Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
verheimlicht. Und plötzlich wird ihm bewußt: Es ist nicht das erstemal, daß man ihm, dem Leiter der Ergophagenabwehr, Informationen vorenthält. Wie oft hatte er sich schon darüber gewundert, daß die Gespräche zwischen dem Admirander und anderen hohen Persönlichkeiten abrupt abgebrochen wurden, wenn er dazutrat. Kein Zweifel, sie wissen mehr, als sie zugeben – und verheimlichen es dem Chef der Abwehr!
Das ist irrsinnig! Wie soll er denn arbeiten, wenn sie ihm nicht vertrauen? Weshalb geben sie ihm so eine wichtige Funktion, wenn er nicht an geschlossenen Sitzungen und internen Dienstbesprechungen teilnehmen darf? Weil er Korenther ist?
Bitterer Groll steigt in Quattro auf. Auf einmal begreift er: So wichtig ist seine Funktion doch gar nicht. Woraus besteht die Ergophagenabwehr denn? Die Menschheit verläßt die Erde, mehr können sie den Ergophagen nicht entgegensetzen! Beim großen Sirius! Er hat sich vom Klang des großartigen Titels blenden lassen. Leiter der Ergophagenabwehr, lächerlich. Es geht doch auch ohne ihn…
In wenigen Sekunden bricht eine Welt für ihn zusammen. Doch er ist bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. Sollten sich seine Vermutungen als wahr erweisen, wäre das eine große Beleidigung für ihn. Aber noch hat er den Sonnenstein, von dem niemand etwas ahnt…
„Sie sagten, unser Zusammentreffen sei nicht zufällig, Kommissar?“ fragt er betont liebenswürdig. Er bemerkt, wie Wondermark, der offenbar froh ist, die gefährliche Klippe umschifft zu haben, aufatmet.
„Wir richten auf dem Tronnt eine Basis ein, die sich ausschließlich der Erforschung der elektrischen Phänomene in der Tronnt-Flora widmen soll“, erklärt der Kommissar. Quattro bleibt wachsam und hört konzentriert zu.
„Wir dürfen keine Möglichkeit außer acht lassen. Zwar halten wir einen unmittelbaren Zusammenhang für ausgeschlossen, trotzdem könnten sich aus den gewonnenen Erkenntnissen über Struktur, Dynamik und Evolution der Pflanzen in den Galvanos Hinweise für das Verständnis anderer energetischer Lebensformen ableiten lassen.“
„Die offizielle Version lautet doch, daß es sich keinesfalls um energetisches Leben, sondern um abgerissene Wirbel einer nicht identifizierbaren Energieströmung handelt! Hat man sich etwa dazu durchgerungen, meine Hinweise auf ganz bestimmte, eindeutige Merkmale der Ergophagen, die große Ähnlichkeit mit den Vitalfunktionen organischen Lebens haben, ernst zu nehmen?“ fragt Quattro und hat Mühe, den spöttischen Ton in seiner Stimme zu unterdrücken.
„Sie meinen also, Erregbarkeit, Stoffwechsel und Vermehrung der Ergophagen gelten als gesichert?“ fragt Wondermark sachlich.
„Sie reagieren erstens auf Konzentration von Energie, indem sie sich dorthin bewegen. Zum zweiten absorbieren sie diese Energie, und daß sie sich dadurch vermehren, haben die letzten Ereignisse bewiesen!“ zählt Quattro auf.
„Sie gelten als ein kühler Kopf und ein disziplinierter Denker, Kosmander Elldes, deshalb verstehe ich nicht, wie Sie aus den wenigen mittelbaren Beobachtungen, die uns möglich sind, solche Schlüsse ziehen können.“ Wondermark bleibt weiter sachlich. „Jeder Fluß ergießt sich ins Meer oder in einen See. Ist das Wasser deshalb lebendig, weil es dem Ort seiner größten Massekonzentration zustrebt? Er schleppt Steine, Sand, Treibgut mit sich, löst Salze und Gase, ist das Stoffwechsel? Er sucht sich selbst den Weg des geringsten Widerstandes, oder er gräbt sich sein Bett tief in die Erde, das wird niemand als ein Zeichen von Intelligenz oder gar Schöpfertum betrachten. Und vermehrt sich das Wasser etwa, indem es verdunstet, Wolken bildet und womöglich als Sintflut vom Himmel prasselt? Waren die Überschwemmungen, die vor Jahrhunderten viele Gebiete der Erde regelmäßig heimsuchten, Angriffe einer Hydrointelligenz und die Menschen zu schwach, sich ihrer zu erwehren? Sie sehen, so einfach ist es nicht. Wenn Sie dem Wasser allerdings künstlerische Begabung zusprechen, weil es wundervolle Eisblumen an die Fenster malt – dann gebe ich Ihnen sogar recht, es gibt kaum etwas Schöneres als Schneekristalle und Eisblumen!“ Wondermark lacht herzlich und klopft Quattro freundschaftlich auf die Schulter.
„Sie selbst haben gesagt, Sie wollen die Elektroflora auf Tronnt erforschen“, sagt Quattro frostig.
Wondermark unterbricht ihn. „Ich sagte: Wir dürfen keine Möglichkeit außer acht lassen. Das ist richtig. Es wäre verbrecherischer Leichtsinn,
Weitere Kostenlose Bücher