Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
einem kurzen Regenschauer, denkt sie bitter, aber wenn aus dem Schauer ein endloser Dauerguß wird, wenn die Ergophagen sich über die ganze Galaxis ausbreiten, was dann?
Terry zuckt hilflos mit den Schultern. „Ich teile Quinto mit, daß er alles aus der Achternak herausholen soll. Mehr kann ich für euch nicht tun…“
Subkosmander Xeno hebt schweigend die Hand zum Gruß. Es ist eine Geste, aus der weitaus mehr Hoffnungslosigkeit als Zuversicht spricht. Dann unterbricht er die Verbindung.
„Arme Hunde!“ murmelt Terry. „In deren Haut möchte ich nicht stecken. Warten, warten, warten…, ohne selbst etwas tun zu können.“
Das Ameisengewimmel im Cephalon stockt auch nicht eine Sekunde. Zwischenfälle dieser Art gehören inzwischen zum Alltag einer Zeit, in der stündlich mit der Notwendigkeit gerechnet werden muß, die dritte Großstadt der Erde binnen kürzester Frist zu evakuieren.
Miranda spricht Terry, der in Gedanken versunken auf den erloschenen Bildschirm starrt, nicht mehr an und erhebt sich leise. Ihr ist bewußt geworden, daß er wirklich kaum Zeit hat, auch wenn ein Außenstehender den Eindruck haben könnte, er säße im Augenblick untätig herum. Sein Gehirn arbeitet auf Hochtouren, das sieht Miranda, die ihn doch ein wenig besser kennengelernt hat.
„Du wunderst dich, warum ich mich nicht sofort mit Subkosmander Cosma in Verbindung setze, nicht wahr?“ sagt Terry plötzlich und dreht sich zu ihr um. „Der beschleunigt schon seit zwei Stunden mit Nullsicherheit…, sieh es dir an!“
Er drückt eine kleine gelbe Taste, über der in einem rechteckigen Schriftfeld die Worte leuchten „Dauerkontakt Achternak“.
Der Bildschirm flammt wieder auf. Miranda bleibt wie festgenagelt stehen. Sie kennt den Halbbruder ihres neuen Vorgesetzten vom Sehen. Das Gesicht, das auf dem Bildschirm erscheint, erkennt sie nicht sofort. Es ist zu einer furchtbaren Grimasse verzerrt. Obwohl Quinto den Kopf zur Seite gedreht hat, sieht man deutlich das Flattern seiner Gesichtsmuskeln. Der Mund ist weit geöffnet, und aus dem rechten Mundwinkel rinnt ein dünner Speichelfaden. Die gewaltige Kraft der Schwerebeschleunigung zieht seine Lippen erbarmungslos auseinander, so daß es aussieht, als blecke er wie ein tollwütiger Hund die Zähne.
Miranda schüttelt betroffen den Kopf. Von den Augäpfeln des Mannes dort ist nur das von rosigen Äderchen durchzogene Weiß zu sehen. Aber er ist bei vollem Bewußtsein. Vier geschwungene Kurven in einem grünlich fluoreszierenden Diagramm geben darüber eindeutig Auskunft.
„Was Quinto da auf sich nimmt, können nur wenige voll ermessen, es gibt nicht viele, die sich jemals solch einer Andruckbelastung aussetzen mußten“, sagt Terry, und seine Stimme klingt brüchig. „Hoffen wir, daß es nicht umsonst ist…“
Grauschwarz wirbelt die Asche durch das Servenatal und verdunkelt in dichten Schwaden die Sonne. Die von den Atomexplosionen in den Erdboden gerissenen Krater wirken aus der Luft wie die Fährte eines unvorstellbaren Ungeheuers, wie die Schlote gewaltiger Vulkane.
Vor Elmer wanken schwerfällig zwei merkwürdige Ungetüme über den Grat eines dieser Krater. Es sind Kosmander Elldes und Dorean. Sie haben Thyone an, die in gewisser Hinsicht den plumpen Keramikpanzern ähneln, jedoch weniger dem Schutz vor extremen Temperaturen dienen, als dem vor härtester Strahlung jeder Art. Die knallroten Strahlenschutzpanzer mit den aus dem Oberteil ragenden Objektiven und ihren beiden gelenkigen Manipulatoren erinnern Elmer an aufrecht gehende Käfer.
Ein leises Fauchen begleitet jeden Schritt Elmers, denn auch er hat einen Thyon an. Die pneumatischen Gelenke und Muskeln ermöglichen eine fast uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Die Kugelobjektive der Rundsichtoptik liefern ein gestochen scharfes Bild.
Über ihren Köpfen hängt der Heliumballon mit seinen Druckgaspropellern, mit dem sie den Flug ins Servenatal gewagt haben. Quattros Befehl erreichte sie kurz vor dem Abflug von der Basis Aurora. Die Thyone zu bekommen war nicht einfach, weil die meisten Ausführungen ihre Energie aus herkömmlichen, aber sehr leistungsfähigen Akkumulatoren beziehen. Quattro hatte aber ausdrücklich betont, daß er pneumatische brauche. Bereits zu diesem Zeitpunkt ahnte Elmer, worüber der Kosmander grübelte. Mehrmals hatte er ihn überrascht, wie er aufmerksam Bilder von den merkwürdigen Bauwerken studierte, die von den Ergophagen errichtet wurden.
Siebzehn dieser
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