müßte, ist zuviel Publikum. Er wird sich hüten, die Autorität seiner Offiziere zu unterminieren.
Es klopft kurz. „Herein!“ befiehlt Geonyx mit kratziger Stimme. Galaxor Gornes Morrik steckt sein Vollmondgesicht zur Tür herein und meldet grinsend: „Es wird noch ein Weilchen dauern, Stellaster! Wir mußten den beiden erst mal einen Eimer Wasser über den Kopf gießen!“
„Was soll der Unsinn?“ fragt Geonyx ärgerlich. „Damit kriegen Sie die Radioaktivität auch nicht ab!“
Galaxor Morrik lacht. „Das nicht, Stellaster, aber dafür verdünnt das Wasser den Alkohol in ihren Köpfen so weit, daß sie wieder einigermaßen zurechnungsfähig werden…“
Stellaster Geonyx spürt, wie ihm kleine Schweißtröpfchen auf die Stirn treten. „Soll das heißen…?“ Er wagt nicht, die Frage zu vollenden.
„Daß sie stockbesoffen sind!“ antwortet Morrik lakonisch. „Ponape kann kaum geradestehen, und Malden flucht und tobt wie tausend Mann. Die beiden stinken wie ein leckgeschlagenes Faß mit elloranischem Ananis. Ein bißchen Thomisky war wohl auch dabei…“
Geonyx muß sich an der Kabinenwand abstützen. Warum geschieht so etwas immer dann, wenn Quattro nicht da ist und er die Verantwortung trägt, er, der ewige Stellvertreter? Tun sie das absichtlich, weil sie seine Gutmütigkeit und sein weiches Herz kennen? Wollen sie ihn ausnutzen oder gar vernichten?
Der Stellaster beißt sich wütend auf die Unterlippe, so daß seine großen, etwas vorstehenden oberen Schneidezähne sichtbar, werden. Er weiß, wie lächerlich das aussieht und daß er innerhalb der Mannschaft deswegen nur Häschen oder Mucki genannt wird. Er weiß aber auch, daß dieser Spitzname mehr liebevoll als gehässig gemeint ist, weil er bei den Leuten in gutem Ruf steht. Wie sie ihn nennen, ist ihm absolut gleichgültig, Hauptsache, sie machen keinen Ärger!
Er versucht doch wirklich, mit jedem auszukommen, warum nur müssen Malden und Ponape immer aus der Rolle fallen? Protektor Martin hat ihm gemeldet, daß die beiden, wie er befürchtet hatte, ohne Skaphander in den Urbaniden herumkrochen und offensichtlich ein wenig plünderten. Das war schon schlimm genug. Aber mußten sie sich im Dienst auch noch vollaufen lassen? Protektor Martin hat sie in allerletzter Sekunde aufgefunden, die ersten Schwaden der radioaktiven Nebel rieselten bereits durch die Luftschächte in das Urbanidum…
Nein, diesmal muß er hart durchgreifen!
Als es zaghaft klopft, stellt er sich in Positur und versucht, sie so finster wie möglich anzusehen. In Anbetracht seiner Stimmung fällt es ihm heute nicht schwer.
„Aha, da sind ja unsere tapferen Helden!“ empfängt er Dorean und Elmer. Und dann läßt er ein Donnerwetter über sie hereinbrechen, daß selbst er staunen muß, wozu er in der Lage ist.
„Was bilden Sie sich eigentlich ein, meine Herren Proximer!“ brüllt er los. „Die Menschen kämpfen um ihr Überleben, zu Hunderttausenden fliegen sie einer ungewissen Zukunft entgegen – aber kaum hat die Formation Exodus die ersten Kilometer in Richtung Prokyon zurückgelegt, ja gerade hat sie die Erdatmosphäre verlassen, da haben die Proximer Malden und Ponape nichts Eiligeres zu tun, als sich vollaufen zu lassen, in der Hinterlassenschaft jener Wagemutigen herumzustöbern, die für uns alle den Anfang machten. Begreifen Sie denn überhaupt, was Sie getan haben, wie unanständig Sie handelten?“ Als er sieht, daß Dorean zerknirscht nickt, gönnt er sich eine Atempause. Aber auch Ponapes trotzig zu Boden gesenkter Blick entgeht ihm nicht.
„Hätten Sie sich diesen Blödsinn auch erlaubt, wenn Kosmander Elldes hier wäre?“ fragt er böse. „Oder wagen Sie solche Kapriolen nur, wenn ich die Verantwortung trage? Wenn Sie es sich auf Biegen oder Brechen mit mir verderben wollen, so schaffen Sie es kinderleicht! Machen Sie nur weiter! Aber ich sehe gar nicht ein, daß ich mich mit Ihnen herumärgern soll, ich werde Ihre Versetzung beantragen.“
Das hat gesessen. Wahrscheinlich ist das auch die einzige Strafe, die auf sie Eindruck macht: Ausschluß aus Kosmander Mariel Elldes’ Elitetruppe.
„Aber vorher möchte ich Ihnen noch Gelegenheit geben, sich bei Protektor Martin für Ihre Rettung zu bedanken.“ Stellaster Geonyx betätigt die Rufanlage und befiehlt den Protektor zu sich.
Als die
Weitere Kostenlose Bücher