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Das Geheimnis der Totenmagd

Das Geheimnis der Totenmagd

Titel: Das Geheimnis der Totenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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voran.«
    »Also sterben immer nur die anderen, und der Meister bleibt verschont«, stellte Katharina trocken fest.
    Kilian schwieg einen Augenblick. »Nein, nein, so darfst du das nicht sehen«, erwiderte er schließlich ungehalten und zog die Stirn in Falten. »Für die Brüder des Todes ist es ein großes Glück und eine große Ehre, von König Tod erwählt zu werden.«
    So groß, dass sie vor lauter Glückseligkeit verzweifelt aufschreien, wenn sie das Los trifft, dachte Katharina grimmig.
    »Und Mechthild Stockarn, war sie auch glücklich darüber, dass sie sterben sollte? Ihr wart doch lange Zeit ihr Seelsorger und kanntet sie gut.«
    Der Graue zuckte unmerklich zusammen und räusperte sich mehrfach, ehe er zögernd sagte: »Ja, das war sie wohl. Sie war ja sehr hinfällig geworden … und hing nicht mehr so am Leben.«
    »Man hat sie ausbluten lassen wie ein abgeschlachtetes Huhn. War das wirklich so ein erhabener Anblick?«, insistierte Katharina weiter und ließ Kilian, der ganz fahl im Gesicht geworden war, nicht aus den Augen.
    »Schweig still!«, schrie er plötzlich gellend, und Katharina gewahrte, dass Tränen aus seinen Augen liefen. Hab ich dich endlich, dachte sie bei sich und erkannte vollends, dass sich hinter Kilians Fassade aus Wahnwitz und Vermessenheit tatsächlich ein Mensch verbarg. Ein Mensch, der sehr verzweifelt und unglücklich war.

21
    Kaum waren Anna und Florian in der Studierstube allein, da begann Anna zu erzählen, was sie im Rathaus herausgefunden hatte. »Also, Stefenelli hat beim Magistrat der Stadt Frankfurt eine Abschlussurkunde der Universität Mainz hinterlegt. Unterzeichnet wurde sie vom Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Anselmus Stefenelli. Das ist wohl sein Vater – schon ein wenig seltsam, oder? Nun ja, dadurch sind jedenfalls die Voraussetzungen erfüllt, dass er als Arzt praktizieren darf.«
    Sie schenkte Florian und sich selbst heißen Honigwein ein und fuhr fort: »Alle Prüfungen des Medizinstudiums hat er durchgehend mit summa cum laude bestanden. Ein echter Vorzeigestudiosus, wenn’s denn stimmt. Und er hat sein gesamtes Studium in nur zehn Jahren absolviert. Das schaffen nur die wenigsten.«
    »Wie lange dauert denn so ein Medizinstudium gewöhnlich?«, wollte Florian wissen.
    »Mindestens fünf Jahre, wenn man bereits den Magister artium hat. Der besteht aus Trivium und Quadrivium, und das allein dauert fünf bis zehn Jahre.«
    »Du kennst dich ja gut aus«, stellte Florian anerkennend fest.
    Anna erläuterte wehmütig: »Weißt du, ich hätte nämlich für mein Leben gerne studiert. Aber Frauen ist das leider nicht erlaubt.«
    »Schade, bei dir hätte ich mir das auch gut vorstellen können. Was hättest du denn gerne studiert?«
    »Philosophie, denn das ist die Grundlage aller Wissenschaften.«
    Florian war aufgestanden und an das Bücherregal getreten, welches die ganze Längsseite des weitläufigen Raumes einnahm.
    »Platon, Aristoteles, Seneca, Ovid, Epikur, Heraklit, Sokrates – die ganzen Klassiker und noch viel mehr«, murmelte er bewundernd. »Hast du denn die Bücher alle gelesen?«
    »Ja«, erwiderte Anna nicht ohne Stolz. »Und viele davon lese ich immer wieder.«
    »Dann hast du die Philosophie doch längst studiert!«
    »Schon. Es wird nur leider nicht als offizielles Studium anerkannt, und ich kann keinen Doktorhut erwerben. Dabei geht es mir weniger um die Titel als um die gelehrten Disputationen in den Kollegien und Fakultäten, auf die ich als Privatgelehrte bedauerlicherweise verzichten muss«, entgegnete Anna. »Aber immerhin ist es mir möglich, mit einigen Gelehrten einen ausgedehnten Schriftverkehr zu unterhalten. So ist mein Name in der akademischen Welt nicht ganz unbekannt.« Das sagte sie in aller Bescheidenheit, dabei waren doch einige ihrer gelehrten Abhandlungen in hohen Druckauflagen im gesamten Abendland erhältlich und ihr Name in Gelehrtenkreisen längst ein Begriff.
    »Ich würde Doktor Stefenellis akademische Reputation gern überprüfen. Daher wollte ich morgen früh mit dem Marktschiff nach Mainz fahren, um an der dortigen Alma Mater einen alten Bekannten aufzusuchen. Und bei dieser Gelegenheit werde ich auch an der Medizinischen Fakultät Erkundigungen über Doktor Stefenelli einziehen. Was hältst du davon?«
    »Eine treffliche Idee. Ich würde ja gern mitkommen, aber wegen der Arbeit an dem vermaledeiten Altarbild ist das nicht möglich.«
    »Das macht nichts, ich fahre mit Jockel, unserem alten

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