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Das Geheimnis der toten Vögel

Das Geheimnis der toten Vögel

Titel: Das Geheimnis der toten Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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möglich.
     
    »Sebastian muss nach Linköping verlegt werden. Wir können einen von Ihnen mitfahren lassen.«
     
    »Aber er wird doch wieder gesund?« Die Stimme der Frau war hinter der Maske nur ein Wispern, aber die Augen waren umso größer. Als Jonatan mit der Antwort zögerte, begann sie zu weinen.
     
    »Ich hoffe, dass er wieder gesund wird. Wir tun, was wir können, aber seine Nieren arbeiten schlecht, und das Herz macht Probleme. Er ist sehr aufgedunsen, das werden Sie sehen. Was auch immer da drinnen passiert und wie schwer es Ihnen auch fallen wird, Sie dürfen nie die Schutzausrüstung ablegen oder die Maske lockern.«
     
    Als sie das Jonatan versprochen hatten, gingen sie in das Krankenzimmer, in dem zwei Schwestern den Jungen gerade mit Sauerstoffflasche, Notfallweste und Intubator für den Transport fertig machten. Sebastian sah sie an. Dann schloss er wieder die Augen. Die Wangen unter der Atemschutzmaske glühten vom Fieber. Er wurde vorsichtig mit einem Tragetuch auf eine Trage mit Rädern gehoben. Die Eltern sahen verloren aus und so, als hätten sie das Gefühl, im Weg zu stehen. Jonatan unterbrach die Vorbereitungen, um dem Vater einen kleinen Augenblick zum Abschiednehmen zu geben. Sie hatten beschlossen, dass Sebastians Mutter mit ihm nach Linköping fahren würde.
     
    »Halt dich wacker, mein Junge. Wir sehen uns, wenn du wieder zurückkommst.« Der Vater boxte Sebastian freundschaftlich gegen die Schulter, und Sebastian sah auf und nickte. Da brach die forsche Haltung zusammen, und der Vater legte den Kopf auf den Bauch seines Sohnes und weinte. Und ehe jemand ihn daran hindern konnte, hatte er die Maske abgenommen und seine Wange an die des Jungen gedrückt, damit Sebastian ihn auch wirklich hörte. »Wir haben dich so lieb.«
     
     
    21
     
    Maria Wern sah, wie der Krankenwagen zwischen den Bäumen verschwand und auf dem geschlängelten Weg vor dem alten Sanatorium Follingbo eine Wolke von Staub aufwirbelte. Die Hitze flimmerte zwischen den Bäumen.
     
    »Das war Sebastian«, sagte Emil. »Ich durfte ihm nicht Tschüss sagen. Er kommt in ein anderes Krankenhaus. Stirbt er jetzt? Meine Trainerin ist auch mit dem Krankenwagen weggefahren, und jetzt ist sie tot.«
     
    »Ich weiß es nicht, Emil. Wir können nur hoffen, dass er ganz schnell zurückkommt und dass all das Schlimme bald vorbei ist und ihr wieder Fußball spielen könnt. Wir müssen einfach glauben, dass es so wird.«
     
    »Ich will nicht länger hierbleiben, Mama. Es ist total langweilig, und alle sind so ernst und traurig oder krank. Es gibt keinen, mit dem man zusammen sein kann. Ich will nach Hause! Jetzt gleich will ich nach Hause. Ich will nicht hierbleiben, und in der Nacht hört man komische Geräusche. Es knackt an den Fenstern und in den Wänden. Und wenn draußen Wind ist, kriegen sie Luft in ihre Stimmen. Die Gespenster nämlich. Das sind die, die vorher hier gestorben sind. In dem Zimmer hier sind Leute gestorben, weißt du das? In meinem Bett ist einer gestorben, in dem Bett, in dem ich schlafen soll. Sebastian weiß das, denn seine Tante arbeitet im Krankenhaus. Vielleicht hat einer dieses Kissen hier unter dem Kopf gehabt und ist dann gestorben, und dann machen sie einen neuen Bezug drauf und tun so, als wäre nichts gewesen. Früher sind sie an Tbc gestorben. Hinter der Tapete gibt es einen kleinen Jungen, der jede Nacht kommt. Er will mich warnen und sagt, dass ich hier abhauen soll. Lauf hier weg, so schnell du kannst! Er ist etwas kleiner als ich und hat ein Nachthemd an und ist barfuß.«
     
    »Das musst du geträumt haben, Emil.« Maria rückte die Maske zurecht. Es war so albern, in Schutzbrille und Maske miteinander zu reden, vor allem wenn es um so ernste Dinge wie den Tod ging.
     
    »Und wenn schon! Er warnt mich im Traum. Das gilt auch. Er hat erzählt, dass seine Mama und sein Papa und alle seine Geschwister gestorben sind und dass er mit seiner Oma allein übrig geblieben ist. Genauso allein, wie ich in der Nacht bin. Erst habe ich mir mit Sebastian E-Mails geschickt, aber dann hat er nicht mehr antworten können. Mama, ich glaube, dass er stirbt. Ich habe im Radio gehört, dass die Hälfte von den Angesteckten sterben. Sebastian hat gesagt, dass er voll krank ist und aufgeschwollen wie ein Michelin-Männchen. Werde ich auch aufgeschwollen sein?«
     
    »Das glaube ich nicht. Ich glaube, dass du gesund wirst.«
     
    »Aber du weißt es nicht. Das kannst du gar nicht wissen. Dr. Eriksson sagt,

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