Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
atmet erleichtert auf, es hat den Anschein, als würden sie wieder einmal mit einem blauen Auge davonkommen. Protektor Martin hat sie also weitgehend gedeckt, ein Prachtweib, wenn man es genau besieht…
Im großen Saal des Cephalons der Basis Aurora, dem Hauptstützpunkt des Militärischen Sektors der Raumsicherheit, wimmelt es wie in einem Bienenkorb. Auf Bildschirmen, die einem geometrischen Muster gleich in unterschiedlichen Größen die Wände bedecken und den wächsernen Waben eines Bienenstocks ähneln, wechseln Projektionen des Universums und geographische Darstellungen in hastiger Eile. Überall laufen und gestikulieren Mitarbeiter der RS aller Dienstgrade. Admirander Reganta scheint die Achse zu sein, um die das hektische Treiben rotiert. Er sitzt genau im Zentrum des Cephalons, umgeben von lärmenden Videophonen und seinen Leuten, und schaut nur einen kurzen Augenblick auf, als Medikaster Bornschleif, sein ärztlicher Betreuer, mahnt: „Sie müssen endlich ein paar Minuten schlafen, Admirander! Seit beinahe sechsunddreißig Stunden sind Sie auf den Beinen!“
„Reden Sie keinen Unsinn, Bornschleif, ich bin nicht auf den Beinen. Ich sitze!“ Dann schiebt er den schmächtigen Medikaster energisch beiseite. Bornschleif runzelt nur die Stirn und schweigt.
Admirander Reganta ist sich dessen bewußt, daß es keineswegs Furcht vor seiner Kraft ist, die den Arzt veranlaßt, nicht zu protestieren. Bornschleif weiß genau, daß er seinen Rat befolgt, sobald sich eine winzige Lücke in der Aufeinanderfolge der Ereignisse zeigt. Wie ein Schatten huscht Durila herbei, die Sekretärin des Admiranders, und setzt ein Tablett auf dem Pult ab. Reganta greift nach der Kanne und gießt sich eine grünliche, ölig glänzende Flüssigkeit in die daneben stehende Tasse. Dampfend steigen aromatisch duftende Schwaden auf.
„Geraspelte Schleierdrachenkrallen – eine Köstlichkeit!“ brummt er. Der Teetick des Chefs der Raumsicherheit ist allen bekannt. Auch über das folgende Ritual wundert sich niemand mehr. Reganta wird den Tee abkühlen lassen, dann drei, vielleicht vier Zuckerkristalle hineinwerfen und den Sud mit dem kleinen Finger der rechten Hand umrühren. Niemand stößt sich daran. Aber vorerst wendet sich Reganta wieder den Videophonen zu, auf denen erwartungsvolle, ungeduldige oder erregte Gesichter zu sehen sind.
„Sprechen Sie, Superkosmander Zercks!“ fordert er den Chef der Formation Exodus auf.
„Alles läuft planmäßig, Admirander. Wir haben Sektor vierundsiebzig über Selena B verlassen und passieren Rota…“
Aus den Augenwinkeln sieht Reganta, wie Gornes Morrik mit den beiden schwarzen Schafen der Skorpionbesatzung eintritt. Richtig, Geonyx hatte sie ihm ja angekündigt. Beim Sirius, die muß er also noch verarzten. Besaufen sich im Dienst, diese Strolche! Wenn Quattro das wüßte, der würde ihnen die Hammelbeine langziehen!
Wenn Geonyx den Galaxor mitschickt, will er also auch ein salomonisches Urteil, hofft, daß Gornes Morrik sich für die beiden einsetzt, weil allen bekannt ist, daß er und der Galaxor Freunde sind. Sie schicken ihn immer nur, wenn die Aufgabe unangenehm ist, denkt der Admirander unwillig, während er sich kein Wort des Rapports entgehen läßt. Irgendwann muß ich dem einen Riegel vorschieben!
„Gut, Superkosmander, danke. Was ist bei Ihnen los, Germalot?“ wendet er sich an Germalot Tolder, den ehemaligen Chefinstrukteur der Balinth-Schule, der den Planeten Esperanta im System Prokyon für die Besiedlung vorbereitet. Während der grauhaarige Veteran berichtet, bedeutet er Morrik und den Proximern, ohne sich umzublicken, mit einer knappen Handbewegung, es sich in den Sesseln hinter seinem Koordinatorpult bequem zu machen. Allerdings kann er nicht sehen, daß diese schon besetzt sind und die drei ratlos stehen bleiben.
„… brauche ich unbedingt noch Leute. Sonst schaffen wir es nicht. Zwei Plusminusandroiden sind ausgefallen, aber die bekommen wir wieder hin“, berichtet der alte Mann aufgeregt.
Der Empfang aus dem elf Lichtjahre entfernten System Prokyon ist nicht besonders gut, und Reganta flucht gräßlich, als für Sekunden der Ton im kosmischen Rauschen erstickt. Doch sofort hat er sich wieder in der Gewalt.
„Quinto fliegt mit der Achternak zu euch. Wie Sie wissen, ist das unser modernster und schnellster Großtransporter. An Bord sind unter anderem die versprochenen acht Plusminusandroiden sowie hundertundvier Deltas. Er wird gut zwei Monate
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