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Das Geheimnis Des Amuletts

Das Geheimnis Des Amuletts

Titel: Das Geheimnis Des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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los?«, fragte Velvet, die sich ganz und gar unschuldig gab und uns der Reihe nach ansah. »Habt ihr irgendeinen Schwur geleistet, die arme kleine Velvet außen vor zu halten, dass ihr so schweigsam seid?«
    »Was willst du?«, fragte Josh.
    »Das Gleiche wie ihr, schätze ich. Etwas Spaß haben, zum Beispiel.«
    »Wir tun das nicht, um Spaß zu haben«, antwortete er brüsk. »Und es ist auch nicht irgendeine Mumpitz-Zauberei, als würden wir uns für Halloween verkleiden. Die Mächte existieren wirklich, und sie sind gefährlich. Helen und Evie und Sarah haben ihr Leben riskiert.«
    »Und du denkst, ich würde das nicht tun?« Velvets Miene veränderte sich, wurde jetzt mürrisch. »Du weißt gar nichts von mir.«
    »Gut. Belassen wir es dabei«, entgegnete Josh. »Komm, Evie, gehen wir und suchen Helen. Vielleicht ist sie inzwischen wieder in der Schule.« Er nahm meine Hand, und ich spürte, wie fest und stark und real seine war; aber selbst jetzt und nach all dem, was Josh für mich getan hatte, hielt ich mich immer noch ein bisschen zurück. Ich drückte seine Hand rasch als Erwiderung, dann ließ ich los und ging zur Tür.
    »Wartet! Geht noch nicht. Ich bin noch nicht fertig. Es ist wichtig!« Ich drehte mich zögernd um, um zu hören, was Velvet zu sagen hatte. Sie senkte den Blick, als wäre sie plötzlich demütig geworden. »Gebt mir bitte eine Chance«, bat sie. »Ich schwöre, dass ich helfen möchte. Ich möchte verstehen. Fragt Helen – wenn sie mich nicht will, werde ich es bleiben lassen und euch nicht weiter belästigen. Versprochen.«
    Ich fing Sarahs Blick auf; sie nickte ganz leicht. Das überraschte mich nicht. Sarah war stets diejenige, die jemandem eine zweite oder dritte oder vierte Chance gab und immer bereit war, den Außenseitern und Unterdrückten zu helfen. Nur war Velvet in meinen Augen nicht wirklich unterdrückt oder eine Außenseiterin. Sie war eher eine geschmeidige Wölfin, die bereit war, die Hand zu beißen, die sie streichelte.
    Sie beobachtete uns schon seit dem vergangenen Term, seit wir ihr verdächtig vorkamen, und sie wollte mehr über uns herausfinden. Velvet behauptete, sie wollte so sein wie wir und in unseren heiligen Kreis aufgenommen werden, aber ich traute Velvet Romaine nicht einen Augenblick. Diesem Mädchen eilte der Ruf voraus, immer wieder Ärger zu machen, ja, er hing an ihr wie ein berauschendes Parfüm. Sie war bisher von jeder teuren Schule geflogen, auf die ihre berühmten Eltern sie geschickt hatten, und es gab etliche Geschichten über sie: über Saufgelage, Drogen, hässliche Unfälle, die Menschen in ihrer Umgebung passierten – es war eine lange, unrühmliche Liste von Katastrophen und Krisen, über die jede billige Zeitung berichtete und die in hundert Promi-Blogs und Chatrooms im Internet durchgekaut wurden. Velvet war durch ihre Erfahrungen eher hart als sympathisch geworden, und die Gefühle anderer waren ihr egal; sie behandelte andere, die nicht so von sich überzeugt waren wie sie selbst, wie Idioten. Ich wollte nichts mit ihr zu tun haben. Aber ich würde zumindest versuchen, tolerant zu sein und so versöhnlich wie Sarah. Und wenn Velvet um eine zweite Chance bat, wer war ich, dass ich ihr das verweigern konnte?
    »In Ordnung.« Ich zuckte mit den Schultern. »Warten wir ab, was Helen dazu sagt.«
    Inzwischen hatte es zu regnen begonnen. Als wir zurück zur Schule ritten, bildeten wir eine lange Reihe mit Velvet auf ihrem mutigen schwarzen Wallach Jupiter als Schlusslicht. Die Schweife der Pferde schwangen hin und her, und die Hufe versanken im matschig gewordenen Boden. Es war kein angenehmer Ritt, und ich machte mir zudem Sorgen, wohin Helen gegangen sein könnte, aber schließlich erreichten wir Wyldcliffe. Es war später Nachmittag, und die von Kletterpflanzen bewachsenen Mauern und die gotischen Türmchen wirkten trostlos und bedrückend. Es wurde bereits dunkel. Josh und Cal erklärten, dass sie unsere Pferde mitnehmen und versorgen würden, während wir uns auf die Suche nach Helen machten.
    »Vielleicht können wir uns später noch mal sehen«, sagte Josh, der noch einen Moment neben mir stehen blieb, nachdem er mir die Zügel meines Ponys abgenommen hatte. »Ich möchte – na ja, ich möchte dich gern sehen. Wenn das okay ist.«
    »Natürlich komme ich. Sofern Dr. Franzen nicht gerade auf der Jagd ist.«
    »Macht er immer noch einen auf viktorianischer Schuldirektor?«
    »Es wird sogar noch schlimmer.« Ich seufzte. »Jeden Tag

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