Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
auch verurteilt. Das ist das einzige, was mir von ihm geblieben ist.“
Spinks holt ein goldenes Etui aus der Brusttasche und entnimmt ihm ein vergilbtes Zettelchen. „Wie es bis in unsere Hände gelangen konnte, wissen wir auch nicht so genau. Ein bestochener Wärter spielte dabei eine Rolle, Vater konnte uns nichts über den Grund seiner Verurteilung mitteilen, nur diesen letzten Gruß.“ Er reicht Elmer den Zettel.
„Es ist mir nicht gelungen, in den Archiven der korenthischen Armee etwas über den Fall zu finden. Aber dabei machte ich eine seltsame Entdeckung: Viele Informationen wurden von den Anhängern des Regimes vernichtet – einige sogar bedeutend später! Und merkwürdigerweise sind darunter auch solche Akten und Unterlagen, die eventuell Licht in das Dunkel um die Ermordung meines Vaters hätten bringen können. Ich bat die entsprechenden Stellen, mir Einblick zu gewähren, denn ich konnte in Erfahrung bringen, daß alle noch vorhandenen Informationen in der Datenbank der RS gespeichert wurden, bevor man die Schriftstücke vernichtete. Man wies mich ab. Streng geheim, wurde mir mitgeteilt. Es war einfach nicht möglich, an die Speicher heranzukommen.
Bei diesen fruchtlosen Bemühungen stieß ich jedoch auf bedeutend interessantere Ungereimtheiten und Widersprüche. Die Öffentlichkeit weiß seit etwas mehr als einem Jahr von den Ergophagen, seit sie also das erstemal in Erscheinung traten. Ich habe aber ein RS-Dokument einsehen können, das älter als zwei Jahre ist. In diesem Schriftstück ist von Energonen die Rede! Als ich verblüfft fragte, um was es sich dabei handele, riß man mir das Papier aus der Hand und setzte mich recht unhöflich vor die Tür. Und plötzlich ging es dort zu wie im Taubenschlag. Ich hörte nur noch, wie jemand etwas von einer gottverdammten Schlamperei brüllte, dann knallte die Tür zu…
Daran erinnerte ich mich sofort, als die ersten Ergophagen die Erde heimsuchten. Die Ähnlichkeit der Bezeichnung kann kein Zufall sein. Seitdem habe ich das Gefühl, daß einige Leute sehr gut wissen, was es mit diesen Bestien auf sich hat, und daß diese Leute es schon sehr lange wissen!“
Dorean und Elmer hören ihm gespannt zu. Elmer muß an das Gespräch zwischen Reganta und Wondermark denken. Langsam begreift er, worauf Spinks hinauswill.
„Wenn man erst einmal Verdacht geschöpft hat, sieht und begreift man mehr. Was viele andere überhören, kann ungeheuer wichtig sein, Kleinigkeiten, Versprecher und Andeutungen. Ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, daß Reganta und einige andere jemanden decken und abschirmen.
Der Betreffende muß wahrscheinlich im Zusammenhang mit den Ergophagen Schuld auf sich geladen haben, womöglich hat er in den ersten Stunden der Gefahr nicht wiedergutzumachende Fehler begangen. Ist Ihnen nicht auch aufgefallen, daß es da Heimlichtuerei und Geheimniskrämerei gibt? Mit jeder abweisenden oder ausweichenden Antwort auf meine Fragen stieg meine Gewißheit: Da stinkt etwas, und zwar ganz gewaltig!“
Stellaster Spinks sieht sie durchdringend an. Elmer hält dem Blick stand, Dorean hingegen schlägt irritiert die Augen nieder.
„Begreifen Sie nun, warum ich Sie bitte zu schweigen?“ fragt Spinks leise. „Mir wäre es lieber, ich irrte mich…, aber die Anzeichen sind so deutlich, daß man sie nicht übersehen kann. Das Gespräch zwischen Wondermark und Reganta ist für mich ein überzeugender Beweis.“
Elmer nickt nachdenklich. „Sie haben recht, Stellaster. Es geht nicht mehr um Kosmander Elldes. Aber was wollen Sie von uns, eine Verschwörung? Wir sind nur zwei kleine unbedeutende Proximer…“
Endlich ringt sich Dorean dazu durch, etwas zu sagen. „Das ist ein ganz dicker Hund!“ stößt er heiser hervor. „Wir können gar nicht anders, wir müssen die Klappe halten, sonst kommen wir in Teufels Küche! Wenn an dem, was Sie da sagen, wirklich etwas dran ist, Stellaster, dann müssen Sie verdammt vorsichtig sein.“
„Sie auch“, antwortet Terry Spinks trocken. „Denn ich möchte Sie bitten, mir zu helfen.“ Dorean sieht ihn ablehnend an. Auch Elmer ist nicht gerade begeistert. Andererseits bietet sich hier eine Gelegenheit, die er sich gewünscht hat. Eine gewisse Gesinnungsgleichheit zwischen ihm und Terry Spinks ist unübersehbar: Auch Elmer mißtraut den Alten, wenngleich mehr gefühlsmäßig.
„Und wie soll das aussehen?“ fragt er unentschlossen.
„Meine Zeit reicht nicht, sonst würde ich es selber tun“, sagt
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