Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
ständig Namen und Aussehen ändere und vor dem ich mich in Acht nehmen sollte. Womöglich würden Sie mich in eine Falle locken, und das könnte lebensgefährlich sein.«
Robert lachte auf.
»Wie plump. Und das haben Sie geglaubt?«
Elena schluckte.
»Sie müssen sich in meine Lage versetzen. Kurz darauf riefen Sie an und erzählten, dass Sie Aristoteles und zwei weitere Leichen gefunden hätten. Ich solle jetzt kommen und so tun, als habe ich die Toten entdeckt. Ich musste sofort an die Falle, die Sie mir angeblich stellen würden, denken und habe dann ziemlich panisch reagiert.«
Robert schaute sie unbewegt an.
»Und was hat Sie dazu bewogen, Ihre Meinung zu ändern?«
Elena schaute streng zurück, als wolle sie sagen: Unterbrechen Sie mich bitte nicht.
» Zwei Tage nach diesem Vorfall rief mich ein Mann an. Ein Deutscher, der sich Georg von Sell nannte. Er schien über alles gut informiert zu sein. Er fragte mich, ob ich wisse, warum Sie denn so überstürzt abgereist wären, und ich erzählte ihm, was ich vom amerikanischen Geheimdienst gehört hatte.
Da hat er laut gelacht und gesagt, die seien die wahren Schurken. Er sei lange mit Ihnen befreundet und würde beide Hände für Sie ins Feuer legen. Wenn einer das Rätsel lösen könnte, dem mein Vater auf der Spur gewesen war, dann seien Sie es. Ich würde etwas in meinem Briefkasten finden, das alle Zweifel beseitigt. Und ich solle alles tun, um wieder Kontakt aufzunehmen, und Sie bei Ihren Recherchen unterstützen.«
Robert schüttelte irritiert den Kopf.
»Und was fanden Sie im Briefkasten?«
»Eine Zeitschrift. Genauer gesagt, eine Ausgabe von Vanity Fair vom letzten Jahr. Da gab es einen sehr umfangreichen Bericht über Sie. Dann habe ich noch Ihren Namen bei Google eingegeben und festgestellt, dass Sie ein prominenter Mann sind und dass alles, was Sie mir erzählt haben, stimmte. Zugegeben – ich schäme mich sehr.«
Robert lächelte.
»Das müssen Sie nicht. Ich hätte wahrscheinlich auch meine Zweifel gehabt. Sind Sie nur, um mir das zu sagen, den ganzen weiten Weg hierhergekommen?«
Elena schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Ich habe überlegt, wie ich Ihnen helfen kann. Und darum habe ich noch einmal das Arbeitszimmer meines Vaters auf den Kopf gestellt. Unter der Schublade seines Schreibtisches befindet sich ein schmales Geheimfach. Dort habe ich das hier gefunden.«
Sie beugte sich zur Seite und griff in die Leinentasche, die sie schon in Alexandria getragen hatte. Zum Vorschein kam ein schwarzes Notizbuch.
»Ich habe darin gelesen, doch es ist tatsächlich ein Buch voller Rätsel. Ich gebe zu, ich habe nichts verstanden. Aber es muss wichtig sein, sonst hätte er es nicht so geschickt versteckt. Und da Sie mir mit Ihrer Entschlüsselung sehr imponiert haben und ich es nicht mit der Post schicken wollte, schon gar nicht mit der ägyptischen, entschloss ich mich, es Ihnen selbst zu bringen. Hier ist es.«
Sie streckte den Arm aus und reichte ihm das Notizbuch. Robert nahm es mit dem Ausdruck von Verwunderung an sich.
»Und dieser Herr von Sell hat tatsächlich gesagt, er wäre schon lange mit mir befreundet? Ich habe ihn nämlich erst auf dieser Reise kennen gelernt. War es ein großer Deutscher mit blondem Haar?«
Elena kräuselte ihre Lippen.
»Das konnte ich am Telefon nicht sehen.«
Für ein paar Sekunden schauten sie sich beide an und mussten dann laut lachen.
»Ich denke«, sagte Robert, »das muss mir der Herr selbst erklären.«
Elena stand auf.
»Ich lasse Sie jetzt allein. Vielleicht haben Sie ja Zeit, sich das Notizbuch näher anzusehen. Ich hoffe, es bringt uns ein Stück weiter.«
Robert war ebenfalls aufgestanden.
»Soll ich Sie irgendwohin ...?«
Elena schüttelte den Kopf.
»Nein, danke. Ich habe mir einen Wagen gemietet und ein Zimmer im Hotel Alba an der Via Della Scala genommen. Meine Handynummer haben Sie ja.«
Sie hob ihre Tasche auf und wandte sich zur Tür. Dann drehte sie sich um.
»Robert, ich hoffe, Sie können mir mein Benehmen in Alexandria verzeihen. Ich war mehr als verwirrt.«
Robert lächelte sie an.
»Wenn einer diese Verwirrung verstehen kann – dann ich. Warten Sie, ich bringe Sie zu Ihrem Wagen.«
*
Robert hatte sich auf eine der Terrassen zurückgezogen, die auf die abschüssige Seite seines Grundstücks gebaut worden und durch schmale Steintreppen miteinander verbunden waren. Er blätterte in dem Notizbuch, das Elena ihm gegeben hatte. Es war bis zur Hälfte mit einer schwer
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