Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
konstruieren?«
Sciutto lachte.
»Aber selbstverständlich! Sie waren ihrer Zeit auch bei der Verarbeitung von Metall weit voraus. Falchi hat den Anstoß zur Entdeckung ihrer größten Nekropole gegeben, erlebt hat er deren Ausgrabung nicht mehr. Und wissen Sie, warum?«
Robert schüttelte den Kopf.
»Weil über den Gräbern eine sieben Meter dicke Eisenschlackeschicht lag. Dort, wo heute der Parco Archeologico di Baratti e Populonia liegt, stand einst die bedeutendste Verhüttungsanlage der Etrusker. Die Schicht wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg abgetragen, weil Stahlfirmen an der zweiten Ausbeutung mit modernen Methoden interessiert waren.«
Er nahm einen Schluck Wasser, dann einen Schluck Rotwein.
»Sie konnten alle Metalle meisterhaft verarbeiten, vom Schwert über Schmuck bis zur Feinmechanik. Insofern glaube ich auch nicht, dass der Mechanismus von Antikythera ein Werk der Griechen ist. Ich vermute, es war eine etruskische Konstruktion.«
Robert schaute ihn fragend an.
»Der Mechanismus von was, bitte?«
Sciutto neigte seinen Kopf nach rechts.
»Haben Sie nie davon gehört? Man nennt ihn auch den Computer der Antike!«
Robert schüttelte den Kopf.
»Bedaure. Das ist an mir vorbeigegangen.«
Der Arzt lächelte.
»Man kann ja nicht alles wissen. Ich denke, Sie haben Kenntnis von vielen Dingen, von denen ich nie etwas gehört habe. Also: Um 1900 wurde vor der griechischen Insel Antikythera auf dem Meeresgrund ein Wrack entdeckt. Man fand viele Kunstgegenstände und brachte sie ins Nationalmuseum nach Athen. Unter den Funden entdeckte ein Archäologe etwas Seltsames, eine merkwürdige Konstruktion mit Zahnrädern. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen datierte man ihre Entstehung auf das letzte Jahrhundert vor Christus. Eigentlich konnte das nicht sein, denn zu dieser Zeit war eine Mechanik mit Zahnrädern noch gar nicht erfunden. Oder das dachten jedenfalls die Wissenschaftler. Das System war nach den Jahrhunderten im Wasser natürlich nicht mehr funktionsfähig. Es dauerte Jahrzehnte, bis diese Konstruktion mit den kompliziertesten Methoden rekonstruiert werden konnte. Übrigens von einem Informatiker und einem Uhrmacher aus Australien. Und stellen Sie sich vor: Sie entdeckten, dass die Konstruktion ein Differentialgetriebe enthielt. Eine Erfindung, von der man bisher annahm, sie stamme aus dem dreizehnten Jahrhundert!«
Robert spürte, wie sich sein Puls beschleunigte.
»Und wozu diente dieser Mechanismus?«
Sciutto lehnte sich zurück und drehte spielerisch an einem Bügel seiner roten Designerbrille, die zu seiner dezenten Aufmachung so gar nicht passen wollte.
»Man fand heraus, dass er wie ein Analogrechner funktionierte. Man konnte mit ihm exakt die Bewegung von Himmelskörpern berechnen. Also auch bevorstehende Mond- oder Sonnenfinsternisse.«
Robert hatte sich noch weiter nach vorn gebeugt.
»Und warum nehmen Sie an, dass das eine etruskische Konstruktion ist?«
Sciutto zog die Augenbrauen nach oben.
»Ich sagte Ihnen ja schon, dass die etruskische und die ägyptische Kultur viele Gemeinsamkeiten haben. Eine Scheibe am Mechanismus von Kythera stellt einen Kalender dar.«
Er atmete tief ein und schaute Robert mit einem verschwörerischen Blick an.
»Dieser Kalender ist ein ägyptischer!«
DRITTER TEIL
17. KAPITEL
R obert und Carlo hatten sich am späten Nachmittag im »Hemingway« an der Piazza Piattellina verabredet. Es war für ein Treffen der beiden genau das richtige Lokal, denn hier konnte man aus einem umfangreichen Angebot von Kaffee- und Teesorten auswählen. Sie setzten sich in eine Ecke, wo zwei kaffeebraune Ledersessel standen.
»Schieß los«, sagte Robert und grinste, »du hast unseren Freund Angelo jetzt eine Woche lang beschattet, wie man unter euch Privatdetektiven so sagt.«
Carlo schaute ihn ernst an.
»Mach dich bitte nicht über mich lustig, amico mio.«
Er legte einen kleinen Notizblock auf den Tisch und klappte ihn auf.
»Erzähl erst einmal du. Wie war dein Gespräch mit dem Dottore, der alles über die Etrusker weiß?«
Robert stellte seine Teetasse auf den Tisch.
»Sehr interessant. Der Mann ist wirklich sehr gebildet.«
»Und? Wusste er etwas über diese dreizehnte Stadt der Toten?«
Robert schüttelte den Kopf.
»Ich habe ihn gar nicht danach gefragt. Irgendwie durchschaue ich ihn noch nicht. Da will ich lieber etwas vorsichtig sein. Aber jetzt leg los. Was hast du über Angelo herausgefunden?«
Carlo zog die Augenbrauen hoch.
»Es ist
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