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Das Geheimnis der Wunderkinder

Das Geheimnis der Wunderkinder

Titel: Das Geheimnis der Wunderkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
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leise.
    »Und wie alt bist du?«
    »Sieben.«
    »Ich bin acht«, erklärte James. »Und nun komm mit.«
    Mrs. Bagley sah sich um und bemerkte, daß die Fenster nur an der Außenseite schmutzig waren, die Innenseite war sauber. Auch das Zimmer und die Vorhänge waren sauber – obgleich es ein gründliches Reinemachen vertragen konnte. Man sah, daß es immer nur oberflächlich saubergemacht worden war.
    Dann fiel ihr Blick auf die Möbel. Ein offenes Bücherregal, ein niedriges Sofa, ein sehr niedriger Tisch. Der Stuhl, neben dem sie stand und der große Sessel gegenüber sahen ganz normal aus, und doch kam sie sich unverhältnismäßig groß im Raum vor – trotz der altmodisch hohen Decke. Und plötzlich wußte sie, warum sie sich so groß vorkam – die Möbel im Zimmer waren alle verkürzt worden. Die Sitzfläche des Stuhles neben ihr hing fast bis auf den Boden.
    Befremdet blickte sich Mrs. Bagley weiter um. Es beunruhigte sie, daß sie auch kein Aschenbecher und die übrigen Dinge sah, die in bewohnten Räumen zu finden sind. Es war ein Zimmer, das für eine sehr kleine Person eingerichtet war.
    Daß es nicht blitzsauber war, störte Mrs. Bagley weniger. Man hatte sich Mühe gegeben, alles in Ordnung zu halten, und die Tatsache, daß Mr. Maxwell eine Haushälterin einstellte, bedeutete, daß der Mann wußte, daß er eine brauchte.
    Nun nahm sie ihre Tochter an die Hand. »Komm, Martha, wir wollen uns mal die Spielsachen ansehen.«
    James führte sie wieder durch die Diele und öffnete die erste Tür zur Linken. Dann trat er zur Seite und gab den Blick auf das Zimmer frei. Es war ein Spielzimmer für ein Mädchen – noch unbenutzt. Es war mit Mädchenspielsachen ausgestattet, die ein Katalog für Mädchen im Alter von sieben Jahren empfohlen hatte.
    Der Überfluß an Spielsachen überwältigte Martha. Sie stand mit großen Augen an der Tür und blickte bald hierhin, bald dorthin. Schließlich machte sie einen zögernden Schritt nach vorn, dann noch einen und ging dann im Zimmer umher und berührte zaghaft die hübschen Sachen. Angespannt, als erwarte sie jeden Augenblick eine Zurechtweisung, nichts anzufassen, streichelte sie endlich das Haar einer Baby-Puppe.
    Mrs. Bagley lächelte. »Es wird schwierig sein, sie hier loszureißen«, sagte sie.
    James nickte. »Lassen wir sie ruhig ein wenig spielen«, meinte er, »während Martha beschäftigt ist, können Sie Ihre Aufmerksamkeit einer etwas delikateren Angelegenheit widmen.«
    Mrs. Bagley vergaß, daß sie mit einem achtjährigen Jungen sprach. Sein Benehmen und seine Ausdrucksweise verwirrten sie. »Ja«, erwiderte sie. »Ich möchte gern diese Angelegenheit mit dem mysteriösen Charles Maxwell in Ordnung bringen. Wird er herunterkommen, oder soll ich hinaufgehen …?«
    »Es wird vielleicht für Sie eine unangenehme Überraschung sein, Mrs. Bagley, aber Charles Maxwell ist nicht hier.«
    »Nicht hier?« wiederholte sie verständnislos. »Aber er wird ja bald kommen, nicht wahr?«
    James beobachtete sie verstohlen. »Er hat Ihnen einen Brief dagelassen«, erklärte er dann ruhig.
    »Einen Brief?«
    »Er mußte in dringenden Geschäften verreisen.«
    »Aber …«
    »Bitte, lesen Sie den Brief, er erklärt Ihnen alles.«
    James übergab ihr einen Umschlag, auf dem »Mrs. Janet Bagley« stand. Zögernd betrachtete sie den Brief von allen Seiten, aber da James stumm und wartend neben ihr stand, machte sie ihn schließlich auf und las:
     
    Liebe Mrs. Bagley!
    Ich bedauere außerordentlich, daß ich nicht da sein kann, um Sie zu begrüßen, aber es ist leider nicht möglich. Bitte verstehen Sie jedoch, daß Sie, soweit es mich betrifft, bei mir angestellt und gehaltsberechtigt sind seit dem Tag, als ich Ihnen die Reisekosten zusandte. Eine persönliche Begegnung wäre also lediglich eine Formsache und nicht im Sinne einer »letzten Unterredung« oder eines »endgültigen Vertragsabschlusses« zu betrachten.
    Bitte tun Sie so, als hätten Sie meinen Haushalt schon lange geführt, bevor ich abreiste oder – in Anbetracht meiner eigenbrötlerischen Gewohnheiten – als wäre ich gar nicht fort, sondern im oberen Stockwerk an der Arbeit mit der strikten Order, unter keinen Umständen gestört zu werden, außer im Fall einer persönlichen Katastrophe.
    Nun zu dem jungen James. Sie werden feststellen können, daß er für seine acht Jahre außerordentlich vernünftig und umsichtig ist. Wäre er weniger verständig, hätte ich vielleicht meine Abreise verschieben

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