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Das Geheimnis Des Amuletts

Das Geheimnis Des Amuletts

Titel: Das Geheimnis Des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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immer sein würde.
    »Oh – nun, ja, natürlich«, murmelte ich. »Vergessen wir es.«
    Wir standen einen Moment unbeholfen da, waren zum ersten Mal um Worte verlegen.
    »Was wolltest du mir sagen?«, fragte Lynton schließlich.
    Dies war der Moment, um alles zu beenden. Natürlich wollte ich es eigentlich gar nicht. Ich wollte mich wie ein verhungerndes Kind an die mageren Krumen der Freundschaft klammern, die er mir bot. Aber ich musste irgendeine Art von Würde bewahren, indem ich wegging. Dies war der Moment, in dem ich meinen Traum tötete.
    »Ich kann nicht mit dir zusammen dieses Konzert machen, Lynton«, sagte ich gestelzt. »Danke, dass du versucht hast, mir zu helfen, aber ich bin nicht gut genug, um allein zu singen. Sag Mr. Brooke bitte, dass ich es wirklich nicht kann. Ich werde im Chor mit den anderen singen, und dafür brauche ich nicht mehr mit dir zu proben.«
    »Also ziehst du dich in die hintere Reihe zurück und tust, als wärst du nicht da?«, fragte Lynton. »Ist es nicht das, was du getan hast, seit du nach Wyldcliffe gekommen bist?«
    »Vermutlich, ja.« Ich zuckte mit den Schultern. »Es schien mir der leichteste Weg zu sein, um über die Runden zu kommen.«
    »Du bist mehr wert als nur das.«
    »Nein, das bin ich nicht. Ich bin gar nichts wert.« Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme tränenerstickt klang.
    »Du bist der einzige Mensch, der das denkt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Selbst meine Mutter wollte mich nicht richtig, jahrelang nicht. Und jetzt … oh, es ist alles so schwierig. Du kannst das nicht verstehen.«
    »Ich verstehe mehr, als du denkst. Ich bin dein Freund, Helen.«
    Freundschaft war besser als nichts. Aber es würde leichter sein, mit nichts zu leben, als zu versuchen, mit den Resten seiner Zuneigung klarzukommen. Ich versuchte es erneut. »Ich habe meine Freundinnen angelogen, um mich mit dir zu treffen zu können«, brachte ich mühsam heraus. »Ich glaube nicht, dass ich dich wiedersehen will. Es gibt da etwas, das ich tun muss. Dinge, die zuerst kommen, Zeug aus meiner Vergangenheit. Ich kann dich nicht wiedersehen. Es ist zu … zu schwierig, mit dir befreundet zu sein. Wir haben uns gerade erst getroffen, du weißt im Grunde gar nichts über mich, und ich weiß nicht, ob …«
    »Ob du mir vertrauen kannst?«, fragte er. »Lass mich dir bei diesen Sachen helfen, was immer es ist, und ich werde dir beweisen, dass du es kannst.«
    Ich fühlte mich plötzlich so müde, als hätte ich seit hundert Jahren nicht mehr geschlafen. Der See wirkte so schwarz und tief. »Es tut mir leid, Lynton, du kannst mir nicht helfen. Und ich kann es nicht erklären. Es ist nicht genug Zeit, nicht einmal, wenn ich die ganze Nacht lang reden würde, bis morgen früh die Sonne wieder aufgeht.«
    Lynton schüttelte den Kopf und lachte leise. »Es ist seltsam, dass alle denken, die Zeit wäre festgelegt, als müsste sie hastig benutzt werden, bevor sie abläuft. Aber in Wirklichkeit ist es nicht so.«
    »Nicht?« Ich war mir nicht ganz sicher, worüber er redete.
    »In der Musik«, versuchte er zu erklären, »ist die Zeit eine Grundstruktur, an der alles hängt. Wir können sie messen, sie zählen … aber im Leben und im Tod ist die Zeit anders.«
    »Wie? Wie meinst du das?« Lynton wirkte auf die gleiche Weise überzeugt von sich und seinen Ideen, wie der Fluss sicher war, dass er in die richtige Richtung floss.
    Er nahm meine Hand. »Du frierst«, sagte er. »Lass uns ein Stückchen gehen, während ich versuche, es dir zu erklären.«
    Lynton führte mich vom See weg und zu den Ruinen der Kapelle. Am dunklen Himmel zeigten sich schwach die ersten Sterne.
    »Die Zeit ist nur ein weiteres Element, eine weitere Dimension im Universum«, sagte er. »Sie ist von der Welt, die wir sehen, nicht getrennt. Und die Vergangenheit ist genauso real wie die Gegenwart oder die Zukunft.«
    »Aber wenn etwas in der Vergangenheit ist, ist es beendet, oder nicht?«
    »Nein. Es existiert immer noch – es geschieht immer noch, wenn du es möchtest.« Wir erreichten die Ruine und suchten hinter den zerbröckelnden Mauern Schutz vor dem Wind; eine einzelne Laterne erleuchtete die im Schatten liegende Kapelle. »Die heiligen Schwestern zum Beispiel, die einmal hier gelebt und gebetet haben, sind immer noch da. Ihre Zeit ist in unserer eingewickelt, wie ein Kreis in einem Kreis.«
    Ich hatte diese Frauen selbst gesehen, an diesem Ort, als wir unsere Beschwörungen gewebt hatten. Ich hatte ihre

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