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Das Geheimnis des Falken

Titel: Das Geheimnis des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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ich vom Splendido aus telefonisch Vorwarnung gegeben; sie zahlten den ›Sonnenreisen‹ Prozente!) Mrs. Bloom bestellte ›O sole mio‹, und ich sah, wie sie ihren Mann über den Tisch hinweg zärtlich anlächelte. Sogar die eine Lehrerin war ganz verzaubert.
    »Diese Leute sind wenigstens echt, das fühlt man doch«, flüsterte sie ihrer Freundin zu, während Miß Morton, Vater und Mutter trotzend, mit ihrem amerikanischen Verehrer Händchen hielt. Auch der Tenor, der sich mit seiner Gitarre über sie beugte und mit den Augen rollte, vermochte sie nicht zu beirren.
    »Ciao! Ciao! Bambina!« sang er, und meine kleine Gefolgschaft schunkelte hingerissen zu den rhythmischen Klängen. Ihre harmlose Seligkeit hatte etwas Rührendes, und ich bedauerte fast, daß sie vielleicht morgen allesamt in Neapel und nicht mehr in meiner Obhut sein würden. Ein Hirte hat so seine Anwandlungen.
    Auch als wir heimkehrten, lag keine Nachricht von Giovanni beim Empfang. Trotzdem schlief ich diesmal, dem Himmel sei Dank, völlig traumlos durch.
    Der Vormittag war für Einkäufe vorgesehen. Darauf sollte, vor der Abfahrt um vierzehn Uhr, ein früher Lunch folgen. Um neun Uhr morgens rief Giovanni an. »Armino«, sagte er, offenbar in Eile, »ich glaube, ich habe es gedeichselt. Zwei Deutsche mit Volkswagen, die nordwärts reisen wollen. Sie brauchen einen Dolmetscher. Sie sprechen doch deutsch, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Dann greifen Sie zu. Es handelt sich um Herrn Turtmann und Frau. Hässlich wie die Sünde alle zwei, und beide mit Karten und Reiseführern unterm Arm. Lange zu fahren ist ihnen egal, solange es nordwärts geht. Fanatische Besichtigungsmenschen.«
    »Und was ist mit der Vertretung?«
    »Alles in Ordnung. Kennen Sie meinen Schwager?«
    »Sie haben doch mehrere …«
    »Dieser hat lange bei American Express gearbeitet. Er weiß Bescheid. Ist ganz wild darauf, nach Neapel zu kommen und Ihre Leute weiter nach Sizilien zu verfrachten. Prima Mann. Auf den können wir uns verlassen.«
    Ich zögerte eine Sekunde. Würde Giovannis Schwager die Reise auch ordentlich abwickeln? Verstand er es, mit Touristen umzugehen? Und selbst wenn alles klappte, verlor ich nicht meinen Job, wenn das Zentralbüro in Genua von dem Tausch erfuhr?
    »Sagen Sie, Giovanni, sind Sie sicher, daß die Sache funktioniert?«
    Er wurde ungeduldig. »Also entweder ja oder nein. Ich tue Ihnen einen Gefallen, oder? Mir ist die ganze Angelegenheit ohnehin egal. Mein Schwager ist auf dem laufenden und wird Sie im ›Splendido‹ aufsuchen, so daß Sie ihn anweisen können. Und ich muß Herrn Turtmann Bescheid geben. Er möchte um zehn Uhr dreißig starten.«
    Mir blieben knapp anderthalb Stunden, um meinem Vertreter alles zu übergeben, zum Büro zu stürzen und meine neuen Kunden in Empfang zu nehmen. Es würde eine ziemliche Hetze sein.
    »Einverstanden, Giovanni«, sagte ich und hängte ein. Dann rief ich beim Empfang an und bat, falls jemand von den ›Sonnenreisen‹ vorspräche, doch den Besucher sofort zu mir hinaufzuschicken. Und daß ich eine Morgenzeitung brauche. Ich trank eine Tasse kalten Kaffee und warf meine paar Habseligkeiten in den Koffer. Dann überprüfte ich die Rechnungen.
    Der Page brachte mir die Morgenzeitung. Ich riß sie ungeduldig auf, um festzustellen, ob es irgend etwas Neues über den Mordfall gab. Die Berichterstattung beschränkte sich auf einige wenige Zeilen, die auf der letzten Seite standen. Nach wie vor kein Anhaltspunkt, um wen es sich bei dem Opfer handeln könnte. Die Polizei stelle Nachforschungen über vermißte Personen an. Zwei englische Touristinnen hätten sich gemeldet und behauptet, die Frau auf den Kirchenstufen gesehen zu haben, bevor der Mord geschehen sei. Ein Motiv des Mordes habe man immer noch nicht. Die Polizei setze ihre Nachforschungen fort.
    Ich warf die Zeitung in die Ecke und steckte mir eine Zigarette an. Neun Uhr fünfzehn. Zwanzig Minuten mindestens würde ich brauchen, um Giovannis Schwager in sein neues Amt einzuführen.
    Anruf von einem meiner Schäfchen: Amerikanerin! Sie sei im Begriff, sagte sie, Antiquitäten einzukaufen. Ob ich bitte veranlassen könnte, daß die Sachen auf den Dampfer in Genua geschickt würden, und ob ich gleich selbst vorbeikomme und ihr helfe, eine Erklärung zu unterschreiben, irgend etwas mit Zöllen, sie kenne sich da nicht aus. Ich schmierte die Adresse auf irgendeinen Zettel. (Die Firma war mir wohlbekannt. Meister in der Kunst des Schröpfens. Sämtliche

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