Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
vergleicht.
„Das kann ja keiner ahnen.“ Auch Dorean ist bedrückt. Doch, sie hätten es ahnen müssen, denkt Elmer. Schon als sie die Wohnung im Park-Urbanidum betraten, hätten sie erkennen müssen, daß ihr Inhaber eine Funktion bekleidete, die man nur Menschen anvertraut, die über jeden Verdacht erhaben sind.
Dann schweifen Elmers Gedanken ab. Die Begegnung mit Miranda Martin war für Elmer wie ein Schlag, der alte Wunden wieder aufriß. Scheinbar beachtet sie keinen von ihnen, doch er hat längst bemerkt, daß sie heimlich zu Dorean schielt. Als er ihre kräftige Gestalt bestaunte, erinnerte er sich wieder an die Erlebnisse im Traumteufel. Sehnte er sich etwa danach, nach kraftvoller Mütterlichkeit, energischer Strenge? War er deshalb als Trinnie in die Tiefe des Ozeans getaucht, gefolgt von zwei starken jungen Bullen?
Aber Dorean hat wieder mal mehr Chancen. Wie haßte er den Freund, als dessen Bambusschwert gegen die Rippen von Mirandas Kopfschutz flog… Sie wehrte sich tapfer, aber Dorean war sie doch nicht gewachsen. Eine kleine Hoffnung gibt es für ihn noch: Sie hat die Sache mit dem Traumteufel nicht verraten. Seinetwegen?
Aber wie soll er mit seinem Raubvogelgesicht gegen Dorean, diesen wiederauferstandenen Adonis, ankommen?
„Der Walküre habe ich es gezeigt!“ schnaufte Dorean nach dem Kampf zufrieden. Diese Worte trafen Elmer wie Nadelspitzen. Nun horcht er in sich hinein. Er hat sich doch hoffentlich nicht verliebt? Jedenfalls wird er Dorean verheimlichen, daß er Miranda zu einem gemeinsamen Besuch der ostindischen Unterwassergärten eingeladen hat…
Elmer schüttelt den Kopf und beißt sich auf die Lippen. Wie kann er sich in solch einer Situation nur mit diesen Kleinigkeiten abgeben! In Tirax, auf der ganzen Erde geht es drunter und drüber, wahrscheinlich werden sie gar keine Gelegenheit zu einem Ausflug haben. Aber warum eigentlich nicht? Wenn der Admirander sogar Quattro auf Monocerosjagd schickt, obwohl er hier doch dringend gebraucht wird?
„Gibt es schon Nachricht von Quattro?“ fragt er Galaxor Morrik.
„Der kriecht auf dem Fünften der Ellora durch die Galvanos“, antwortet Morrik gleichmütig.
„Ich verstehe das nicht“, sagt Dorean, „wie kann er gerade jetzt in Urlaub gehen.“
„Soviel ich weiß, war es ein Befehl des Admiranders“, sagt Morrik, „und darum wird es schon richtig sein.“
Das ist es! überlegt Elmer, hier oben geschehen Dinge, deren Folgen viel schwerwiegender sind als gelegentliche Undiszipliniertheiten kleiner Proximer!
Noch ehe er es aussprechen kann, stößt der Galaxor ihn an und flüstert: „Paßt auf, Jungs, jetzt seid ihr dran!“
Sie haben nicht bemerkt, daß die fünf Minuten um sind. Reganta steht vor seinem Pult und sieht zu ihnen herüber. Er war, ist und bleibt ein Klotz von einem Kerl, dem die dunkelrote Uniform mit den vielen goldenen Litzen, Balken und Winkeln immer noch wie angegossen sitzt. Ein Chef, der allein durch sein Äußeres schon Respekt einflößt, ganz anders als Quattro, dessen stärkste Waffe der unbeugsame Wille ist, denkt Elmer.
Unwillkürlich strafft sich sein Körper, finden die Hände von allein den vorgesehenen Platz an der Hosennaht. Auch Morrik und Dorean haben Haltung angenommen, erkennt er mit einem raschen Seitenblick.
„Was steht ihr hier noch herum, Gornes? Ab nach Tirax. Dort trefft ihr euch mit Stellaster Geonyx.“ Dann wendet sich Reganta an Dorean und Elmer.
„Meine Herren Proximer! Mir bleibt nichts weiter übrig, als Ihnen Ihre Ränge zu belassen. Allerdings spreche ich eine auf unbegrenzte Zeit zur Bewährung ausgesetzte Degradierung zum Subprotektor für beide aus. Es hilft uns im Augenblick überhaupt nichts, zwei hochqualifizierten Proximern Aufgabenbereiche zuzuweisen, die deren Leistungsvermögen total unterfordern. Nutzen Sie die Chance zur Bewährung. Vielleicht kann ich mich dann entschließen, deren Dauer doch noch zu befristen. Abtreten!“
Sein eisiger Ton jagt Elmer kalte Schauer über den Rücken. Er sieht noch, wie Reganta sich aus einer kleinen Büchse etwas in die Handfläche schüttet und es nach eingehender Prüfung in seine Teetasse fallen läßt. Dann steckt der Admirander den rechten kleinen Finger in die ölige Brühe und rührt sie um.
„Das nächste Mal wird sein Zorn euch zerstampfen wie eine rasende Büffelherde“, kommentiert Morrik trocken die Worte des Admiranders, nachdem sie das Cephalon verlassen haben.
„Ein nächstes Mal wird es nicht
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