Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
die buschigen Augenbrauen hoch.
Robert bestellte einen Karkadee-Tee, der aus frischen Hibiskusblättern zubereitet wird, und dazu etwas Halawa, das feine Mandelgebäck mit Honig.
Weitere Minuten vergingen, dann sah er sie. Kurz nachdem sie eingetreten war, blieb sie an der Tür stehen und schaute sich um. Sie war mittelgroß, schlank und trug ein einfaches, schwarzes Baumwollkleid mit einem V-Ausschnitt. Über ihrer rechten Schulter baumelte eine naturfarbene Leinentasche. Trotz ihrer leichten Bräune waren die Schatten unter den Augen deutlich zu sehen.
Robert stand von seinem Platz auf und winkte ihr. Sie sah es und kam mit unbewegtem Gesicht auf seinen Tisch zu. Er machte eine angedeutete Verbeugung.
»Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Es ist wirklich sehr wichtig für mich. Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Robert Darling, ich lebe in Italien, in der Nähe von Florenz. Aber bitte ... wollen Sie sich nicht setzen?«
Sie schwieg, setzte sich in den Korbstuhl und lehnte ihre Tasche daran.
»Und was wollen Sie von mir wissen, Mister Darling? So war doch Ihr Name?«
Robert lächelte sie an.
»Ich weiß, es klingt etwas seltsam, wenn man mit diesem Namen aus Italien kommt. Vielleicht klingt er sogar erfunden, aber ich bin nun mal so getauft worden. Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen gern meinen Pass.«
Sie hob leicht die Hand.
»Ist schon okay. Ich bin in den letzten Tagen viel von Leuten befragt worden, die ich nicht kannte. Eigentlich wollte ich gar nicht ... Sie sagten, Sie hätten etwas, was auch mich interessieren würde? Woher kannten Sie meinen Vater?«
Robert schüttelte den Kopf.
»Ich kannte ihn gar nicht. Es tut mir übrigens sehr leid. War Ihr Vater krank?«
Sie schaute ihn weiterhin misstrauisch an und versuchte, so kühl wie möglich zu wirken.
»Krank? Keine Spur. Er wurde überfahren. Fast vor unserem Haus. Die Polizei sagt, es war ein Unfall. Aber ich sage Ihnen, es war keiner. Doch was soll ich machen? Das Ergebnis ist dasselbe.«
Sie schüttelte den Kopf, und für einen Augenblick wirkten ihre dunklen Augen wie abwesend. Dann schaute sie Robert wieder fragend an.
»Also bitte, was haben Sie mir zu sagen?«
Robert beugte sich leicht nach vorn. Sein Blick fiel kurz auf den Anhänger, den sie an einer silbernen Kette um den Hals trug. Er war aus rotem Stein gearbeitet und sah aus wie eine Blüte, deren Blütenblätter nach unten hingen.
»Wenn Sie gestatten, würde ich gern die Ereignisse der letzten Tage zusammenfassen. Darf ich Ihnen erst einmal einen Kaffee bestellen, Frau ...? Wie darf ich Sie ansprechen?«
Der leichte Zug des Ventilators hatte ihr einige Strähnen ihres schwarzen Haares ins Gesicht geweht. Sie strich sie aus der Stirn.
»Karakos. Elena Karakos. Sagen Sie einfach Elena.«
Robert nickte und winkte dem Kellner zu.
»Okay. Die Geschichte begann für mich vor gut einer Woche. Ich kam aus Deutschland und wollte vom Florenzer Flughafen zu meinem Haus zurückfahren. Unterwegs machte ich die Bekanntschaft eines außergewöhnlichen Mannes ...«
Robert erzählte ihr, wie er in diese Geschichte verstrickt wurde, wie man bei ihm eingebrochen hatte und wie er beschlossen hatte, herauszubekommen, worum es hier ging, und dass mindestens schon zwei Menschen ihr Leben dafür lassen mussten.
»... und darum«, sagte er und schaute sie intensiv an, »darum sitze ich jetzt hier und würde gern von Ihnen wissen, was das alles zu bedeuten hat.«
Elena Karakos wirkte nach seiner Erzählung wesentlich entspannter. Sie hatte aufmerksam zugehört und ein paar Mal genickt, als er von Professor Mazzetti berichtete.
»Ja, ich erinnere mich sehr gut an seinen Besuch. Ein außergewöhnlicher Mann, das stimmt. Mein Vater war sehr angetan von ihm, aber richtig weiterhelfen konnte er ihm wahrscheinlich auch nicht. Sie haben jedenfalls später noch korrespondiert und, soweit ich weiß, auch zwei Mal telefoniert.«
Der Kellner servierte einen zweiten Kaffee für Elena und einen Karkadee für Robert.
»Wissen Sie denn, worüber Ihr Vater und Professore Mazzetti gesprochen haben?«
Elena schüttelte den Kopf.
»Nein, nicht genau. Aber ich kann es mir denken. Mein Vater befasste sich privat überwiegend mit dem Mythos des Todes in verschiedenen Kulturen. Ganz besonders natürlich mit dem im frühen Ägypten.«
Robert stellte seine Tasse zurück auf den Tisch.
»Das würde zusammenpassen. Nach den Unterlagen, die ich bisher bei Mazzetti einsehen konnte, hat er sich mit
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