Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
Kommissar, ein großer, kräftiger Mann mittleren Alters mit vollem, grauem Haar, schloss für ein paar Sekunden die Augen.
»Signore Montebello, nun beruhigen Sie sich doch einmal! Also, wenn ich das richtig verstanden habe, hatten Sie gestern, bevor Sie das Museum verließen, noch zwei Besucher. Einen Mann und eine Frau. Und die beiden waren noch da, als Sie gingen?«
»Ja, doch«, jammerte Montebello, »ich konnte doch nicht ahnen, dass sie hier alles kaputt schlagen würden. Ich bin ruiniert ...«
Barello hob die Hand.
»Bitte der Reihe nach. Ihre Kassiererin hat angegeben, dass sie nach Ihnen gegangen ist und den Haupteingang abgeschlossen hat. Wieso haben Sie ihr nicht gesagt, dass noch zwei Besucher im Museum sind?«
Montebello warf seine Arme entnervt nach oben.
»Madonna, ich kann mir doch nicht alles merken!«
Barello zog die Luft durch die Nase hörbar ein und schrieb etwas in sein Notizbuch.
»Können Sie sich denn an die Namen der beiden Personen erinnern?«
Der stellvertretende Museumsdirektor gab einen tiefen Seufzer von sich.
»Mein Gott, was denn noch alles! Ich muss mich um ganz andere Dinge ... Moment!«
Er riss die Augen auf und schluckte.
»Den Namen der Frau weiß ich nicht mehr, aber der Mann, der hatte einen seltsamen Namen. Einen englischen. Äh, Dings oder so. Nein, lassen Sie mich überlegen. Darling, richtig, Darling! Wie die Familie aus Peter Pan.«
Der Kommissar schaute Montebello für einen Augenblick verständnislos an, notierte aber vorsichtshalber beide Namen.
»Das wird ja wohl nicht sein richtiger Name gewesen sein. Ein ziemlich plumpes Pseudonym, wenn Sie mich fragen.«
Zur nächsten Frage kam er nicht mehr, weil einer der zwei uniformierten Polizisten, die ihn begleitet hatten, auf ihn zutrat und ihm etwas ins Ohr raunte.
»Entschuldigung, Commissario, da ist ein Signore Darling, der Sie sprechen will.«
Das erste Mal, seit ihm die Unterhaltsforderungen seiner geschiedenen Frau vorgelegt wurden, war Barello sprachlos. Der Kugelschreiber glitt aus seiner Hand und fiel zu Boden.
»Sofort herbringen! Bringen Sie ihn sofort hierher!«
*
Der Alte legte seinen Kopf, der unter einer Kapuze verborgen war, in die Hände und stützte beide Arme auf den Tisch.
»Sie haben die vierte Rolle, sagst du?«
Der Mann in der Kutte nickte.
»Ja, aber ich glaube nicht, dass sie etwas damit anfangen können. Dafür fehlt ihnen der Verstand.« Der Alte atmete tief ein.
»Sei dir nicht so sicher. Sie könnten jemanden, der mehr Verstand hat als sie, dazu zwingen, ihnen zu helfen.«
*
Kommissar Davide Barello schwitzte.
»Signore Darling, Sie bleiben also dabei: Eine Bande hat heute Nacht eine Tür im Keller aufgebrochen und das ganze Museum durchwühlt. Sie waren in unmittelbarer Nähe, können aber keinerlei Beschreibung abgeben. Und das soll ich Ihnen glauben?«
Robert schüttelte den Kopf.
»Nein, nein, Commissario, das habe ich nicht gesagt. Wir konnten sie zwar nicht sehen, aber wir haben sie gehört. Und da gibt es eine Menge Anhaltspunkte: Es waren insgesamt fünf Männer. Der Anführer hatte einen sizilianischen Akzent. Er muss ein großer, schwerer Mann sein, denn seine Schritte waren die lautesten. Einer hatte eine auffallend hohe Stimme, sein Name ist Damiano, und er hat Kunstgeschichte studiert. Die Tür im Keller wurde nicht aufgebrochen. Sie haben zunächst versucht, sie aufzuhebeln, was aber nicht gelang. Dann haben sie einen Elektropick benutzt, was nur Profis machen. Die Bande ist nicht erst seit gestern zusammen, das merkte man an ihrem Zusammenspiel. Und sie fuhren eine Giulia von Alfa Romeo.«
Barello unterbrach ihn.
»Was? Eine Giulia? Die letzten wurden doch Ende der Siebziger gebaut. Haben Sie sie gesehen?«
Robert schüttelte den Kopf.
»Nein, aber gehört. Ich habe selbst mal eine besessen, den Sound vergisst man nicht.«
Der Kommissar blickte zur Decke und lächelte selig.
»Ach ja, die Giulia. Damals, als ich noch Streife fuhr, da hatten wir alle eine ...«
Er schaute Robert an, und sein Blick verfinsterte sich.
»Lenken Sie nicht ab. Warum haben Sie Signore Montebello eigentlich aufgesucht?«
Robert lächelte.
»Wir wollten etwas zurückbringen. Eine Schriftrolle. Aber das kann Signora Karakos besser erzählen.«
Elena räusperte sich.
»Mein Vater war Bibliothekar in Alexandria. Er hatte einen Freund in Italien, Professore Paolo Mazzetti. Der hat ihn vor einiger Zeit besucht und ihm eine Schriftrolle gezeigt, deren Inhalt ihm nicht ganz
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