Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
die Beschäftigung mit der Reinkarnation auf diese Spur gekommen. Es geht wahrscheinlich eher darum, wann der Mensch stirbt.«
Carlo schaute ihn verblüfft an.
»Wann der Mensch stirbt? Da brauchst du nicht weitersuchen. Das kann ich dir sagen. Wenn er alt ist, wenn er krank ist, wenn er einen Unfall hat oder wenn er ermordet wird.«
Robert lächelte.
»Nein, Carlo. Ich meine nicht die Ursache, sondern das exakte Datum.«
Carlos Mund blieb offen stehen.
»Du willst behaupten, es gibt eine Möglichkeit, herauszufinden ... also, du könntest sagen – ich sterbe in zwei Wochen am Dienstag um siebzehn Uhr fünfzehn?«
Robert nickte.
»Genau das.«
»Und was soll das? Ich will das überhaupt nicht wissen. Weder wann ich sterbe noch wann jemand anderes stirbt.«
Robert goss sich Brunello nach.
»Nein, du vielleicht nicht. Aber es gibt mindestens drei Institutionen, für die es das Wichtigste überhaupt wäre.«
Carlo schaute ihn verstört an.
»Und wer wäre das?«
»Erstens das Militär. Die würden bei gefährlichen Einsätzen immer nur die Männer losschicken, von denen sie genau wüssten, dass sie in den nächsten Tagen nicht sterben werden. Und zweitens Kriminelle, etwa die Mafia. Die könnten ihre Verbrechen so planen, dass sie keine Gefahr laufen, selbst ums Leben zu kommen. Und dann natürlich Terroristen. Für die wäre es der Hauptgewinn.«
Carlo nickte und schaute einen Augenblick ins Unendliche.
»Da hast du Recht.«
Eine Sekunde später war er zurück im realen Leben.
»Aber du glaubst doch nicht, dass es so etwas gibt! Ein Gerät, eine Formel oder was auch immer, mit dem sich dein Todesdatum berechnen lässt? Lächerlich!«
Robert machte ein ernsthaftes Gesicht.
»Hör zu, alter Freund, mir ist das zum jetzigen Zeitpunkt auch etwas rätselhaft. Ich weiß aber, dass sich mindestens ein amerikanischer Geheimdienst dafür interessiert. Wahrscheinlich ist es die DIA, die Defense Intelligence Agency. Die kümmern sich um das Sammeln, Analysieren und Weiterleiten von Erkenntnissen der Nachrichtendienste für das US-Verteidigungsministerium. Ich kenne die Jungs. Die würden sich darum nicht so intensiv kümmern, wenn es aus irgendeiner esoterischen Ecke käme. Die müssen schon was ganz Handfestes haben.«
»Aber das heißt, bei jedem Menschen steht bei der Geburt schon fest, wann er stirbt?«
»So sieht es aus.«
»Aber wenn jemand zufällig vor ein Auto läuft, das kann doch keiner im Voraus wissen.«
Robert wollte nicht wieder darauf hinweisen, dass es für ihn keine Zufälle gab. Er schaute zur Uhr.
»Carlo, ich fahre jetzt langsam los. Denkst du an die Tür?«
Carlo schaute ihn irritiert an.
»An welche Tür? Ach so, deine klemmende Küchentür. Ja, ich komme in den nächsten Tagen vorbei und hobele sie ab.«
Dann wandte er sich wieder ab.
»Zu wissen, wann man stirbt«, murmelte er. »Das macht mich ganz fertig. Serafina, bring mir bitte einen Grappa.«
10. KAPITEL
D er Sizilianer stand von seinem Sessel auf und ging nachdenklich im Zimmer auf und ab. »Wenn das so weitergeht, sind bald alle Leute, die uns nützlich sein können, unter der Erde.«
Der schlanke Mann im hellgrauen Maßanzug, der eine Sonnenbrille trug, schüttelte den Kopf.
»Da ist doch noch dieser – wie war der Name? Ach ja, Darling! Wie konnte ich diesen Namen vergessen!«
Der Sizilianer stützte sich mit beiden Händen auf die Tischplatte.
»Vergiss nicht Professore Tardi. Der ist immer noch damit beschäftigt, diese Papierberge durchzusehen.«
»Außer dem Hinweis auf Alexandria ist aber noch nicht viel dabei herausgekommen.«
»Ich bitte dich – wir haben jetzt zumindest diese ominösen Schriftrollen.«
Der Mann mit der Sonnenbrille zog die Mundwinkel nach unten.
»Und bisher keinen Experten, der damit was anfangen kann – und dem wir vertrauen können!«
Für eine Minute war es still im Raum. Dann räusperte sich der Sizilianer.
»Nehmen wir mal an, wir kommen keinen Schritt weiter. Was machen wir dann?«
Sein Gegenüber senkte den Kopf und schaute ihn über den Rand der Brille an.
»Wenn wir das Ding nicht bekommen, dann soll es auch kein anderer bekommen. Deswegen darf es auch keine Mitwisser geben, auch wenn sie nicht alles wissen. Das sind im Moment nur dein Professore und dieser Darling. Rate mal, was wir mit denen machen.«
*
Am nächsten Morgen fuhr Robert schon früh nach Florenz, um ein paar Dinge zu erledigen. Catarina hatte frei genommen und besuchte ihre Schwester. Obwohl auch
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