Das Geheimnis der Wellen
wird jede Minute eintreffen.«
Wenn er in den Keller ging, sie ihm folgte und dann etwas passierte, wäre er dafür verantwortlich. Und wenn er in den Keller ging, sie oben blieb und dann etwas passierte, wäre er ebenfalls verantwortlich.
Deshalb konnte er nichts tun.
»Ich war drei Stunden weg, verdammt! Ich habe ihm ein prima Zeitfenster gegeben.«
»Aber was solltest du sonst tun? Dich hier verbarrikadieren?«
»Die Alarmanlage kann man wirklich vergessen. Wir müssen nachrüsten.«
»Ja, das müssen wir wohl.« Sie hörte Polizeisirenen. »Das muss Vinnie sein.«
Eli steckte das Messer zurück in den Messerblock.
»Komm, machen wir ihm auf.«
*
Wieder einmal durchsuchten Polizisten sein Haus. So langsam gewöhnte er sich daran. Eli trank Kaffee und machte mit den Beamten die Runde. Zuerst gingen sie in den Keller.
»Was für ein Sturkopf«, bemerkte Vinnie, als sie den Graben musterten. »Er hat bestimmt einen Meter weitergegraben. Er muss neues Werkzeug angeschleppt haben, und diesmal hat er es wieder mitgenommen.«
Eli sah sich um, um sicherzugehen, dass Abra nicht mitgekommen war. »Der muss verrückt sein.«
»Na ja, schlau ist er nicht gerade.«
»Nein, Vinnie, ich glaube wirklich, dass er verrückt ist. Er hat erneut einen Einbruch riskiert, nur um ein paar Stunden auf diesen Boden einzuhacken. Dabei ist da nichts! Ich habe mit Stoney Tribbet gesprochen.«
»Das ist eine Type!«
»Ja, und er hat etwas gesagt, das mir zu denken gegeben hat. Warum sollte ausgerechnet jemand dort unten graben? Es gibt da nichts als Lehm und Steine. Deshalb haben wir uns auch nie die Mühe gemacht, den Boden zu zementieren. Wenn man etwas vergräbt, will man es dann nicht irgend wann wieder ausgraben? Vorausgesetzt, es ist keine Leiche?«
»Eigentlich schon.«
»Warum macht man sich eine solche Mühe? Wieso vergräbt man das Zeug nicht im Garten und pflanzt einen verdammten Strauch darauf? Irgendwo vor dem Haus, wo Sandboden ist. Oder aber man vergräbt überhaupt nichts, sondern versteckt es unter den Dielenbrettern oder hinter einer Wand. Würde ich nach einem verdammten Schatz suchen, würde ich nicht mit Spitzhacke und Schaufel arbeiten. Sollte ich so verrückt sein zu glauben, dass es ihn wirklich gibt, hätte ich gewartet, bis ich weiß, dass mehrere Tage lang niemand zu Hause ist. Zum Beispiel, wenn meine Großmutter nach Boston fährt. Und dann hätte ich den Presslufthammer rausgeholt.«
»Ich will dir nicht widersprechen, aber die Fakten sprechen für sich. Ich werde Corbett Bescheid geben, und wir werden unsere Patrouillen verstärken. Das werden wir auch publik machen«, setzte Vinnie nach. »Wenn er aus der Gegend ist, wird er davon erfahren. Das sollte ihn davon abhalten, einen erneuten Vorstoß zu wagen.«
Eli bezweifelte, dass diese Maßnahmen jemanden abschrecken würden, der einer Legende wegen so viel riskierte.
17
Nach ihrem morgendlichen Tai-Chi-Kurs schaute Abra schnell im Supermarkt vorbei und machte dann noch einen kleinen Umweg, bevor sie nach Bluff House zurückkehrte. Sie war sich nicht sicher, wie Eli auf ihr Mitbringsel reagieren würde, hatte aber so eine Ahnung.
Sie würden das schon hinkriegen. Besser gesagt, sie würde ihn schon dorthin kriegen, wo sie ihn haben wollte. Ganz fair war das vielleicht nicht, und sie manipulierte andere nicht gern. In diesem Fall jedoch war sie fest davon überzeugt, dass er nur davon profitieren konnte.
Während sie den Kofferraum ausräumte, überlegte sie, wie viel Zeit ihr blieb. Es wartete nämlich nicht nur der übliche Putzjob auf sie. Nach der Hausdurchsuchung musste alles wieder aufgeräumt werden. Trotzdem konnte sie es schaffen und vielleicht noch eine Mahlzeit improvisieren, bevor sie nach Hause ging, um dort Yoga zu unterrichten.
Sie musste einfach nur Prioritäten setzen.
Als sie in Gedanken versunken das Haus betrat, schenkte sich Eli in der Küche gerade Kaffee ein, statt oben in seinem Büro zu arbeiten.
»Ich dachte, du würdest an deinem Roman schreiben?«
»Das habe ich auch. Ich muss mir nur ein wenig die Beine vertreten.« Er verstummte und starrte auf den großen braunen Hund, der neugierig an seinem Hosenbein schnupperte. »Was ist denn das?«
»Das ist Barbie.«
»Barbie? Im Ernst?« Automatisch kraulte er den breiten Kopf.
»Ich weiß, Barbie ist blond und vollbusig, aber Hunde können sich ihre Namen nicht aussuchen.« Abra beobachtete ihn verstohlen, während sie die Lebensmittel verstaute. Eli hatte alles
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