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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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noch Botschaften mit dem Reich austauschen können, wird es keine unliebsamen Überraschungen durch die Rebellen geben. Die Fährte
des Mädchens ist alt. Lästig werden kann uns nur ihr Freund. Er ist zwar nicht sonderlich gescheit, doch ziemlich begabt. Leo hat den Kometen erschaffen.«
    »Seid Ihr sicher?«, fragte der Scherge.
    Refi Zul lachte freundlos. »Der Narr hält sich für einen Bildhauer. Er hat seine Signatur in den Maßen seiner Schöpfung versteckt. Bleibt also auf der Hut. Ihn habt ihr am meisten zu fürchten. Sollte sich der Junge nicht fangen lassen, dann tötet ihn.«
     
    Theresa starrte verdutzt auf den Computermonitor. Das Bildschirmfenster mit den Live-Nachrichten von msnbc.com wurde vor ihren Augen wie Kreide von einer Tafel fortgewischt. Auf den schiefergrauen Untergrund malte eine krakelige Handschrift folgenden Text:
    Hi Theresa! Keine Angst, ich bin kein Geist, sondern nur Leo. Habe mich gerade draußen mit meinem Traum-Ich umgesehen und Refi Zul entdeckt. Er ist im Forst. Seine Armee besteht aus ungefähr tausend Traumgeborenen. Sie greifen jede Minute von Südwesten, Nordosten und Südosten her an. Wo ist der Generalfeldmarschall?
    Nach einer Schrecksekunde antwortete das Mädchen mit den strohblonden Haaren: »Wahrscheinlich steht er in diesem Moment neben deinem Körper. Er wollte sehen, wie’s dir geht.«
    Leo antwortete knapp auf dem Bildschirm.
    Ich informiere Okumus. Schlag schon mal Alarm!
    Mit annähernder Schallgeschwindigkeit kehrte Leo zum eigenen Körper zurück. Überraschenderweise lag neben diesem der
rundliche Generalfeldmarschall, die Hände lässig über der Brust gefaltet, als hielte er nur ein Nickerchen.
    »Ich bin hier«, sagte eine Stimme von oben.
    Erschrocken blickte Leos Traum-Ich zur Decke auf, von wo aus ihn der Lehrer amüsiert beobachtete. »Du hast mich vielleicht erschreckt, Osmund. Ich dachte der König hätte uns entdeckt.«
    »Keine Angst. Um das Drusentor zu öffnen, muss er sich schon persönlich herbemühen.«
    »Er ist bereits auf dem Weg.« Leo berichtete aufgeregt von seiner Entdeckung. Als er fertig war, zeigte sich das Traum-Ich seines Freundes erschüttert.
    »Das heißt, auf einen unserer Kämpfer kommen zehn Krieger von ihm. Ich hätte nicht gedacht, dass er in so kurzer Zeit dermaßen viele Traumgeborene erschaffen kann.«
    »Zumindest ist jetzt klar, warum er so lange gezögert hat. Er will uns einfach überrennen. Haben wir genug getan, um gegen diese Übermacht standhalten zu können?«
    »Das wird sich zeigen.« Okumus deutete zu den beiden Schläfern auf den Matratzen. »Die lassen wir am besten hier, für den Fall, dass es Refi Zul doch irgendwie bis zur Drusenkammer schafft. Und wir zwei Hübschen gehen jetzt in die Kommandozentrale und bringen das letzte Aufgebot der Traumschmiede in Stellung.«
     
    Nebel zog auf. Wie ein fahles Leichentuch schimmerten die Schwaden im Licht des Kometenschweifs. Sie krochen aus dem Wald heraus, legten sich über die Felder, waberten durch den Hofgarten und den Schlosspark. Refi Zul lächelte im Schlaf – es war eher ein verbissenes Grinsen, weil seine Kopfschmerzen ihn sogar bis in den Traum verfolgten. Wahrscheinlich würden die
Verteidiger des Schlosses die Zeichen zu deuten wissen. Doch was nützt es der Fliege, den Angriff des Jägers kommen zu sehen, wenn sie schon im Spinnennetz gefangen ist?
    Im Schutz der Deckung rückte das Wächterheer fast lautlos vor. Nur hier und da klapperte leise ein Waffengehänge. Irgendwo gurrte eine Taube. Der Hauptangriff sollte aus mehreren Richtungen gleichzeitig erfolgen. Ob die Kundschafter des Gegners die drei Kontingente ausgespäht hatten? Der König hoffte es.
    Was den Spähern verborgen geblieben sein dürfte, war der kleine Trupp auserlesener Krieger, der sich jetzt, erst nach dem Angriffsbefehl, von den anderen löste. Sie hatten ihre Tätowierungen mit breiten Lederhalsbändern bedeckt, damit der junge Leonidas nicht durch ihre Traumaugen sehen konnte. Mit diesen Kämpfern, dessen war sich Zul sicher, würde er sich bis zur Drusenkammer durchschlagen. Sie mussten nur von der Kirche her den Innenhof des Westflügels einnehmen, der Rest wäre ein Kinderspiel. Er würde das Schloss im Schlaf erobern. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    Es war auch höchste Zeit. Sein Kopf drohte zu platzen. Die ungeträumten Träume der ganzen Welt schienen in seinen Schädel zu schießen und es gab kein Ventil, um den wachsenden Druck abzulassen. Sobald die Schlacht um

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