Das Geheimnis der Wunderkinder
…?«
»Jetzt kann ich nur Sie überzeugen. Später vielleicht auch andere. Aber wenn ich mich jetzt an die Öffentlichkeit wende, sind sämtliche Statistiken gegen mich. Solange ich jedoch einen Erwachsenen habe, der sich schützend vor mich stellte, kann ich im Hintergrund alle Fäden in der Hand halten, bis ich endlich groß und alt genug bin, um ohne lange Erklärungen in der Öffentlichkeit auftreten zu können.«
Aus dem Spielzimmer kam Martha herbeigerannt. »Mami, Mami!« rief sie aufgeregt. »Dolly ist krank, und ich kann sie nicht alleinlassen!«
Mrs. Bagley nahm ihre Tochter in die Arme. »Das brauchst du auch nicht«, sagte sie begütigend. »Wir bleiben ja hier.«
James Holden nickte befriedigt, aber eines wurde ihm nun klar: Er mußte sich mit der Vollendung der Maschine beeilen. Er konnte das läppische Kindergeschwätz von Martha Bagley nicht länger ertragen.
8.
Die Ankunft von Mrs. Bagley brachte mehr Änderungen in James Holdens Leben, als er erwartet hatte. Er hatte eine Haushälterin hauptsächlich deswegen haben wollen, um sich nicht länger mit Geschirrwaschen, Bettenmachen, Saubermachen und Kochen abgeben zu müssen und sich um so mehr seiner Schreibmaschine widmen zu können. Er mußte jedoch feststellen, daß er nicht sechzehn oder achtzehn Stunden schreiben konnte.
Wenn er müde vom Schreiben war, ruhte er sich aus, indem er las oder still da saß und sich neue Geschichten überlegte. Damit war sein Tag noch nicht ausgefüllt, und so begann er, sich mit Mrs. Bagley zu unterhalten.
Diese Gespräche waren recht informativ für ihn. Er erfuhr von ihr, wie es draußen im Leben zuging – von jemandem, der keinerlei Verbindung zu seinem früheren Leben hatte.
Und dann spielte er auch ab und zu mit Martha, aber er fand ihre Auffassung vom Leben völlig unwirklich und konnte sie nicht begreifen. Er war fest entschlossen, die Maschinen-Methode rascher Erziehung an Martha zu erproben, gleichgültig, was Mrs. Bagley davon hielt. Auf diese Weise würde er in ihr eine ebenbürtige Gefährtin bekommen, die ihn besser verstehen könnte als er es wahrscheinlich je von jemand anderem erwarten konnte.
Als es Sommer wurde, spielten James und Martha häufig im Garten und machten auch ab und zu einen Einkaufsbummel in die Stadt. Sie wanderten zu Fuß die eine Meile hinunter und kehrten dann mit ihren Paketen im Taxi des Stationsvorstehers zurück. Bei diesen Ausflügen wich James nicht von Marthas Seite, aus Furcht, sie könnte sich verplappern.
Diese mögliche Gefahrenquelle trieb ihn härter zur Arbeit an der Maschine, die langsam in seinem Arbeitsraum im zweiten Stock entstand.
Mrs. Bagley, der alles, was mit Technik zu tun hatte, fremd war, betrachtete all die verstreuten Teile und schüttelte den Kopf. Eines Tages fragte sie James geradeheraus, ob er eigentlich wisse, was er da mache.
James grinste. »Im Grunde genommen weiß ich nicht, was ich tue«, gab er zu. »Ich befolge lediglich sehr ausführliche Instruktionen. Wüßte ich nur die reine Theorie der Zusammensetzung der Maschine, könnte ich nicht die Instrumente beschaffen, die notwendig sind, damit sie funktioniert. Aber nach den Anweisungen, die ich erhalten habe, kann ich eine Reproduktion der Maschine meines Vaters bauen.«
»Das verstehe ich nicht. Wie denn?«
James unterbrach seine Arbeit und setzte sich auf eine Kiste. »Wenn Sie zum Beispiel einen Rasenmäher kaufen«, erklärte er, »so könnte es doch sein, daß er in Einzelteile zerlegt in einem kleinen Kästchen geliefert wird. Dann würde eine Anleitung dabeiliegen, aus der jeder, der lesen kann, erfährt, daß Teil A mit dem Bolzen C und Schraube D am Hebel B befestigt werden soll. Genauso mache ich es auch mit der Maschine nach den Anweisungen meines Vaters, auch wenn ich nicht genau weiß, was die einzelnen Teile sind und welche Funktion sie haben.«
Mrs. Bagley verstand das ungefähr, aber wenn sie den kleinen Jungen so vor sich sah, wollte es ihr nicht in den Kopf, daß er imstande war, eine so kompliziert aussehende Maschine zu bauen, wenn sie auch die Tatsache akzeptierte, daß er seine außergewöhnliche Erziehung durch eine solche Maschine erhalten hatte. Zweifelnd betrachtete sie das unbeschreibliche Durcheinander in James’ Arbeitsraum. Aber vielleicht hatte James doch recht, und die Maschine konnte auf diese Weise zusammengesetzt werden. Also machte sich Mrs. Bagley daran, James zu helfen.
Sie brauchten eine Woche, um das Arbeitszimmer in
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