Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
benutzt, chauffierte Biocca sie zur Nekropole.
»Ich muss Sie darauf aufmerksam machen, dass die Parkleitung keinerlei Haftung übernimmt, sollte Ihnen etwas zustoßen. Für alles, was Sie tun, sind Sie selbst verantwortlich. Und ich muss wohl nicht erwähnen, dass Sie nichts entfernen, beschädigen oder mitnehmen dürfen. Auch nicht den kleinsten Stein.«
Robert nickte.
»Aber selbstverständlich. Ich verspreche Ihnen, dass wir äußerst umsichtig vorgehen werden. Wir beschäftigen uns ja auch in erster Linie mit Messungen.«
Der Jeep hielt an einem Waldstück. Biocca zeigte auf einen schmalen Pfad, der bergan ging.
»So, Signori, gehen Sie diesen Weg hinauf. Hinter der Biegung können Sie sie bereits sehen.«
*
Der Mann schob vorsichtig den Zweig des Haselnussstrauchs zur Seite und brachte sein Fernglas in Stellung.
»Kannst du sie sehen?«, fragte sein Begleiter.
Der Angesprochene nickte.
»Bestens. Sie sprechen gerade mit einem der Aufseher.«
»Macht der ihnen Schwierigkeiten?«
»Sieht nicht so aus. Er zeigt Richtung Westen. Verdammt, jetzt sind sie weg.«
Der Mann ließ den Feldstecher sinken.
»Jetzt kann ich sie nicht mehr sehen. Mannaggia! Was haben die vor?«
Nervös fingerte er an der Brusttasche seiner Jacke und zog ein Päckchen Zigaretten hervor. Für eine Sekunde flammte sein Feuerzeug auf. Gierig zog er den Rauch ein. Minuten vergingen.
»Komm, Lucio, lass uns gehen«, sagte der andere.
Der Mann zündete eine weitere Zigarette an und schüttelte dabei den Kopf.
»Auf keinen Fall. Jetzt haben wir so lange gewartet. Sie werden schon wieder ... Moment mal!«
Er riss den Feldstecher wieder hoch. Dabei stieg ihm der Rauch der Zigarette in das linke Auge. Ärgerlich wischte er sich die Tränen ab.
»Sie haben eine Leiter geholt, so eine lange Aluleiter zum Ausziehen. Gut, dass wir geblieben sind.«
*
Carlo schob seine Mütze nach hinten und starrte die Felswand hinauf.
»Ich hatte mir das nicht so hoch vorgestellt!«
Robert nickte.
»Man kann viele Gräber vom Rundweg am Berg aus erreichen, mich interessieren aber vor allem die, die besonders unzugänglich sind. Komm, fangen wir an. Lass uns zuerst in das mittlere mit der großen Öffnung steigen.«
Sie stellten die dreiteilige Leiter gegen die Felswand und schoben den zweiten Teil in die Höhe, bis er einrastete. Robert schaute nach oben und wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn. Carlo sah ihn von der Seite an.
»Was ist, amico mio?«
Robert zog die Augenbrauen nach oben.
»Weißt du, ich bin nicht gerade das, was man als schwindelfrei bezeichnet.«
Carlo fasste ihn an die Schulter.
»Da gibt es ein einfaches Mittel: Nie nach unten schauen. Ich steige vor dir hoch, und du schaust nur auf die Hacken meiner Schuhe, dann wird dir auch nicht schwindelig. Außerdem kann man seine Angst nur besiegen, wenn man ihr ins Auge blickt.«
Er nahm seine Werkzeugtasche, an der ein Schulterriemen aus Leder befestigt war, und hängte sie sich um.
»Nimm du die Tasche mit unserer Höllenmaschine. Sie ist leichter. Häng sie so um, dass sie auf deinem Rücken liegt, so kommst du nicht aus dem Gleichgewicht.«
Damit drehte er sich um und begann, die Leiter emporzusteigen. Robert hatte ein flaues Gefühl im Magen, riss sich aber zusammen und stieg hinterher.
Carlo hatte bereits das Ende des zweiten Teils der Leiter erreicht. Mit einem Ruck hob er den dritten Teil aus der Arretierung und schob ihn langsam nach oben. Das Ende reichte nicht bis zum Höhleneingang.
»Es reicht nicht ganz, Roberto. Den letzten Teil müssen wir etwas klettern, aber es wird schon gehen.«
Beiß die Zähne zusammen, Roberto. Du hast dir das selbst eingebrockt, jetzt musst du da durch.
Robert fühlte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief. Seine Hände krallten sich um die Sprossen. Die Leiter knarrte und bog sich etwas. Robert rechnete. Rund hundertsechzig Kilo plus Gepäck musste die Leiter halten.
Carlo drehte seinen Kopf zur Seite.
»Bleib stehen, Roberto. Ich muss eine günstige Stelle finden, um von der Leiter in die Höhle zu kommen. Wenn ich oben bin, lasse ich dir das Seil herunter, damit du dich festhalten kannst.«
Unverdrossen stieg er die Leiter empor und tastete mit den Fingern nach einem Felsvorsprung, an dem er sich festhalten konnte. Wind und Regen hatten in den ursprünglich glatt gemeißelten Kalkstein Löcher und Absätze hineingetrieben, sodass Carlo schon nach ein paar Sekunden eine Vertiefung fand, mit deren Hilfe er von
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