Das Geheimnis der Wellen
Er war schon länger nicht mehr da.«
»Es ist wirklich eine Schande, dass es leer steht. Ich könnte es im Nu vermieten – für eine Woche, ein verlängertes Wochenende.«
Neugierig rutschte Eli auf seinem Stuhl hin und her. »Das kann ich mir vorstellen. Du könntest ihn anrufen und fragen. Vielleicht hat er ja Interesse.«
Nach einem weiteren Schluck Limonade nickte Mike. »Ja, das könnte ich. Glaubst du wirklich, dass er der Kerl ist, der bei dir eingebrochen und den Detektiv ermordet hat?«
»Ich habe lang überlegt, die Sache aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet, ziehe aber immer wieder denselben Schluss.«
»Dann wäre er auch für Mrs. Landons Sturz verantwortlich.«
»Ich kann das nicht beweisen, aber es sieht ganz so aus.«
»Was für ein Scheißkerl«, murmelte Mike und öffnete seinen Aktenkoffer. »Ich habe seine Handynummer dabei. Mal sehen, was er sagt.«
Nachdem Mike sich die entsprechenden Unterlagen herausgesucht hatte, wählte er Suskinds Nummer. »Hallo, Justin, hier spricht Mike O’Malley von O’Malley und Dodd Properties in Whiskey Beach. Wie geht es Ihnen?«
Eli lehnte sich zurück und hörte zu, wie Mike, ganz Verkaufsprofi, das Gespräch begann. Er versuchte zu erahnen, wie der Mann darauf reagierte, den er für Tod, Schmerz und Angst verantwortlich machte. Der Mann, der zwei Leben vernichtet und Elis ruiniert hatte.
»Sollten Sie Ihre Meinung ändern, haben Sie ja meine Nummer. Falls ich sonst noch was für Sie tun kann, geben Sie mir einfach Bescheid. Wir haben herrliches Frühlingswetter, und es scheint ein toller Sommer zu werden. Sie sollten wirklich mal herkommen und das ausnutzen … Ja, ich weiß, wie das ist. Also gut, auf Wiederhören.«
Mike legte auf. »Genauso zugeknöpft und unfreundlich wie immer. Er hat kein Interesse daran, das Anwesen zu vermieten. Angeblich soll es bald von der Familie oder Firma genutzt werden. Er ist ein viel beschäftigter Mann.«
»Wie ist er auf das Anwesen gestoßen?«
»Übers Internet. Dort hat er unsere Webseite entdeckt. Drei Häuser hatte er sich ausgeguckt. Eines lag in der zwei ten Reihe, ohne Meerblick. In einem hübschen, ruhigen Sträß chen. Zum Strand ist es nicht weit. Das andere lag weiter südlich, näher bei uns. Aber die Eigentümer haben beschlossen, es vom Markt zu nehmen und noch eine Saison zu vermieten. Ein guter Schachzug, denn wir sind für diesen Som mer ausgebucht.« Mike nahm einen großen Schluck von seiner Limonade. »Wie dem auch sei, wir haben einen Termin vereinbart. Er wollte, dass entweder ich oder mein Partner Tony Dodd die Besichtigungen vornehme. Er hat darauf bestanden. Ich habe mir einen Vermerk gemacht, weil er von Anfang an so forsch aufgetreten ist. Aber egal, Geschäft ist Geschäft.«
»Er will keine Zeit mit Fußvolk verschwenden. Dafür ist er viel zu wichtig. Ich verstehe.«
»Ja, daran hat er keinen Zweifel gelassen«, pflichtete Mike ihm bei. »Er kam Ende der gleichen Woche vorbei. Teurer Anzug, Haarschnitt für zweihundert Dollar.«
»Ja, ich kenne diese Typen.«
»Er wollte weder einen Kaffee trinken noch Small Talk machen. Termine. Als ich mit ihm zu den beiden Anwesen gefahren bin, hat er sich nach Bluff House erkundigt. Das tut jeder, deshalb habe ich mir nichts weiter dabei gedacht. Ich weiß noch, dass der Himmel damals ziemlich bedeckt war. Es war kalt und dunkel. Das Haus sah aus wie aus einem Horrorfilm, so, wie es über den Klippen aufragte. Also erzählte ich ihm die Legende vom Piratenschatz, weil das alle Kunden interessiert. Meine Güte, Eli, hoffentlich war das nicht der Auslöser für den ganzen Schlamassel!«
»Er wusste vorher Bescheid. Deswegen ist er überhaupt erst hergekommen.«
»Er war mir jedenfalls unsympathisch. Aber dass ich es mit einem gestörten Mörder oder so zu tun haben könnte, darauf bin ich natürlich nicht gekommen. Ich habe ihn einfach für einen verklemmten reichen Sack gehalten. Zuerst habe ich ihm das Anwesen in der zweiten Reihe gezeigt. Sandcastle ist neuer, größer und bringt mehr Maklergebühren. Außerdem bin ich sowieso davon ausgegangen, dass er das größere Anwesen bevorzugen wird. Er hat die üblichen Fragen gestellt, sich alles angeschaut und ist auf die Dachterrasse gegangen. Von dort aus kann man das Meer sehen.«
»Und Bluff House.«
»Ja. Er war nicht davon begeistert, dass es andere Häuser in der Nähe gibt, und wollte wissen, welche ständig bewohnt sind und welche vermietet werden. Aber das ist nicht
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