Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Titel: Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
Vom Netzwerk:
aus einem schwarz-weiß gefliesten Raum zu bestehen, in dem es angenehm kühl war. Ein Hauch von Koriander hing in der Luft. In der Mitte standen ein runder Esstisch mit sechs Stühlen sowie eine Anrichte mit einem Tellerregal aus dunklem Holz. Wegen der schmalen Fassade hatte Robert viel kleinere Räume erwartet, doch die Tiefe des Esszimmers war beachtlich.
    Er entdeckte am anderen Ende eine angelehnte Tür, hinter der er das Summen eines Kühlschranks vernahm. Laute aus einem Innenhof waren zu hören. Das musste die Küche sein, deren Terrassentür geöffnet war.
    »Kommen Sie bitte!«, sagte Elena. »Das Arbeitszimmer meines Vaters ist ganz oben.«
    Eine schmale Holztreppe führte nach oben.
    »Das war ursprünglich mal ein Lagerhaus. Darum sind die Räume schmal und tief, was den Vorteil hat, dass die Hitze draußen bleibt.«
    Bevor sie sich zur Treppe umdrehte, schaute sie Robert für den Bruchteil einer Sekunde in die Augen. Er merkte, dass sie in diesem Augenblick noch einmal daran zweifelte, ob sie das Richtige tat.
    Er blieb stehen, dachte für den zweiten Bruchteil der Sekunde darüber nach, ob er jetzt noch etwas Vertrauen erweckendes sagen sollte, erwiderte ihren Blick, ließ es dann aber. Im dritten Bruchteil dieser Sekunde stellte er fest, dass es der längste Bruchteil war, den eine Sekunde hergeben kann.
    »Robert, kommen Sie?«
    Er nickte und stieg hinter ihr die Treppe hinauf. Das Holz hatte einen Geruch, den er nicht kannte, etwas märchenhaft Orientalisches. Sollten das die berühmten Zedern aus dem Libanon sein?
    »Die Treppe«, sagte sie, »wurde übrigens aus dem Holz eines vor über hundert Jahren gestrandeten englischen Dreimasters gebaut. Es riecht immer noch nach dem Meer. Finden Sie nicht?«
    Robert war froh, dass er nichts gesagt hatte.
    Die Treppe endete im ersten Stock in einem kleinen quadratischen Flur, von dem vier Türen abgingen.
    »Noch eine Treppe«, sagte Elena. »Oben sind Abstellräume und das Arbeitszimmer meines Vaters.«
    Der Vorplatz zu diesen Räumen war nicht größer als zwei Quadratmeter. Robert musste auf der letzten Stufe stehen bleiben, während sie die gegenüberliegende Tür öffnete.
    In dem L-förmigen Zimmer war ein quadratischer Arbeitsplatz mit einem überraschend modernen Schreibtisch. Zur Linken befand sich ein länglicher Raum, der auf beiden Seiten mit Bücherregalen vollgestellt war, sodass lediglich ein schmaler Durchgang blieb.
    Das Arbeitszimmer ließ nur sparsame Bewegungen zu, aber der Ausblick war phänomenal. Sowohl vor dem Schreibtisch als auch rechts und links davon schaute man durch drei schmale, aber sehr hohe Fenster mit hölzernen Sprossen über die Altstadt Alexandrias. Ein Fenster war weit geöffnet und trug die Gerüche und Geräusche der Stadt gedämpft herein. Der Blick fiel über flache Dächer, Terrassen und Türme, und ganz auf der linken Seite war ein kleiner Ausschnitt des Meeres zu sehen. Da man auf die das Haus umgebenden Straßen blicken konnte, verstärkte sich der Eindruck eines Wachturms.
    Der Schreibtisch war sorgsam aufgeräumt, so als habe Georgios Karakos geahnt, dass er nie wieder hierher zurückkehren würde.
    Elena stellte sich neben den Tisch, rückte die Schreibunterlage zurecht und schob zwei Bleistifte auf dieselbe Höhe.
    »Was für ein wunderschöner Raum«, sagte Robert.
    Sie hatte sich zum rechten der drei Fenster abgewandt.
    »Ich habe diesen Raum immer geliebt, wenn mein Vater hier oben ...«
    Sie brach den Satz ab, drehte sich um und bemühte sich um einen sachlichen Gesichtsausdruck.
    »Was ich Ihnen zeigen wollte, sind diese Rollen.«
    Sie beugte sich zur linken Seite des Schreibtisches, neben dem ein Korb mit Papprollen stand, solche, in denen man Plakate, Kunstdrucke oder Ähnliches verschickt. Sie nahm drei davon heraus und legte sie auf den Schreibtisch.
    »Das sind Kopien, die er in der Bibliothek angefertigt hat. Mein Vater hatte mir schon vor Wochen etwas Seltsames gesagt. Sollte ihm etwas passieren, müsste ich sofort mit Aristoteles Kontakt aufnehmen und ihm diese Rollen bringen. Er hat sie hier zwischen den anderen versteckt. Einmal lachte er und sagte: Einen gestohlenen Baum versteckt man am besten im Wald. Damit ich sie erkenne, hat er eine winzige rote Markierung angebracht. Hier, sehen Sie?«
    Robert schaute sie verständnislos an.
    »Aristoteles ist ein alter Freund meines Vaters, mein Pate. Das tut im Moment nichts zur Sache.«
    Sie öffnete eine der Papprollen.
    »Die Texte sind auf

Weitere Kostenlose Bücher