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Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Titel: Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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Auftrag in Mailand angenommen hatte, beschloss er, zusammen mit seiner Mutter nach Volterra zu fahren.
    Man konnte die Schlange, die sich vor dem Eingang in der Via Don Minzoni gebildet hatte, schon von Weitem sehen. Vernissagen im Museo Etrusco Guarnacci gehörten zu den gefragtesten gesellschaftlichen Ereignissen in der Toskana. Man freute sich auf das Wiedersehen mit bekannten Gesichtern, auf Nachrichten und Gerüchte, auf kleine Freuden für den Gaumen und einige auch auf die Ausstellung.
    Nachdem der vor Aufregung schlotternde Massimo Montebello und der wegen seiner Endlosvorträge gefürchtete Historiker Professor Enrico Tozzi ihre Reden gehalten hatten – Letzterer wegen der Hitze in unerhoffter Kürze –, begann der gesellige Teil des Abends.
    Donatella Medici entdeckte unter den Gästen viele Bekannte. Die meisten hatte sie zwar erst vor wenigen Tagen gesehen, aber es gehörte zum guten Ton, sich so überschwänglich zu begrüßen, als sei man sich schon seit Jahren nicht mehr begegnet.
    Robert hasste diese Form des Smalltalks. Während sich die laut schwatzenden Gäste zu Gruppen zusammenfanden, ging er still zur Seite, um sich die Ausstellung anzusehen.
    Sie war sehr kenntnisreich zusammengestellt worden. Fotos, Originalbriefe, Karten und Fundstücke dokumentierten beeindruckend die Hartnäckigkeit Isidoro Falchis, ohne die Vetulonia nie gefunden worden wäre.
    Er las gerade eine der vielen Eingaben Falchis an die zuständige Behörde, als er hinter sich eine wohltönende Baritonstimme vernahm.
    »Ein beeindruckender Mann, nicht wahr? Ohne sein Durchhaltevermögen wäre die Welt heute um ein paar Entdeckungen und Erkenntnisse ärmer.«
    Robert drehte sich um. Hinter ihm stand ein Mann um die fünfzig mit grau meliertem, welligem Haar und Vollbart. Er war in etwa so groß wie Robert, von kräftiger Statur und trug einen leichten, hellgrauen Sommeranzug. Er lächelte, und aus den zusammengekniffenen Lidern blitzten zwei listige blaue Augen.
    »Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus seinem Leben. Er hat noch wesentlich mehr entdeckt. 1892 die beiden Grabkammern der Tomba della Pietrera, 1895 die so genannte Zyklopenmauer, 1897 die Tomba di Belvedere und so weiter und so fort ...«
    Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. Robert nickte anerkennend.
    »Respekt, Sie kennen sich aber aus. Sind Sie Historiker?«
    Der Grauhaarige schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich bin Arzt. Aber das Doppelinteresse scheint in der Familie zu liegen. Isidoro Falchi war ja auch ein Mediziner. Meine Großmutter war seine Nichte zweiten Grades. Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Sciutto. Dottore Antonio Sciutto.«
    Robert reichte ihm die Hand.
    »Angenehm. Robert Darling. Und bevor Sie fragen: Mein Vater war Amerikaner, meine Mutter ist eine geborene Medici aus Florenz. Ich bin viersprachig aufgewachsen.«
    Sciutto lachte.
    »Ich nehme an, diese Erklärung ist ein fester Bestandteil Ihres Vorstellungsrituals, weil kein Italiener versteht, wieso ein Mann Darling heißt und so akzentfrei Italienisch sprechen kann.«
    Robert lachte zurück.
    »Dafür habe ich einen Vornamen, den es in allen Sprachen gibt. Sagen Sie einfach Roberto zu mir.«
    Sciutto machte eine einladende Handbewegung.
    »Okay, Roberto. Wenn Sie mögen, führe ich Sie gern durch diese Ausstellung. Ich habe noch eine ganze Reihe von interessanten Zusatzinformationen.«
    Er hatte nicht übertrieben. Allein die Art, wie der Arzt erzählte, erläuterte und Anekdoten einflocht, machte den Rundgang für Robert zu einem kurzweiligen Vergnügen.
    »Ich hoffe, ich habe Sie nicht gelangweilt, Roberto.«
    Robert schüttelte den Kopf.
    »Aber im Gegenteil. Ich habe noch nie so viele interessante Dinge in einer halben Stunde gehört. Falchi muss ja eine Art Übermensch gewesen sein. Wie hat er das bloß alles geschafft?«
    Der Arzt zog die Augenbrauen hoch.
    »Sie müssen dazu bedenken, dass er schon zweiundvierzig Jahre alt war, als er mit den Grabungen begann. Und die Archäologie ist eine langsame Wissenschaft. Nichts für Hektiker. Aber es half, dass er eine fast seherische Gabe besaß. Wenn er eine Theorie entwickelt hatte, wo etwas zu finden sei, dann stimmte das auch meistens.«
    Robert lächelte.
    »Vielleicht stammte er ja in direkter Linie von den Etruskern ab. Sie sollen doch auch diese Fähigkeit besessen haben!«
    Sciutto kniff seine Augen wieder zusammen.
    »Sie werden lachen, daran habe ich auch schon gedacht. Aber einen Stammbaum über zweitausend Jahre oder

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