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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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lassen, nicht gerade respektvoll. Das zweite der sieben Salemer Gesetze lautete: »Sorgt dafür, dass Jugendliche Erfolg und Niederlage erleben.« Offenbar lag dem Tutor die Vermittlung von Fehlschlägen besonders am Herzen.

    »Kann mir jemand die wichtigsten Tugenden eines Oneironauten nennen?«, wandte er sich wieder an alle. Er rief eine blonde Schülerin auf, die Lena hieß.
    »Erstens genügend Schlaf, zweitens gute Traumerinnerung und drittens die eigenen Träume ernst nehmen.«
    »Sehr gut, Lena. Was die Punkte zwei und drei anbelangt, hoffe ich, ihr habt auch während der Ferien eure Traumtagebücher weitergeführt.«
    Etliche nickten, manche senkten beschämt die Blicke. Für die Neuen erklärte Okumus, dass die Erinnerung der Schlüssel zum bewussten Umgang mit den Träumen sei. Wer sich ihrer weder entsinne noch sich mit ihnen auseinandersetze, werde nie lernen, sie zu kontrollieren. »Wer kann mir sagen, wie man einen luziden Traum vorbereitet? Leo, hast du eine Idee?«
    Der Gefragte zuckte die Achseln. »Bei mir passiert am ehesten was, wenn ich vorher darüber nachdenke. Ich glaube, die Gefühle spielen auch eine Rolle. Je heftiger ich es mir wünsche, desto eher trifft es ein.«
    »Du hast intuitiv genau das Richtige getan«, lobte ihn der Lehrer, wobei sein Blick ebenfalls die anderen Schüler mit einschloss. »Merkt euch das, Leute. Manche bringen nie einen gescheiten Klartraum zustande, weil sie sich nach dem Einschlafen nicht mehr erinnern, was sie eigentlich tun wollten. Haltet euch also immer euer Ziel vor Augen. Zur Not malt euch ein dazu passendes Merkzeichen auf die Hand und versenkt es in eurem Unterbewusstsein. Das haben wir ja schon geübt. Im Traum werdet ihr das Symbol dann auf eurer Hand sehen und euch entsinnen …«
    Ein Schüler mit schwarzem Lockenkopf schnippte aufgeregt mit den Fingern.
    »Ja, Levin?«

    »Sie haben uns doch gesagt, wir sollen die Gefühle am besten außen vor lassen.«
    »Das ist richtig. Leo hat von der Vorbereitungsphase gesprochen. Da sind sie nützlich, während der Luzide eher schädlich. Als Faustregel könnt ihr euch merken: je stärker die emotionale Beteiligung desto höher der Verlust an Traumenergie. Mancher Traumschmied ist vor lauter Begeisterung endlich eine Luzide zu haben, gleich wieder rausgeflogen oder in die unbewusste Phase abgeglitten. Deshalb lernt, euch auch im Schlaf zu kontrollieren. Das gelingt am besten, wenn ihr das bewusste Träumen als etwas ganz Normales anseht.« Okumus ließ den Blick durchs Klassenzimmer schweifen. »Bevor wir zu einer praktischen Übung kommen, eine letzte Frage. Welche Techniken haben wir bisher gelernt, in die luzide Phase einzutreten?«
    »Das Imaginieren«, antwortete Theresa, ein hübsches, selbst im Sitzen großes Mädchen mit strohblonden Haaren und einer chromblitzenden Zahnspange.
    »Genauer bitte.«
    Man müsse sich in eine vertraute Umgebung wie den Schlosshof hineinversetzen, erklärte sie. Dann springe der Traumkörper fast von allein in das selbst erschaffene Bühnenbild.
    »Gut. Für Anfänger leider oft noch etwas schwierig. Welche Alternative haben wir kennengelernt? Ja, Scott?«
    »Die Bewegungsempfindungen«, sagte ein löwenmähniger Zwerg.
    »Was verstehen wir darunter?«
    »Man lässt den Traumkörper durch eine gedachte Bewegung aus dem physischen Körper austreten.«
    »Beispiele?«
    »Fallen, Hinausrollen, Hochgerissenwerden, Durchschütteln …«

    »Das genügt. Ich glaube, alle haben verstanden, worum es geht. Je besser ihr den von euch bevorzugten Austritt im Unterbewusstsein verankert, desto leichter werdet ihr nachher in die Luzide eintreten. Vergesst nicht: Im Traum ist ein Sturz nur gefährlich, wenn ihr ihn als bedrohlich empfindet. Deshalb machen wir jetzt eine praktische Übung dazu. Kommt, steht auf und bildet Paare! Ich möchte, dass jeder sich rückwärts in die Arme des Klassenkameraden fallen lässt. Sperrt die Angst dabei aus. Stellt euch vor, der Partner sei euer verkörperter Traum. Ihr müsst ihm rückhaltlos vertrauen, um in die Luzide zu gleiten. Und prägt euch das Gefühl ein.«
    Die Schüler gingen mit unterschiedlicher Begeisterung an die Aufgabe heran. Einige sprangen sofort auf und liefen zu ihren Freunden oder Freundinnen. Andere, zu denen auch Benno gehörte, erhoben sich eher träge. »Ich bevorzuge sowieso das Hinauskapitulieren«, erklärte er gelangweilt. »Lässt sich im Klassenzimmer nur schlecht machen.«
    »Dann üben wir eben das Fallenlassen«,

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